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Sechstes Buch.
Abth eilung.
Dritter Abfchnitt.
Matthäus
Merian d. J.
barten Bade Schwalbach frarb. Selbfi hauptfächlich als ziemlich handwerks-
mäfsiger, aber erflaunlich fruchtbarer Radirer, als Topographl) und Verleger
bekannt, wurde er der Stammvater einer grofsen Künfilerfamilie. Sein Sohn
Mattlz. Merizm d. 9'. war 1621 ebenfalls noch in Bafel geboren, aber im zarten
Kindesalter mit feinen Eltern nach Frankfurt gekommen, wo er 1687 flarb.
Er war nicht nur als Stecher und Radirer, fonclern feiner Zeit auch als Maler
berühmt. Als folcher war er Schüler Joachim van Sandrarts (fiehe unten) und
wurde er befonders wegen feiner Bildniffe gefucht. Doch hat unfer Jahrhundert
diefelben zumeiPt den Rumpelkammern überwiefen, wenn auch die Darmflädter
Galerie noch fein Selbflbildnifs, die kaiferl. Galerie zu Wien noch ein männ-
liches Bruflbild feiner Hand neben einer Landfchaft feines Vaters bewahrt.
Sein berühmteftes Bild, die 1655 gemalte "Artemiüau, die Afche ihres Gemahls
in einen Trank mifchenda, hat {ich im Amalienftifte zu Deffau erhaltenü).
Kzzfpar illerzkzzz (geb. 1627), ein mittelmäfsiger Kupferßecher, war der zweite
Sohn des alten Matthäus Merian; deffen Tochter aber War [Vfarzkz Sibylla
illwlzkzn (1647-1717), die Schülerin Abraham Mignons (flehe unten), von deren
Hand {ich in der kaif. Galerie zu Wien ein ßBlumenkorbrr erhalten hat. 701mm;
Jogi-eäljäflh illattkäzzs van Jlleriarz endlich (16 59-1 716), ein Sohn des zweiten Matthäus, war
feiner Zeit als Zeichner und Paftellmaler gefchätzt.
Josffäfgrvtf" Bedeutender als alle diefe Mitglieder der Familie Merian war Yoackinz von
Sandrarl, der oft von uns erwähnte Verfaffer der grofsartig angelegten, wenn-
"Tifxiäghe gleich etwas ungleich ausgeführten, reich illuftrirten vTeutfchen Academie der
Academieß. Bau-, Bild- und Mahlerei-Künfter, welche 1675 zu Nürnberg erfchien. Es ift
ungerecht, ihn nur noch wegen diefes feines kunftgefchichtlichen Werkes 3) zu
nennen; denn er war auch ein wirklicher Maler, deffen lebensgrofse Gemälde
im Amfterdamer Reichsmufeum {ich neben denjenigen feiner niederländifchen
Sffbfxffs Zeitgenoffen halten. Im Jahre 1606 aus angefehener Familie in Frankfurt
geboren, empfing er feinen erfien ernften Unterricht von dem berühmten
Aegidius Sadeler in Prag; diefer aber rieth ihm, flch auf die
in Ußrsvhß Malerei zu verlegen; er pilgerte daher weiter nach Utrecht, wo er Schüler
Gerard Honthorffs (oben S. 559) wurde. Nach weiten Reifen durch alle
in Iralien- Länder Europas und bereits ruhmvollem Aufenthalt in Italien kehrte er 1635
in Frapkfurr- nach Frankfurt zurück, doch nur um 1637 nach Amfterdam auszuwandern, wo
Amßgidam, er es indeffen ebenfalls nur einige jahre (ficher bis 1641) aushielt. Dann zog
auf Stockau, er {ich auf das Gut Stockau in der Nähe von Ingolftadt zurück, welches feine
in Nürnberg. Gattin geerbt hatte; 1649 und 1650 hielt er flch in Nürnberg auf, um die
Bildniffe der dort zum Friedensvollzugscongreffe verfammelten Gefandten zu
auf Stücke", malen; doch zog er {ich feit diefer Zeit Pcets wieder nach Stockau zurück, bis
er, auch feines im Kriege verwüfteten Gutes überdrüfflg, diefes verkaufte, und
22 ääfiäiiäj erft nach Augsburg, 1674 aber nach Nürnberg zog, wo er 1688 ftarb.
1) wTopographia Germaniaeu Frankfurt 1642-1638. I9 Bände. Vgl. H. Eckardt:
Merian. Bafel 1887.
2) Sandrart a. a. O. Il S. 325. G. Müller in 21. Lülzozzfs Ztfchr, XIV (1879) S.
Man vergl. das im Schweriner Mufeum dem Sandrart felbii zugefchriebene Bild.
3) Ueber die Quellen desfelben ift Dr. ffeaßz Louis Spann! im Begriffe, in [ZgÄv
Quellenfchriftexw eine Arbeit zu veröffentlichen.
1688.
19 Bände.
Eckardl."
Mattheus
wNeuen