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Siebentes
Buch.
Erßer Abfchnift.
Studien in Rom beendet, als erfolgreiches Schulhaupt längere Zeit in Venedig
anfaffig gewefen. Seine wohlangeordneten, glatt und weich behandelten Bilder
fleht man in Kirchen Venedigs, Veronas und benachbarter Städte, aber auch
in den öffentlichen Sammlungen zu Venedig, Verona, Florenz, Kopenhagen,
Schleifsheim, Bamberg und Mannheim. Am leichteften lernt man ihn aus den
zahlreichen Stichen kennen, die nach feinen Werken angefertigt worden
Auch hat er felbft einige Blätter radirt. Mit den Schülern oder Schülers-
fchülern diefer Meifter werden wir die hervorragendften venezianifchen Maler
51ffäli:a1ä?st' des 18. Jahrhunderts bereits kennen gelernt haben. Ant. Molinari, deffen
Schulverhältnifs aufwärts bis auf Al. Varotari (oben S. 229), den Lehrer Pietro
della Vecchia's, zurückgeführt werden kann, war der Lehrer Pzkzzzettzzßsü), diefer
war einer der Meifter Giovanni Batlzßa T zkpolzfs; und gerade die beiden
letzteren erfüllten die venezianifche Kunft mit neuem Leben.
1,13135 Giovanni Battzßa Pzkzzzetfa ift am I3. Febr. 1682 zu Pietraroffa im
Trevisanifchen geboren und am 24. April 1754 zu Venedig geftorben. Die
Schule Molinarfs in Venedig hatte er, nach frifcherem Naturalismus Pcrebend,
mit derjenigen Giufeppe Maria Crespfs (oben S. 169) in Bologna vertaufcht,
welche gerade in Bezug auf kräftige Naturanfchauung, grofse Licht- und
Schattenwirkungen, breite Pinfelführung damals einzig in Italien daPtand.
Gleichzeitig vernachläffigte er das Studium der älteren Venezianer nicht und
bildete {ich auf diefe Weife einen Stil, der durch den lebendigen Realismus
feiner Grundlage und durch die Kraft feiner neuen, fchlagenden Licht- und
Schattenbehandlungß) Auffehen erregte und reformatorifch wirkte. Von feinen
Bildern in der Dresdener Galerie hat ßder junge Fahnenträgere (Fig. 642), feit
er in gutes Licht und richtige Augenhöhe gebracht worden, gerade wegen
diefer Eigenfchaften wieder Auffehen erregt und junge Künftler zum Copiren
gereizt. Von feinen Bildern in venezianifchen Kirchen fei das Deckengemälde
der Kapelle des heil. Dominicus in SS. Giovanni e Paolo hervorgehoben.
Berühmt war feine vEnthauptung Johannes des Täufersr im Santo zu Padua.
Als Galeriebilder feiner Hand feien noch genannt vdas Opfer Abrahamsc und
wDavid mit dem Haupte Goliath's(( in der Dresdener, eine kleine Himmelfahrt
Mariae in der Caffeler Galerie, die treffliche grofse Himmelfahrt Mariae im Liller
und das Meleagerbild im Braunfchweiger Mufeum. Eine innere Durchgeiitigung
feiner Darftellungen darf man von Piazzetta freilich nicht erwarten; und felbPc
feine Farbengebung ift trotz ihrer grofsen Gefammtwirkung in der Regel zu
fchwer, um geiftreich genannt werden zu können.
Njigäjge, Piazzetta's Nachfolger G2bwzn2zz' Bzzltgßa Tzkpolw) iPt der bedeutendfte
Giätbgifh venezianifche Figurenmaler des 18. Jahrhunderts, ja, nach der Kunfrempfindung
Schule Ant.
Molinarfs
G. B.
Piazzetta.
I) PV. Engelmalzn in Meyer's Allg. Künftler-Lexikon II, S. 64.4--646.
2) C. Feziev-izi, Memorie trevigiane, Venezia 1803, II, p. 122-123.
3) nGran Maestro d'ombra e di lume fu il nostro Piazzettau, fo beginnt Zanetli (a. a. O. 19.456)
feine Lebensbefchreibung des Meiüers.
4) Befle Monographie über den Meifler von flidor Ifrsnjavi in der Ztschrft. f. b. K., XIV
(1879), S. 161-167 u. 198-206. Früher: f. E. Weßeljs Arbeit über ihn in wKunPc und
Künftleru N. 82-84. C11. Blanc in der wHistoire- des Peintres de toutes les äcolesu. (Zanetli)
a. a. O. p. 464_468.