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Buch.
Siebentes
Erßer Abfchnitt.
in ganz Europa zu Ehren; und zwar malte fie fafc nur Halbfiguren in Paftell,
zum gröfsten Theilmmännliche oder weibliche Bildniffe, doch auch Andachts-
bilder, Chriftusköpfe, Marien und Magdalenen, sowie mythologifche und allegorifche
Geftalten. Die Dresdener Galerie befitzt nicht weniger als l 57 folcher Paiiell-
bilder der Rofalba, welche ihre urfprüngliche Farbenfrifche leider zum gröfsten
Theile eingebüfst haben. Auch die Akademie zu Venedig befitzt einige Paflelle
ihrer Hand. In öffentlichen Sammlungen find fie fonft felten. In der kaif.
Galerie zu Wien wird ihr wohl mit Recht ein Oelbildnifs Auguits III. zu-
gefchrieben. Die Dresdener Galerie befltzt übrigens auch noch I7 Miniatur-
bildchen ihrer Hand. Rofalba's Werke machen in ihrer Gefamtheit wegen
ihrer leichten, weichen Anmuth eher einen franzöfifchen, als einen italienifchen
Eindruck. Sie fmd durch und durch vom Geifle des Rococo-Zeitalters belebt.
Als Bildnifsmaler in freilich ganz entgegengefetzter Richtung erfreute fich
Fääiggäfläe in der erllen Hälfte des 18. Jahrhunderts Fm Vilturc Glzzlvlavulz" (165 5-1 743)
gnciüflßei? in Bergamo eines grofsen Rufes; und als Schüler diefes Meifiers haben wir
BarnNazari- noch 191111010 iVnusari zu nennen, der am IO. Mai 1699 zu Bergamo geboren
wurde und am 24. Augufc 1758 zu Mailand fiarb. Diefer reifie als Bildnifs-
maler von einem europäifchen Hofe an den anderen, war jedoch in Venedig
anfäfiig. Sein Stil erinnert ziemlich "auffallend an denjenigen feines Alters-
genoffen Gziujf ZWgarzÄ Die Dresdener Galerie befltzt die Bildniffe eines alten
Mannes und einer alten Frau von feiner Hand.
nixägeiiaßigtß Wie die Figurenmalerei war auch die Landfchaftsmalerei Venedigs im
fcllgafgaälrhgßs I8. Jahrhundert derjenigen der übrigen italienifchen Städte, ja, in manchen
-hui1der_rs._ Beziehungen derjenigen ganz Europas überlegen. Marco Ricci (oben S. 230),
BIMCORML der bis 1729 lebte, war unferes Erachtens, obgleich auch er nur grofse
decorative Wirkungen anftrebte, ein viel bedeutenderer Landfchafter, als
Fr. Zuccherelli (oben S. 918). Aufser feiner fchon erwähnten Bilderfolge in
der Dresdener Galerie kommt befonders eine Reihe feiner Landfchaften im
Schloffe zu Windfor in Betracht. Doch begegnet man ihnen auch in ober-
italienifchen Sammlungen. Die bedeutendften venezianifchen Landfchafter des
vollen I8. Jahrhunderts befchränkten fxch allerdings auf das Gebiet ftädtifcher
oder halbflädtifcher Anflchten (Profpecten- oder Vedutenmalerei), welche zwifchen
dem eigentlichen Architekturflück und der eigentlichen Landfchaft in der Mitte
fiehen; und auch auf diefem Gebiete haben wir (oben S. 231) bereits in Luca
Luca_ Carlevaris, der bis 1731 lebte 1), den bahnbrechenden Meifter der Uebergangs-
Carlevanm zeit aus dem I7. ins I8. Jahrhundert kennen gelernt. Der eigentlich klafflfche
MeiPcer diefes Faches, Antonio Czzlzale, aber wufste feine venezianifchen, römifchen
Cgennägiwtro- und Londoner Stadtbilder bei aller perfpectivifchen Treue, mit der er fie dar-
Pcellte, zugleich mit folcher Wärme des atmofphärifchen Lebens, mit folcher
Klarheit des Waffers, mit folchem Reize der landfchaftlichen Fernen oder
Nähen auszufcatten, dafs f1e, auch wenn fie eigentlich nur Gebäude und Strafsen
darüellen, doch den Eindruck grofs und malerifch aufgefafster Landfchaften
machen; und da auch fein Vortrag energifche Wucht und Breite mit innerer
1) Bezeichnete
zu Vicenza.
Bilder
feiner
Hand
noch
der Akademie
Venedig
M ufeum