DRITTER
ABSCHNITT.
Die
deutsche
Malerei
des
Jahrhunderts
v5 eutfchland war im I6. Jahrhundert an Wohlftand, Kunfifmn und wielt-Däääifräaäis
bewegenden Gedanken den rneiften Ländern überlegen gewefen. In gängig:-
V 4 der erflen Hälfte des 17. Jahrhunderts zerflörte der dreifsigjährige Krieg,
der es zum Tummelplatze der Söldnerheere ganz Europas machte und in einen
grofsen Schutt- und Afchenhaufen verwandelte, mit feinem Wohlftande und feinem
Nationalgefühl zugleich alle Ausfaat höherer Bildung, alle Refte eines felbftändigen
Kunftlebens; und als unfer armes Vaterland in der zweiten Hälfte des jahr-
hunderts allmählich wieder aufzuleben begann, nur noch dem Namen nach ein
einiges Reich, in Wirklichkeit ein lofer Bund auf einander eiferfüchtiger Staaten,
da vermochte es flCll nicht fofort Wieder auf fich felbft zu befinnen, fondern
mufste fich an der Hand ausländifcher Bildung erft allmählich wieder zu einer
den übrigen Ländern Europas ebenbürtigen Stufe des Geifteslebens empor-
arbeiten. Für das katholifche Süddeutfchland war in diefem Zeitraum der ita-
lienifche, für's proteilantifche Norddeutfchland der niederländifche EinHufs am
mafsgebendften; der franzöfifche Einflufs, welcher hier wie dort mitfpielte, ge-
wann erft mit dem beginnenden 18. Jahrhundert das entfcheidende Uebergewicht.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts, vor dem Ausbruch des dreifsigjährigen 12315533111
Krieges, fehen wir freilich einerfeits, wie auf dem Gebiete der Baukunft, die fläglfuäsäifä:
deutfche Hochrenaiffance noch ziemlich felbfländig ausklingen, andererfeits, wie däusläljälihg
auf dem Gebiete des Schriftthums, Anfatze zu neuem Leben {ich regen. Man gen läriegels.
vergeffe nicht, da-fs der prächtige Friedrichsbau des Heidelberger Schloffes erft räjizbiüeggs
1610-I621 unter Friedrich V. von der Pfalz, dem unglücklichen vWinter-Hgiciihbägff"
könige, entftand und dafs die Maximilians-Refxdenz in München ungefähr der luaxilgniifiany
gleichen Zeit ihre Entflehung verdankt; man erinnere fieh daran, dafs unter 1122222231
dem Schutze Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617 die vFruchtbringendC Gefell- 11222133121-
fchaftu, welche fich die Reinigung und Belebung der deutfchen Sprache zur {Qggfgll-
Aufgabe geftellt hatte, gegründet wurde, und dafs Martin Opitz, der Vater der Mairiilm"
neuhochdeutfchen Verskunfi, deffen Schrift xVon der deutfchen Poetereye 1624 0mm
erfchien, fchon 1618 in dem Zincgreffchen Kreife zu Heidelberg für feine neuen
Anfichten eintrat. Man vergegenwärtige flch vor allen Dingen, dafs Kaifer
Rudolf 11., der erfte deutfche Kunflfammler grofsen Stils, erft 1612 ftarb und
dafs auf dem uns zunächft gelegenen Gebiete der Malerei fein Zeitgenoffe, der
allgemeine
ift diefelbe,
Literatur
welche fchon
oben,
Bd. II S.
angeführt worden