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Buch.
Siebentes
Erfier Abfchnitt.
Paolo Veronefe bildete er feine Eigenart zur vollen Reife aus. Tiepolo ift
durchaus ein Kind des I8. Jahrhunderts und wurzelt zugleich ganz in venezia-
335,13? nifchem Boden. Seine zahlreichen Deckengemälde bilden in der genialen
bilde" Leichtigkeit und Freiheit der Anordnung ihrer oft freilich im Verhältnifs zur
Gröfse der Fläche etwas fpärlich gefäten Figuren und in der lichtdurchfioffenen,
warmen, reichen Pracht ihrer Färbung in der That einen würdigen Nachklang
der decorativen Seiten der Kunfi Paolds; doch machte der Meifier, von feinen
Söhnen unterPcützt, fich bei der Fülle derartiger grofser Aufgaben, die ihm
im ganzen venezianifchen Gebiet und bald auch im Auslande geftellt wurden,
die Arbeit manchmal allzu leicht. Von einer individuellen Belebung feiner
Geftalten kann auf derartigen Deckengemälden überhaupt keine Rede fein.
Aber felbft vom rein docorativen Standpunkt aus betrachtet, ift ihre Zeichnung
doch oft zu flüchtig, ihre Anordnung nicht felten zu locker. Mehr monumentalen
Halt haben die bePren feiner nicht minder zahlreichen Wandgemälde; in feinen
53.231, guten Staf f eleibildern aber weifs er feine beraufchenden Farbenaccorde mit
bilden durchgeifiigter Anordnung und manchmal fogar mit feelenvollen Einzelmotiven
zu verbinden. Seine Hauptarbeiten in Venedig und in den Städten des
venezianifchen Fefilandes fallen in die Jahre von 1712 bis 1740. In dem
Selifgiffes letzteren Jahre tauchte er in Mailand auf ; 1750 wurde er nach Würzburg be-
rufen, wo er drei Jahre lang grofse Arbeiten im erzbifchöflichen Palafte aus-
führte; I7 53 kehrte er, hochgeehrt, nach Venedig zurück; 1761 berief König
Karl III. ihn aber nach Madrid, das er nicht mehr verliefs.
Deiiirlrreund Von feinen zahlreichen Decken- und Wand gemälden können hier nur
izvgäiäilgzi einige der bedeutendften genannt werden. Das grofse prächtige Deckenbild
kirche_zu der Scalzi (BarfüfsleQ-Kirche zu Venedig, welche zugleich an den Wänden der
Venedig Seitenkapellen noch einige Jugend- und Altersfresken des Meifiers enthält, {teilt
als im Himmel über dem Befchauer {ich ereignenden Vorgang die Uebertragung
des Haufes der Maria durch Engel nach Loretto dar: hübfch und anfchaulich
i" ägkgliäoijlel gedacht, lebendig und geiftreich durchgeführt. Die Kirche S. M. del Rofario
zu Venedig befltzt, aufser dem Hochaltarbilde, drei Deckenbilder von Tiepolds
Hand: die vMadonnenviIion des heil. Dominicusr, die vApotheofe des Heiligenr
und die grofse, farbige, geftaltenreiche vEinfetzung des Rofenkranzfeftesr.
iäefgaäfrää: In der Scuola del Carmine zu Venedig fieht man fünf Deckenbilder des Meifters,
deren mittleres die Madonnenvifion des h. Simon Stock in befonders klarer
Farbenhelligkeit darftellt. Unter den Fresken Tiepolds in venezianifchen
izfänlgffäf Paläften kommen befonders diejenigen des Pal. Labia (1884 Lobkowitz) in
Betracht. Die Wandgemälde eines Saales diefes Palaftes, welche Scenen aus
der Gefchichte des Antonius und der Kleopatra darftellen, find Tiepolds reiffie
Leiftung und gehören zu den fchönfien Wandgemälden der Welt. Für das
Deckengemälde desfelben Saales aber iit es bezeichnend, dafs an ihm befonders
die kühne vollfiändige Unterlicht eines Pferdes gelobt wird. Aufserhalb
in Udine, Venedigs ift in Italien zunächft der erzbifchöfliche Palaft zu Udine eine Haupt-
ftätte der Wirkfamkeit Tiepolds. Befonders fchön ift hier das von dem Künfiler
mit feinem Namen bezeichnete mittlere Deckenbild der Sala rossia, welches
Vgl.
Krsnja1n'
Anm.
1631
Bermudez
giebt
1763