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Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Dritter Abfchnitt.
Frankfurter Maler Adam Elsheimer, den wir demnächft endlich kennen lernen
Mfljäliffgäfer werden, noch ein bahnbrechender Meifter war, welcher die holländifche Malerei
Z6"- des Jahrhunderts aufs nachhaltigße beeinfiufste. Aber theils hatten diefe Triebe
Zsäwäifär; einer höheren geiftigen und künftlerifchen Bildung zur Zeit des Ausbruchs des
lgergdreifsigjährigen Krieges bereits ausgeblüht, wie das z. B. von der deutfchen
Hochrenaiffancearchitektur gefagt werden mufs, theils wurde ihnen, wie der
beginnenden neudeutfchen Dichtung, durch die Verrohung, welche der Krieg
1532x2278"; im Gefolge hatte, jede Lebensader unterbunden. Auf der Höhe des 17. Jahr-
Krißge- hunderts befafs Deutfchland weder einen wirklich grofsen, Mitwelt und Nach-
welt fördernden Dichter, noch einen folchen Baumeifter, Bildhauer oder Maler.
Nur auf dem Gebiete der abftrakten Philofophie war in Deutfchland bereits im
Philägph 17. Jahrhundert in G. W. von Leibniz (1646-1716) ein der deutfchen Ver-
G-LZYSHYZ" gangenheit und Zukunft würdiger Meifter erftanden, der jedoch die bildenden
2:: 32314: Künfie verhältnifsmäfsig wenig beeinflufste. Das Kunftleben aber, welches {ich
hßndms- ganz zu Ende des Jahrhunderts z. B. in Berlin, WO der grofse Architekt und
Bildhauer Andreas Schlüter (1664-1714) um 1700 feine unfterblichften Werke
läfffxfißäe fchuf und 1694 eine Art Kunfiakademie gründen half, in Wien und Dresden, wo
ebenfalls in den neunziger Jahren des Jahrhunderts die Vorftufen der fpäteren
Dilgräiäg-ren Kunftakademien ins Leben traten und fchon im Laufe des I7. Jahrhunderts der
Bring: Grund zu grofsen Gemälde-Galerien gelegt wurde, und in Düffeldorf am Hofe
Düffeldßrf- des kunftfinnigen Kurfürften Johann Wilhelm von der Pfalz entfaltete, liegt zum
Theil aufserhalb des Bereichs der Gefchichte der Malerei und gehört zum Theil
feinem GeiPte nach dem 18., nicht mehr dem I7. Jahrhundert an
13351121; Es mufs jedoch fofort bemerkt werden, dafs Deutfchland gerade auf dem
hjrfä 3121m Gebiete der Malerei im I7. Jahrhundert eine verhältnifsmäfsig beträchtliche An-
Alßkmde- zahl tüchtiger Kräfte erzeugte. Nur blieben die wenigften von ihnen im Lande.
Die einen gingen nach Italien, die anderen nach den Niederlanden. Gerade
nach den {lammverwandten Niederlanden wanderten viele deutfche Meifter aus,
um niemals in ihre Heimath zurückzukehren; und diefe haben wir dement-
fprechend denn auch bereits unter den niederländifchen Künftlern kennen ge-
lernt; unter den Vlaamen Meißer wie Jan van BockhorPc von Münfter (oben
S. 484), Wilhelm Schubert von Ehrenberg (oben S. 537) und Anton Gerinck
(oben S. 536); unter den Holländern MeiPcer wie N. Knupfer aus Leipzig
(oben S. 568), Govert Flinck aus Cleve (oben S. 711), Johann Spilberg aus
Düffeldorf (oben S. 730), Johann Lingelbach aus Frankfurt a. M. (oben S. 740),
Kafpar Netfcher aus Heidelberg (oben S. 812) und Ludolf Backhuyfen aus
Emden (oben S. 766); wir werden fehen, dafs {ich diefen noch manche tüchtige
Meifter anreihen, die ihre Kunft zeitweife in den Niederlanden ausübten, die
wir aber, da He dauernd nach Deutfchland zurückkehrten, erft unter ihren
deutfchen Landsleuten befprechen werden, wogegen wir den WePcfalen Pieter
van der Faes (Sir Peter Lely) und den Lübecker Gottfried Kneller unter die
Engländer verfetzen.
Aiirsiiieiidiäiile Andererfeits beweift {chon die keineswegs geringe Zahl ausländifcher
hflzhgftlfin Künftler, welche befonders in. der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, als {ich an
den deutfchen Höfen das Bedürfnifs nach Künftlern und Kunflwerken wieder zu
regen begann, nach Deutfchland zogen, dafs die einheimifchen Kräfte hier weder