Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

während 
England 
Malerei in 
Die 
Jahrhunderts. 
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Auf dem Gebiete der bildenden Künfte konnte die puritanifche Revolution a: giftig; 
in England nicht fo zerftörend wirken, wie auf demjenigen der Dichtkunfhi" England. 
weil es hier in England damals noch wenig zu zerfiören gab. Nur die Mög- 
lichkeit, dafs aus dem Rubens-van DyckTchen Kreife in London {ich eine 
freiere, felbftändigere englifche Kunft entwickelt hätte, eine Möglichkeit, die an 
fich nahe lag, wurde durch den gleich nach van Dycläs Tode hereinbrechenden 
kunftfeindlichen Umfchwung natürlich im Keime erliickt. Eines gewiffen Rufes 
erfreuen flch allerdings zwei englifche Architekten jener Tage, der eine Archßfktem 
ebenfalls am Eingang, der andere am Ausgang des Jahrhunderts: Inigo Jones Inigo Jones. 
(1572-1650) 1), der Erbauer des Banqueting Houfe in Whitehall für Jakob I. 
und vieler anderer Gebäude, und Sir Chriftopher Wren (1632_1723), der Sißvffrffß- 
Erbauer der neuen St. Paulskirche in London und eines grofsen Theiles der 
übrigen, nach dem grofsen Feuer von 1666 aus der Afche erflehenden Welt- 
fiadt. Beide waren in der That tüchtige, gefchmack- und verfiändnifsvolle 
Baumeifter; aber fie {landen natürlich, wie die Baumeiüer aller Länder des 
I7. Jahrhunderts, ganz unter dem Einfluffe des Südens und haben eine befon- 
dere englifche Kunüweife nicht zu fchaffexl vermocht. 
Auf dem Gebiete der Malerei begnügte {ich England, in dem diefe äiäääijläi 
Kunft {ich im I8. Jahrhundert plötzlich zu hoher und eigenartiger Blüthe ent- 
falten follte, auch im 17. Jahrhundert noch damit, nicht nur fremde Art, fondern 
auch fremde Meifler bei fich einzuführen. 
Die Zahl der vlämifchen und holländifchen Maler, welche vom Ende des V53?" 
16. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts in England gearbeitet haben, ift fo  
grofs, dafs es, nachdem wir bei der Befprechung der meiden von ihnen ihres England- 
Aufenthaltes in England gedacht haben, unmöglich ift, {ie an diefer Stelle noch- 
mals alle aufzuzählen. Es fei nur daran erinnert 2), dafs Rubens um 1630 in 
England arbeitete und hier in den Ritterftand erhoben wurde, dafs vlämifche 
Meilier (oben S. 86-88), wie Paulus van Somer und Hendrik Steenwijck d. j., 
holländifche Meilier, wie Corn. Ketel (oben S. 661), Daniel Mytens (oben S. 806), 
Corn. Jonfon van Ceulen (oben S. 663) die Vorgänger van Dycläs als gefchätzte 
Londoner Bildnifsmaler waren, dal's van Dyck (oben S. 45 3_458) felbft faPc 
ein Jahrzehnt lang das ausfchliefsliche Vorrecht zu haben fchien, die englifchen 
Grofsen zu malen und in London die gleiche herrfchende Rolle fpielte, wie ein 
Jahrhundert früher der Deutfche Hans Holbein, dafs in der zweiten Hälfte des 
Jahrhunderts Sitten-, Landfchafts- und Stillebenmaler wie Samuel van Hoch- 
{iraaten (oben S. 721), Abr. Hondius (oben S. 845), Jan Looten (oben S. 748), 
Jan Griflier (oben S. 759), Cafp. Netfcher (oben S. 812), Willem van der Velde 
d.  und d. (oben S. 762_764), Dirk Stoop (oben S. 578), Godfried Schalcken 
(oben S. 8 54), Thomas Wyck (oben S.6I 7) theils vorübergehend ihren Aufenthalt 
in England nahmen, theils den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit hierher verlegten. 
Die eigentlichen Erben der Kundfchaft und des Anfehens van Dyck's als läfugäiie? 
Londoner Bildnifsmaler aber waren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mlgliägfrgn 
I) Nach Samzm Redgrzzvc, A dictionary of Artists of the English School. New Edition. England. 
London 1878, p. 242. 
2) Die beße Quelle immer noch Huracß lffizälßole: Anecdotes of Painting in England. Reprint  
of the edition of 1788. London 1872.
	        
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