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Buch.
Sechstes
A btheilung.
Dritter Abfchnitt,
fammlungen diefer Stadt aber iPc Ruthart überhaupt am reichlichflen vertreten:
zumal in der Galerie Liechtenflein, die nicht weniger als lieben, meifl bezeichnete
Bilder feiner Hand befitzt, und in den Sammlungen Harrach, Czernin und
Schönborn; befonders reichlich auch in den Privatfammlungen zu Graz. Drei
vfeltene und koflbareri Radirungen feiner Hand befinden {ich im Amflerdamer
Kupferflich-Cabinet.
Auf die Gefchichte des Kupferiliches in Deutfchland, der in Frankfurt
imhälagftlfr" durch die Familie lVlerian (oben S. 87 5-876), in Prag und in München durch
die niederländifche Künfilerfamilie Sadeler 1), in Augsburg durch die Familie
Kilian 2) zur Blüthe gebracht wurde, können wir nicht eingehen. Die Meifler
diefer Familien flachen vielfach nach den in diefen Kapiteln genannten deutfchen
Malern, deren Gefammtrichtung man oft noch am leichteflen aus diefen Stichen
kennen lernt.
Oefierreichifche
Maler
des
Jahrhunderts.
Der deutfche Kaiferflaat des I7. Jahrhunderts war nicht reicher an Künft-
lern, als das übrige Deutfchland, und feine Künftler waren nicht felbftändiger
und bedeutender als diejenigen des ganzen Reiches.
In Pragil), wo die Sammlungen Rudolfs II. einen gewiffen Kunfiflnn geweckt
hatten, lebte während des I7. Jahrhunderts allerdings ein czechifcher Meifter,
der zu den fruchtbarfien und vielfeitigften nordifchen Künftlern jener Tage
Karl Skreta. gehörte, Karl Skfäffl, wie er in der Regel genannt wird, mit feinem eigent-
lichen Namen Killer Ssofvzozvskjl von Zawarzic 4). Er war 1604 zu Prag geboren
und wandte {ich früh nach Italien. In Bologna bildete er fich nach Guercino
und Guido Reni, in Rom feit 1634 nach M. da. Caravaggio; nach Prag zurück-
gekehrt, erfreute er fich hier des Schutzes Ferdinands III. und flarb, hoch
angefehen, 1674. Sein den Italienern abgefehener Eklekticismus wurde noch
eklektifcher, feit er im Norden Rubens und van Dyck dazu Pcudirte. Doch if":
er kein eigentlicher Manierifl geworden, fondern hat die verfchiedenen Ein-
flüffe, die auf ihn eingewirkt haben, nicht ungefchickt zu einem bei guter Zeich-
nung und malerifcher I-Ielldunkelhaltung ziemlich freien, reinen, kraftvoll gemein-
ten, in Wirklichkeit freilich doch recht fchwächlichen Stile verarbeitet. Für
böhmifche Kirchen fchuf er über hundert Altarblätter, die zum grofsen Theile
noch in ihnen erhalten find: z. B. das Hochaltarblatt der Teynkirche, vSt. Lucas
malt die Madonnax, der vSt. Thomasu in der Thomaskirche zu Prag, die
1) Aegidizzs Sadeler, geb. zu Antwerpen 1575, geil. zu Prag 1629; 71112 Sadeler, geb. zu
Brüffel um 15 50, in München feit 1588, gefi. zu Venedig 1610; Rafael Sadeler, des letzteren Bruder,
geb. zu Brüffel um 1555, mit Jan in München, geß. zu Venedig 1616; Phzlijvp Szuleler, ein Sohn des
Aegidius, thätig in München um 1626; Alarm: Sadeler, ein Sohn Jans, geb. in München, gefi. in
Venedig.
2) Lukas Ifilian, geb. zu Augsburg 1579, geil. dafelbft 1637; deffen Bruder Wolfgang ßlian,
geb. zu Augsburg 1581, geft. dafelbß 1662; des letzteren Söhne Philipp Kiiian, 1628-1693, und
Barth. Kilian", 1630-1696 u. f. W.
3) Im Allg.: Gatzffr, 70h. Dlaäarz, Allg, hift. Künftlerlexikon für Böhmen etc. I-IV.
Prag 1815.
4) Dlahacz a. a. O. II, S. 81-91.