S62
Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Zweiter Abfchnitt.
Sein I-eben- Schüler Abr. Bloemaerts gewefen, hatte {ich dann aber innig an feinen Bruder
angefchloffen und {ich als Bildnifsmaler einen Namen gemacht; 1646 bis 1664
lebte er als Hofmaler in Berlin; dann kehrte er nach Utrecht zurück, wo er
Biäsfrfe 1666 fiarb. Es ift fchon erwähnt worden, weshalb feine Bildniffe oft mit den-
jenigen feines Bruders verwechfelt wurden. Man hat in der Regel keinen an-
deren Anhaltspunkt für ihre Unterfcheidung, als ihre Malweife. 1) Willem malt
noch härter, kälter und trockner, als Gerard. Wahrfcheinlich rühren fchon die
in Peris- beiden Pfalzgrafen-Bruftbilder von 1640 wim Louvre zu Parisa , vielleicht auch
Amüifdam, das recht Haue Bildnifs lÄfillems II. von 1644 im Amfterdamer Reichsmufeum
nicht von feinem Bruder, dem fie noch zugefchrieben werden, fondern von ihm
her; ficher, weil es die Jahreszahl 1661 trägt, ift ein zweites Bild Willems II.
im Amsterdamer Reichsmufeum von feiner Hand gemalt; und mit Recht unter
311153113112: feinem Namen gehen Bildniffe im Utrechter, im Schweriner und im Berliner
in Berlin- Mufeum; das erfte von 1643, das letzte von 1647.
133,531 Ein fernerer charakteriftifcher Vertreter der Schule Bloemaerts ift Ymz zum
Sein Lehm Bylert, welcher um 1603 in Utrecht geboren wurde, von Italien heimgekehrt,
hier zwifchen 1630 und 1632 der Gilde beitrat, deren Dekan er wiederholt
Sein sm. war, und 1671 ftarb. Auch er nahm in Italien manche Manieren der Schule
Caravaggids an, auch er malte lebensgrofse, fittenbildliche Halbfiguren oder
biblifche Gegenftände, und gerade er erfcheint bei aller Plaftik der Mode-
Seine Bilderlirung, die er erftrebte, kalt, leer und bunt. Durch feine Namensinfchrift be-
hßcfvfälg": glaubigte Bilder feiner Hand find felten. Ihrer drei befitzt das Braunfchweiger
Mufeum: den ßPfannkuchen- und Waffelefferr, das vgeldzählende Mädchenr (von
1626) und ßdas Mädchen mit der Zitherr. In der Galerie Harrach zu Wien
in Caffel. befindet fich feine grofse wPflege des hl. Sebaftianr von 1624. Die Caffeler
Galerie befitzt fein kaltes und leeres Bild einer jungen Frau, der eine Alte
in Utrecht, Schmuck zeigt. Im Utrechter Mufeum ficht man, aufser einigen nicht beglau-
bigten Bildern, feine recht anmuthige vHeimkehr von der Jagdrr mit kleineren
m-äiglgs- Figuren. An's Königsberger Mufeum endlich hat das Berliner fein vGaftmahlx
mit der Jahreszahl 1635 abgegeben. 1)
Als verwandter Utrechter Meifter ift hier wegen feines bezeichneten, von
1651 datirten Bildes im Schweriner Mufeum, welches eine vlockere Gefellfchaft
lfj-exilaäl" von fünf Perfonem in caravaggesker Weife darllellt, noch H zum Aldvturlrelzl
zu nennen, von deffen Lebensfchickfalen nichts überliefert ift.
Auf einem etwas anderen Boden als die Künftler diefer ganzen Gruppe
fiehen aber einige fernere Schüler Abr. Bloemaerts. Auch f1e laffen neben
dem Eintlufs ihres Utrechter Meifters noch die mittelbare oder unmittelbare
Einwirkung eines in Rom anfaffigen Künftlers erkennen; aber diefer römifche
Meifter ift nicht Caravaggio, der oberitalienifche Römer, fondern Ad. Elsheimer,
der oberdeutfche Römer, deffen Einflufs uns in faft allen holländifchen Schulen
begegnen wird. In erfier Linie ift hier Carnelzk von Poelezzöurglz, der berühmte
Feinmaler, Zu nennen. Im Jahre 1586 in Utrecht geboren. pilgerte er, nach-
I) Allerdings will man bemßfkt haben, dafs Gerard auf Leinwand, Willem auf Eichenholz ge-
malt habe. Vgl. F. Sclzlie, Schweriner Verzeichnifs 1882 S. 281; doch triiTt dies keineswegs in allen
Fällen zu.
2) Ueber andersartige kleinügurige Bilder feiner Hand Bade: Studien 170-171.