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Sechstes Buch.
II. Abtheilung.
Dritter Abfchnitt.
kommnete, feit 1641 aber fxcher wieder in Frankfurt nachweisbar ift, wo er
1681 ftarb. Auch von feiner Hand befinden flCh zwei Blumenftücke, von
denen das bezeichnete die Jahreszahl 1655 trägt, in der Darmftädter, zwei
andere von 1675 in der Caffeler Galerie; dafs er aber in der That eine Zeit
lang in Utrecht gearbeitet, beweift fein kräftig gezeichnetes, bräunlich getöntes
Blumenftück von 1634 mit der Ortsangabe vUtreka im Amfterdamer Reichs-
mufeum.
Ein Schüler Jacob Marrefs war Aärakam Jllälgnon, der bedeutendfte aller
Sein Leben. älteren deutfchen Frucht- und Blumenmaler. Diefer wurde 1640 zu Frankfurt
geboren und nach Beendigung feiner erften Lehrzeit von Marrel felbft nach den
Niederlanden gefchickt, um flch unter der perfönlichen Leitung des Jan Davidsz
de Heem (oben S. 582) in feiner Kunft zu vervollkommenen. Aus Holland
heimgekehrt, lebte er erft in Wetzlar, ift aber fchon 1665 und nach 1676 wieder
in Frankfurt nachweisbar 1), wo er auch wahrfcheinlich 1679 geftorben ift.
In ihrer Anordnung und ihrem Gefammteindruck ftehen feine F rucht- und
Blumenflücke denjenigen feines grofsen zweiten Lehrers am nächften. Sie find
Sein Stil. auch wirklich gefchmackvoll zufammengeftellt und aufserordentlich forgfältig
durchgeführt. Nur ift Mignon's Pinfelführung, mit derjenigen de Heems ver-
glichen, doch hart und trocken, feine Farbengebilng verhältnifsmäfsig kalt
Seine Bilder und reizlos. Immerhin gehört er zu den wenigen deutfchen Meiftern des
17. Jahrhunderts, deren Bilder auch vom Auslande gefchätzt und gekauft wurden.
113mm, Im Louvre zu Paris befinden fich nicht weniger als fechs, im Amfterdamer
Aqmgidam, Reichsmufeum nicht weniger als fünf, im Haager Mufeum drei, im Rotterdamer
'mi,l,rlaag' zwei, in der Ermitage zu St. Petersburg vier, in der Turiner Pinakothek zwei,
ifzumeift bezeichnete und charakteriftifche Bilder feiner Hand. Eins fieht man
ilfjufffgrin, in der Kopenhagener Galerie. Die meiPcen von ihnen befitzen aber doch die
inhfgeaif" deutfchen Sammlungen: z. B. nicht weniger als fünfzehn (unter ihnen zwölf
bezeichnete) die Dresdenerpfünf die Schleifsheimer, vier die Karlsruher, drei die
inK:jli:ühe_ Schweriner Galerie, je zwei das Städeffche Inftitut zu Frankfurt a. M. (von
lfälpqldääiä Levin beftritten), die Münchener Pinakothek, die Caffeler Galerie und die kaif.
Galerie zu Wien.
Fragifzrter Auch die bekanntefte deutfche Thiermaler-Familie des 17. Jahrhunderts Y),
Thiermaler. die Familie Roos, gehörte während ihrer Blüthezeit Frankfurt a. M. an. Ihr
Johkgiiinr- Stammvater Ynknmz Heirzriclz R003 war 1631 zu Ottersberg (nicht Otterndorf)
Sein Leben. bei Kaiferslautern geboren, lernte feine Kunft in Holland, reifte dann in Italien,
erwarb aber 1668 das Frankfurter Bürgerrecht und behielt auch, nachdem er
1673 Hofmaler des Kurfürften Karl Ludwig von der Pfalz geworden war, und
obgleich er wiederholt an den Höfen zu Caffel und Mainz auftauchte, doch
Kuimzife. feinen eigentlichen Wohnfitz zu Frankfurt, wo er 1685 flarb. Er fchlofs {ich
an die italifirenden niederländifchen Thiermaler wie N. Berchem und K. du Jardin
an, führte feine zahlreichen italienifchen Campagna-Ruinenlandfchaften mit
ruhenden Hirten und Heerden aber gedrängter in der Anordnung, trockener
in der Pinfelführung und kälter in der Farbe aus als feine Vorbilder. Ver-
I) Gwinner a.
2) Ihr letzter
Wien.
a. O. S.
Sproffe,
Pcarb
erPc
1805
als
Infpektor
der
Belvedere-Galerie