Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch. 
Siebentes 
Erfier Abfchnitt. 
Lvr-Tiepolo. (angeblich 1726-1795) und Lorezzzo Tiepolo (geb. 1728). Beide waren in Würz- 
burg wie in Madrid die Gehülfen ihres Vaters; und beide {ind eigentlich nur 
als Radirer bekannt. Sie radirten hauptfachlich Gemälde und Erfindungen 
ihres Vaters. Von Domenico, dem bedeutenderen, haben {ich aber auch einige 
Oelbilder erhalten. In der Kirche S. Agnefe zu Padua foll fich ein mit feinem 
Namen und der Jahreszahl 1777 verfehenes Altarbild befinden. 
153,122? Aus der Schule Baleftra's haben wir Giufeppe Nogari, Pietro Longhi, 
den Grafen Rotari und Rofalba Carriera kennen zu lernen. 
Giuf-Nogari- Giußyßpe_N0gzzrz' ift 1699 in Venedig geboren und 1763 dafelbfi geftorben. 
äelifflfäffif Aufser Balefira wird noch G. B. Pz't2'01zz' (1687-1767), der gefchickte manierirte 
Hiftorienmaler, von deffen Hand {ich im Vorrath der Dresdener Galerie zwei 
grofse Bilder aus der römifchen Gefchichte befinden, als fein Lehrer genannt. 
NogarVsAn-Nogari fchlug feinen eigenen Weg ein und bildete {ich befonders für feine 
Bildniffe und bildnifsartigen lebensgrofsen Halbfiguren einen neuen, realifiifch 
' eingehenden, doch von weichem Helldunkel getragenen Stil aus, der halb an die 
Schule Rembrandts, halb an diejenige Balthafar Denner's erinnert. Befonders 
Seineßildßr- charakterifiifch für diefe Art Nogarfs fincl fein wPetrusa und feine vier {itten- 
bildlichen Halbfigurendarfiellungen in der Dresdener Galerie: vder Geizigee, 
wder Gelehrter, M161" Sparfamea und xdie Alte mit dem Kohlenbeckem. 
Ihnen reihen {ich drei ähnliche Bilder im Stockholmer Mufeum an. Zwei 
 Dogenbildniffe Nogarfs {ieht man in der Akademie zu Venedig. Allegorifche 
weibliche Figuren {einer Hand befitzt die Caffeler Galerie. Altartafeln malte 
er z. B. für die Frari-Kirche und für S. Agofiino zu Venedig. 
Lllijgjjf, Pietro Louglzi ift 1702 zu Venedig geboren und 1762 dafelbfi gefiorben. 
Er nahm einen leicht franzöfifchen Anhauch an. Bekannter als feine religiöfen 
Bilder {ind feine Bildniffe und feine kleinen Sittenbilder. Darftellungen beider 
Arten befitzt die Akademie zu Venedig. Intereffant find hier befonders die 
 vier kleinen mehrfigurigen Sittenbilder, welche als ader Wahrfagere, xder 
 Tanzmeifiem, xder Schneiderft und vder Apotheken: bezeichnet werden. Sie 
find anfprechend als humoriftifch gefärbte Spiegelbilder des Lebens jener Tage, 
verrathen aber keine wirkliche Feinheit der malerifchen Empfindung. Ein 
gutes weibliches Bildnifs feiner Hand befitzt die Dresdener Galerie. 
Grafogfifo Der Graf Pietro Rozfari, welcher 1707 zu Verona geboren wurde und 
1762 als ruffifcher Hofmaler in St. Petersburg fiarb, liefs fich, aufser durch 
Baleftra, noch durch Trevifani und durch Solimena beeinfluffen, brachte es aber 
in grofsen Bildern, zu denen befonders feine iRuhe auf der Fluchta in der 
Dresdener Galerie gehört, nur zu einem kalten, hölzernen Eklektizismus. Weib- 
liche Halbfiguren hingegen verftand er mit fo viel Rococo-Grazie oder zeitge- 
mäfser Sentimentalität auszufiatten, dafs {ie trotz oder wegen ihrer Farbenbläffe 
in ganz Europa beliebt waren. Die Kaiferin Katharina foll ihrer nicht weniger 
 als 300 befeffen haben. In der Ermitage ift jedoch keins diefer Bilder aus- 
gefiellt; dagegen {ieht man ihrer zwei in der Münchener Pinakothek, zwei im 
Stockholmer Mufeum. Die Dresdener Galerie aber befitzt von feiner Hand, 
aufser dem fchon genannten grofsen Bilde, die Halbfigur einer immer noch 
gefchätzten und copirten, fchmachtend gen Himmel blickenden Magdalena 
(Fig. 645), die Köpfe eines alten Mannes und eines Bifchofs und die trotz ihrer
	        
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