Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch. 
Sechstes 
Abtheilun g. 
Vierter Abfchnitt. 
andere mögen durch den Glanz der neueren englifchen Schule fo in den Schatten 
geflellt worden fein, dafs nur ein Forfcher, welcher flch einer vArchäologie der 
englifchen Malereir annehmen wollte, lie in befcheidenem Lichte wieder zu Ehren 
bringen könnte; die meiften von ihnen werden aber wirklich erlt in Ver- 
geffenheit gerathen, dann in die Rumpelkammern gewandert fein, weil fie 
kein befferes Schickfal verdienten l). 
Doch bleiben immerhin manche Meifter diefer Reihe übrig, Welche nicht 
mit Stillfchweigen übergangen werden dürfen; und einige von ihnen treten uns 
auch ihren Werken nach einigermafsen fafsbar entgegen?) 
Nlxgfetrfr" Zunächft fei bemerkt, daß die Miniaturmalerei im Sinne der Malerei 
kleiner Bildniffe, welche, wie wir gefehen haben, fchon in der zweiten Hälfte 
des 16. Jahrhunderts unter den Händen Nicholas Hilliarcfs und Ifaac Olivers 
(oben S. 104-105) nationale PHege auf englifchem Boden fand, nunmehr im 
Anfchlufs erft an den Stil des Daniel Mytens und feiner Zeitgenoffen, dann an 
denjenigen des van Dyck und feiner Nachfolger von einheimifchen Meillern ge- 
Peßermiver- trieben und gepHegt wurde. Zunächft war Ifaads Sohn, Peter  
ein würdiger Nachfolger feines Vaters. Dafs er unter van Dyck's EinHufs ftand, 
zeigen feine Miniaturen, wie feine Copie nach van Dyck's Sir Kenelm Digby 
und Familie 3) bei der Baronefs Burdett Couts, zeigen aber auch die meiflen, 
wenigllens der fpäteren eigenen Bildniffe feiner Hand, die noch immer gefucht 
und theuer bezahlt werden. Ihm folgte ein MeiPcer diefes Faches, Yolm 
 Hoskizizs (geft. 1664), von deffen Hand fich z. B. im Burleigh Houfe in 
Northamptonfhire Miniaturen erhalten haben. Sein Neffe und Schüler 522212211)! 
 Coajbrr (1609-1672) aber erwarb fich durch die Klarheit und Frifche feiner 
kleinen Bildniffe, die er {ich fchon mit 30 Pfund Sterling jedes bezahlen liefs, 
den Ruf, ein wirklich grofser Künftler in kleinen Rahmen zu fein; und auf 
John DiXQH- diefe Meifter folgten z. B. noch Yolm Dzlrozz (gePc. um 1715), ein Schüler Lely's 4), 
Rich.Gibfon. der Gemäldeconfervator Karl's II. war, Richard Gibfolz, der Zwerg, der fich 
Mary Beile. durch Copiren nach Sir Peter Lely bildete, [Vfary Beule (1632-1697), welche 
ihren erften Unterricht ebenfalls bei Lely erhielt und ihrer Zeit viel befchäftigt 
wurde. Dennoch erkannten die Engländer felbPc den Preis vor allen ihren 
23:;  einheimifchen Miniaturiften dem Genfer Ymlz Petitot (1607-1691) zu, welcher 
erft am Hofe Karls I. in London, dann am Hofe Ludwigs XIV. in Paris eine 
künillerifche Rolle fpielte, fich nach dem Widerruf des Edictes von Nantes aber 
nach Genf und Vevey zurückzog. Seine kleinen Bildniffe, welche in der Regel 
auf Gold oder Silber emaillirt lind, finden fich hauptfächlich in englifchen  
doch auch in einigen feftländifchen Sammlungen und gehören noch heute zu 
den gefchätzteften Werken ihrer Art. 
I) Was Horare ßVaQmZz, der die erRe Auflage feiner Anecdotes of painting 1761 herausgab, 
über die Aufbewahrungsorte mancher Bilder mancher diefer Meifler fagt, darf heute ohne forgfiiltige 
Nachprüfung natürlich nicht wiederholt werden. 
2) Man vergleiche, aufscr IIVaÄzSoZe, Riclmrd and Samuel lfzdgrave: A Century of painting. 
London 1866, I, p. 1-43.  Auch G. F. Waagen, Treasures of Art in Great Britain. London 
1854, I-III passim. 
3) Waagen a. a. O. II, p. 96. 
4) Nicht Knellefs, wie Redgnwe a. a. O. p. 33 fagt. Siehe Waßßole a. a. O, p. 256. 
5) Waagm I, p. 416, II, p. 92, III, p. 408.
	        
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