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Sechstes Buch.
Abtheilung.
Vierter Abfchnitt.
leichtere, Hüchtigere, oberfiächlichere; aber feine Malweife gefiel; und als fein
Nebenbuhler nach einigen Jahren flarb, war er Alleinherrfcher in den bildnifs-
bedürftigen Kreifeil der Weltftadt. König Wilhelm III. fchlug ihn 1692 zum
Ritter; machte ihn 1697 zum Prafidenten einer neugegründeten Akademie, die
jedoch bald wieder einging; Georg I machte ihn 1715 zum Baronet; 1723
Sein Stil. fiarb er. Sir Godfrey Kneller war ausfchliefslich Bildnifsmaler. Von der Wärme
der Schule Rembrandts kommen nur fehr felten Refte bei ihm zum Vorfchein;
fo doch z. B. in dem fchönen Bilde des Sir John Robinfon beim lVlarquis of
Bute in London, der noch das fpäte, erft 1720 gemalte, ziemlich verblafene
Bild der Lady Mary Wortley Montagu von feiner Hand befitzt. Im All-
gemeinen leitet er durchaus in den kälter und baufchiger werdenden Gefchmack
"Hggmn der Perrückenzeit hinüber. Berühmt find feine acht wHampton Court Beautiesq
Beimlifsu. in Hampton Court, der Schönheitsgalerie Wilhelms III., als Seitenftück der von
äsääägtl Lely gemalten iWindfor Beautiesa. Bekannt unter dem Namen des wKit-Cat-
Clubr fmd auch feine in John Faber's Mezzotinto-Publication verbreiteten 43
Einzel- Bildniffe berühmter Zeitgenoffen. Charakteriftifche Bildniffe feiner Hand flnd
reiäiifhi-igäd. Z. B. noch dasjenige des Kupferftechers John Smith in der Londoner National
Gallery, das 1698 gemalte, theatralifch aufgefafste Bildnifs Peter des Grofsen
mit einem Hintergrunde von W. v. d. Velde, jetzt in Hampton Court, das
Bildnifs der Herzogin Sarah von Marlborough, bisher in Blenheim, ein baufchiges
männliches Bildnifs in Chatsworth, feine Bilder in der Braunfchweiger Galerie,
von denen dasjenige des Prinzen von Sachfen-Eifenach bezeichnet und von 1689
datirt ift, und die Bilder der kaif. Galerie zu Wien, von denen dasjenige des
Erzbifchofs von Canterbury, William Wake, unter der Namenszeichnung des
Künftlers die Jahreszahl 1716 trägt. Befonders lebendig ift feine 1684 für
Karl II. in Paris von ihm angefertigte Zeichnung Ludwigs XIV., die in Hampton
Court aufbewahrt wird. Nur durch das Schwarzkunftblatt John Smitlfs kennen
wir fein lebendiges Bild des jungen Duke of Gloucefter (Fig. 642).
Sjijlhläriglfhef Von feinem ebenfalls nach England ausgewanderten älteren, aber minder
Knßller- berühmten Bruder Yolzarznes Zaclznrizzs Knaller (angeblich 1644-1702), befitzt die
Schweriner Galerie ein bezeichnetes kleines ovales Bruflbild König Wilhelms III.
"aliffjfche Auf die wenigen franzöflfchen und italienifchen Künfller, welche während
des 17. Jahrhunderts in England thätig waren, wie Horazio und Artemifia
in londßn- Gentilefchi, Claude le Fevre, Benedetto Gennaro, Nic. de Largilliere, J. B.
Monnoyer, können wir an diefer Stelle nicht zurückkommen. Nur Antonio
Vcrrids, des Italieners, der 1639 zu Lecce bei Otranto geboren war und 1707
zu Hampton Court ftarb, müffen wir kurz gedenken. Von Karl II. nach Eng-
land berufen, wurde er der eigentliche Decorationsmaler feines Adoptiv-Vater-
landes. Die Paläfte aller englifchen Grofsen waren voll von feinen leicht hin-
geworfenen allegorifchen und mythologifchen Wand- und Deckenmalereien.
Am leichteften lernt man ihn in feinem letzten Werke, den Gemälden im
grofsen Treppenhaufe zu Hampton Court, kennen.
Forfchen wir nun aber näher nach, ob denn gar keine geborene Engländer
Enaland- fich während des 17. Jahrhunderts felbftthätig am Kunftleben ihres Vaterlandes
betheiligten, fo ftofsen wir 1) auf Malernamen genug, auf Lebensnachrichten
hier Horace
Quelle bleibt auch
Waljmle