italienifche Malerei
I 8. Jahrhunderts.
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dadurch etwas Weichliches und Manierirtes. Den Meiftern diefes Schlages
reihen {ich zunächft noch einige an, von denen die einen genannt werden
müffen, weil fie diefen unrein venezianifchen Stil über ganz Europa verbreiteten,
die anderen nicht unerwähnt bleiben dürfen, weil fie die Stammvater der
eigenartigeren venezianifchen Schule des ifijahrhunderts lind. Unter den erfteren
ift als flotter Decorationsmaler in leichtem, oberfiächlichem, aber gefalligem
Stile zunächft Sfzzcopo Au-zzlgozzil) zu nennen, der 1675 in Venedig geboren Alxflfgojnfi
wurde, in jungen jahren an den bayrifchen Hof kam, für den er u. a. grofse
Bilder im Schloffe zu Schleifsheim ausführte, 1729 nach London überfiedelte,
wo er ider bevorzugte Maler der vornehmen Gefellfchafte wurde und, aufser
decorativen Fresken, zahlreiche Bildniffe malte, 1739 nach Venedig zurück-
kehrte, 1747 aber als Hofmaler nach Madrid berufen wurde, wo er 1752 ftarb.
Oelbilder feiner Hand fleht man z. B. in den Kirchen Venedigs und Münchens,
im Madrider und im Braunfchweiger Mufeum, in der Darmftädter und in der
Schleifsheimer Galerie. Zahlreiche Stiche nach feinen Gemälden bewahren
unfere Kupferftich-Cabinete. Ein verwandter Meifter ift Antonio Pcllegrinz", ,;'ä'1fg'fifli_
welcher am 29. April 167 in Venedig geboren wurde, jung nach Deutfch-
land kam, 1708-1712 in England weilte, wo er mit Auszeichnungen über-
häuft wurde, darauf bis 1717 am Hofe Johann Wilhelms in Düffeldorf
arbeitete, nach langen Reifen durch ganz Europa 1725 in Wien Verwendung
fand, 1733 zum Mitgliede der Parifer Akademie ernannt wurde fchliefslich
aber nach Venedig zurückkehrte, wo er am 5. Nov. 1741 Ptarb. Ueberall
hinterliefs er Wand-, Decken- oder Altargemälde. Die Leichtigkeit feines
Pinfels, die uns heute freilich als Seichtigkeit erfcheint, machten ihn zu einem
der Lieblinge des Zeitalters. Oelgemälde feiner Hand fleht man z. B. noch
im Louvre zu Paris und in der Augsburger Galerie.
Von den Meiftern diefer Art, die wir wegen ihres Einfluffes in Venedig
felbft nicht übergehen dürfen, find zunächft noch Antonio Molinari und Antonio
Baleftra zu nennen. Beide gehören auch noch zu den Malern, die man beim
erften Anblick kaum für Venezianer anfehen würde. Alztpnio Mo!z'2zarz' (1665 bis
nach 1727), deffen Vater Gz'0vzz1z2zz' Battgßa M0lz'1za1'z' (1636 bis nach 1682) ein Mail-wärt
Schüler Pietro della Vecckizfs (oben S. 229) gewefen war, ift ein formenreiner, Pöfjäfhäälla
liebenswürdiger Eklektiker. Der Mangel an venezianifcher Eigenart, welcher
uns in feinen Bildern, die zahlreich in den Kirchen Venedigs zu finden find,
auffällt, erfchien feinen venezianifchen Zeitgenoffen gerade als individuelle
Eigenart des Meifters. Sein rAmor und Pfychee in der Dresdener Galerie ift
immerhin ein anfprechendes Werk. Antonio Bzzlqfim (1666-1740) 4) ift in ggfjgäjlf
Verona geboren und geftorben, hatte feinen Hauptunterricht aber in Venedig
unter Antonio Bellucci (oben S. 230) genoffen und war, nachdem er feine
I) Das Ausfiihrlichüe über ihn von Ayulizz: Meyer in feinem Allg. KünRler-Lexikon I,
S. 631-636.
z) Die nVitau Pellegrinfs von seiner eigenen Wittwe gefchrieben, bei Älarietle, Abecedario IV,
p. 93-95. Da mit den hier gegebenen Zahlen auch Zanetti, Pittura veneziana 1771; p. 445 u.
446 übereinßimmt, [0 müffen Mariette's eigene Daten, a. a, O. p. 92, auf Druckfehlern beruhen.
3) Archives de YArt frangais I, p. 383.
4) (Zanetli) Della Pittura veneziana, a. a. O. p. 434. Eemrzsroni, Studj., Verona 1864,
P- 372'_373-