Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Sechstes 
Buch. 
Abtheilun g. 
Vierter Abfchnitt. 
wieder zwei deutfche Meifler, die freilich ihrem grofsen vlämifchen Vorgänger 
keineswegs ebenbürtig waren, doch aber von der öffentlichen Meinung in England 
getragen und vom König zu Rittern gefchlagen wurden: Sir Peter Lely und 
Sir Godfrey Kneller. 
5:115?) Sir Peler Lelfs eigentlicher Name war Peter van der Faes. Lys, Lilie, 
englifch Lely, War ein Beiname feines Vaters, eines Hauptmanns gewefen. 
Peter wurde 1617 oder 1618 in Soeft in Weftphalen geboren. Er bildete fich 
Sei" Lehm- in I-Iaarlem unter Pieter de Grebber (oben S. 586) zum Künfller; 1641 nahm 
Prinz Wilhelm von Oranien ihn mit nach England, das er nicht wieder ver- 
liefs. Van Dyck flarb zu Ende des Jahres 1641. Seinen Unterricht kann der 
junge WVeftphale kaum noch genoffen haben; aber feine Bilder thaten es ihm 
an; er copirte fie, wie z. B. feine treffliche Copie nach van Dycläs 1697 zu 
Whitehall verbranntem Bildniffe Karls I. in der Dresdener Galerie beweift 1); 
und er bildete fich auf diefe Weife zu feinem Nachfolger heran. Während des 
Interregnums malte er Oliver Cromwell fo gut, wie er Karl I. gemalt hatte. 
Nach der Reftauration ernannte Karl II. ihn zu feinem Oberhofmaler (principal 
painter) und verlieh ihm 1679 die Baronets-Würde; 1680 flarb er am Schlage, 
biäffifeläi; Während er die Herzogin von Somerfet malte. Gefchichtsbilder feiner Hand 
Hand- {ind fehr feltenü); doch werden eine wMagdalenaa und eine wSchlafende Venusa 
feiner Hand in Windfor Caftle genannt und fah der Verfaffer in Chatsworth 
beim Duke of Devonfhire feinen in der Formenfprache an die gallifirten Nieder- 
 länder erinnernden wRaub der Europaa. Hauptfachlich war Lely Bildnifsmaler; 
Ihr Sril- und wenn er als folcher auch glatter und manierirter erfcheint, als van Dyck, 
leerer in der Modellirung, oft röthlicher im Fleifchton, fo verfland er es doch 
im Ganzen vortrefflich, im technifchen Anfchlufs an den letzten Stil feines Vor- 
gängers dem Bedürfnifs der Zeit nach eleganten Kleidern, raffinirten Haltungen, 
sefgfdiäägf" fchmachtenden Frauenblicken Rechnung zu tragen. Vorzugsweife malte er 
nämlich Frauenbildniffe; und er galt als der eigentliche Frauenmaler feiner Zeit. 
In der Londoner National Gallery fleht man ein hübfches Mädchenbildnifs feiner 
 Hand. In Hampton Court aber befindet {ich die berühmte Schönheitsgalerie 
„w2iÄr0r-Karl's II., befinden {ich die fog. wWindfor-Beautiesr, von denen mehr denn ein 
Helium" Dutzend von Sir Peter's Hand gemalt find; am meillen an van Dyck erinnert 
wLa belle Hamiltona, am meifiexi von feiner eigenen koketten Anmuth zeigt 
wPrincefs Mary als Dianaa. Durch das Schvaarzkunftblatt kennen wir fein 
määglffhen elegantes Bild der Frau Lucy Loftus (Fig. 641). Zu feinen beften männlichen 
Bild"me' Bildniffen gehören diejenigen des Edward Hyde, erften Earls of Clarendon in 
fchwarzer Kanzlerkleidung beim Earl of Clarendon zu Grove Park, des Jocelyn, 
elften Earls of Northumberland, und der Kinder Karfs I. zu Petworth, Jacob's II. 
als lockigen Knaben und ]ocelyn's im Harnifch beim Earl of Carlisle in Howard 
Caftleil). Auf dem Feftlande find feine Bilder fehr felten; doch befitzt z. B. 
die kaif. Galerie zu Wien zwei Damenbildniffe, die Ermitage zu St. Petersburg 
die Bildniffe eines Admirals und feiner Gattin von feiner Hand, die Uffizien- 
galerie zu Florenz fein Selbftbildnifs.  
Dresden, 
Vgl. des Verfaffers grofsen Katalog der k. Gemäldegalerie zu Dresd: 
Vgl. Wzzlpole, Anecdotes, a. a. O. p. 227. 
Man vgl. übrigens G. F, Waagen, TICQSHIBS of Art in Great-Britain. 
18871 
33 7- 
London 
1854-
	        
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