Malerei
Die italienifche
Jahrhunderts.
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Wahrheit und Feiniiihligkeit zu verbinden weifs, fo find feine Gemälde in der
That bis auf den heutigen Tag die kaum erreichten Vorbilder einer ganzen
Gattung geblieben. Manchmal fetzte G. B. Tiepolo ihm die farbige Staffage in
feine Bilder. Antonio da Canale 1), gen. Canaletto oder Tonzäzo ift am 18. Oct. Sein Leben.
1697 zu Venedig geboren, am 20. April 1768 dafelbft gePcorben. Sein Vater,
Bcrnarzlo da Canale, ein feiner Zeit gefchätzter Theaterdecorationsmaler, war
fein Lehrer; 1719 aber ging er, da das Handwerksmäfsige feiner Kunfi ihn
verdrofs, zu feiner weiteren Ausbildung nach Rom. Hier blieb er eine Zeitlang
anfaffig und malte er, zum Künftler gereift, zumeiPc römifche Anfichten. Dann
kehrte er nach Venedig zurück, wo er nunmehr die Anfichten feiner eigenen
Vaterftadt, mit echtem Künfilerauge gefehen, auf die Fläche bannte. 1746 bis
1748 hielt er {ich -in London auf 2), kehrte dann aber nach Venedig zurück,
wo er feine Tage befchlofs. Weitaus die gröfste und grofsartigfie Sammlung Seine Bilder
feiner Bilder befindet fich im Schloffe zu Windfor. Der Verfaffer zählte hier in Windfor,
gegen vierzig, zum Theil ganz grofse Bilder feiner Hand; unter ihnen eine
Reihe, welche mit feinem vollen Namen oder feinen beiden Anfangsbuchfiaben
bezeichnet und mit einer Jahresangabe verfehen fmd; unter ihnen z. B. vier
grofse römifche Anfichten von 1742; unter ihnen eine Fülle venezianifcher
Anfichten mit Jahresbezeichnungen feit 1744; unter ihnen auch ein paar Themfe-
bilder. Des Meifters volle Namenszeichnung und die Jahreszahl 1743 trägt
auch fein Coloffeumsbild in Hampton Court. Von den Canaletto-Bildern der i" äjßffo"
National Gallery zu London zeigen nur die drei gröfsten unverkennbar feine in London,
Hand; die übrigen rühren zum Theil von feinem ebenfalls Canaletto zubenannten
Neffen Bernardo Belotto her, deffen Bilder oft mit den feinen verwechfelt
werden. In den grofsen englifchen Privatgalerien befindet {ich aber auch noch
manches fchöne Bild Antonios, das fchönfie vielleicht im Soane-Mufeum.
In Italien haben fich fehr wenig feiner Bilder erhalten; das fchönfie von ihnen
ift wohl die Anficht des Dogenpalaftes in der T uriner Pinakothek. Auch in in Turin.
den Hauptfammlungen des nördlicheren Europas ifi er keineswegs reichlich mit
unzweifelhaft eigenhändigen Werken vertreten. Zu diefen gehören jedoch die
venezianifchen Anfxchten der Dresdener Galerie, von denen die beiden gröfsten in Dresden.
zu den fchönfien Gemälden des Meiiiers zählen (Fig. 646), das Bild mit der
venezianifchen Kirche S. Maria della Salute im Louvre, die ähnlichen Bilder in Paris.
in den Mufeen zu Nantes und Grenoble und die vier grofsen venezianifchen
Anfxchten in der Galerie Liechteniiein zu Wien. Die vier fchönen Münchener (geizig;
Bilder aus Venedig halten auch wir fchon für Jugendwerke Bern. Belottds 3); lieh)-
die vier Bilder des Berliner Mufeums hingegen könnten ebenfogut von einem
anderen Schüler Antonios herrühren.
Auch radirt hat Antonio Canaletto eine Reihe venezianifcher, rö1nifcherRad?fJ:;en_
und Phantafie-Anßchten (Fig. 647). Die zu einem Sammelband mit Titelblatt
x) Quellen: (Zanctti) a. a. O. p. 462-463. Mßrieile (a. a. O.) I, p. 298.
2) Walpale, Anecdotes of painting, Ed. 1872, p. 354. Nach Zanetti a. a. O. p. 462 Wäre
er zweimal in London gewefen.
3) So auch Lernzolizgfj Die Werke etc. S. 59 und 711i. Ällleyar im Allg. Künfilerlexikon III.
S. 438.
Gefchichte d. Malerei. III. (III, 2.) 59