Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

894 
Buch  
Sechstes 
Abtheilung. 
Dritter Abfchnitt. 
Galerie rechnen, die Darfiellung einer reichgekleideten Dame, welche an roth 
bedecktem Tifche einem fitzenden Schreiber ihren Willen dictirt, erfcheint er 
als einer der betten und zugleich eigenartigfien Schüler Rembrandts Das 
duftige Helldunkel wird hier von einem feinen, kühlen Gefammtton getragen; 
die ftoffliche Behandlung der Stoffe, befonders des hellen, reich befetzten Seiden- 
kleides der Frau, ift vom zartefien Reize, die Köpfe find lebendig und aus- 
drucksvoll. Auch das Bildnifs eines jünglings im Hut, welches als fein Selbfl- 
 bildnifs gilt, in der Dresdener Galerie, wirkt, obgleich es fchon etwas verblafen 
im Vortrag ifi, noch warm und anziehend, an Bol erinnernd. Seine fchwächeren 
Bilder, wie das Bildnifs eines alten Mannes von I654 und wder Heyduckea von 
1655 (1665?) in derfelben Sammlung lind ziemlich flau und haltlos in der 
Modellirung und in der Färbung. Vortrefflich in feiner Art ift aber das Jagd- 
beutebild mit dem das NVild ausweidenden jäger von 1660 im Schloffe Moritz- 
burg bei Dresden.  Charakterifiifche Bilder feiner Hand {ind ferner ßder 
heil. Hieronymuse, vder Bauer in feiner Hüttex, xClCf Marodeurr von 1665 
in Wien, und zwei männliche Bildniffe (eins von 1660) in der kaif. Galerie zu Wien; 
vder Wolf ein Lamm verzehrendr von 1666, vdie tanzenden Bauernu, xder 
i" Alte mit der Schreibtafela und das xmännliche Bildnifsa in der Schleifsheimer 
in Augsburg. Galerie, vder heil. Hieronymusu von 1664 in der Augsburger Galerie, vder 
in München, Lautenfchlägere in der Münchener Pinakothek und ein Stilleben von 1660 in 
i" sfj-uägfeß" der Ermitage zu St. Petersburg. Im Dom zu Freifing foll flCh ein xChrifius 
in Freißnz, und die Verkäufer im Tempele von feiner Hand befinden. 
  Der zweite diefer Meifter, Yzizgezz {Yurzkzeizj 07121151), war Schleswig- 
Sein Leben. Holfteiner. Er war 1623 zu Tönningen in Südfchleswig geboren. Um 1642 
war er Rembrandts Schüler in Amfterdam; 1654 begleitete er eine fchleswig- 
fche Prinzeffin nach Stockholm; 1656 und 1662 ift er wieder in Amfterdam 
nachweisbar. Doch follen in diefe Zeit auch feine Arbeiten im Schloffe Gottorp 
in Schleswig fallen. Sicher war er 1664 in Schleswig. Zuletzt zog er nach 
 FriedrichsPtadt, wo er 1679 i) ftarb. In feiner früheren Zeit fchlofs er {ich an 
Rembrandt an, wenn feine Pinfelführung auch weicher, feine Färbung bei aus- 
gebildetem Helldunkel auch kühler war, als diejenige feines Meifiers; fpäter 
nahm er Anklänge an Rubens auf und entwickelte {ich in etwas akademifcherem 
Seine Bilder Sinne. Sein ältefies bekanntes datirtes Bild, ein Familienbildnifs mit acht 
in Haarlem. lebensgrofsen Halbfiguren, beHndet fich im Mufeum zu Haarlem. Es trägt neben 
der Namenszeichnung des Meifiers die Jahreszahl 1650 und hat weniger von 
Rembrandt, ift glatter und Hauer, als feine etwas fpäteren Werke, wie z. B. 
in Nantes, xdie Heimkehr des jungen Tobiasr von 1651 im Mufeum zu Nantes; 1654 
Stocjälolm, malte er die Hochzeit Karls X. von Schweden, jetzt im Mufeum zu Stock- 
Amngdam, holm; die Jahreszahl 1656 trägt fein grofses Regentenftück des Amfterdamer 
Reichsmufeums, das noch ein nicht datirtes, aber bezeichnetes Einzelbildnifs 
feiner Hand befitzt. In diefen Bildern ficht er auf der Höhe feiner Ent- 
 Wicklung unter Rembrandts EinHufs. Auf dem erfteren Bilde fitzen die 
Regenten in fchwarzen Hüten und Röcken um einen rothen Tifch; das letztere 
I) Darzlr Sclmittger: Jürgen Ovens, im Repertorium X (1887), S. 139-152.  
2) Doris Schnitiger a. a. O. S. X46. Nach anderen, wegen ihrer grösseren Genauigkeit vielleicht 
vorzuziehenden Angaben am 7. Dec. 1678.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.