866
Buch.
Sechstes
Abtheilung,
Zweiter Abfchnitt.
Pinakothek ift noch die hübfche Darftellung des Trompeters, welcher einer Dame
in Weifsem Atlaskleide und rothem Pelzüberwurf in Gegenwart ihrer Zofe einen
in Dresden. Brief überbringt, hervorzuheben. In der Dresdener Galerie ift Terborch mit
der vlautenfpielenden Damer, mit dem Bilde der jungen, von hinten gefehenen
Dame in weifsem Atlas vor ihrem mit rothen Vorhängen gefchmückten Bette
(einer Ausfchnittswiederholung aus der vväterlichen Ermahnungu), mit dem
eine Zeitlang Metfu zugefchriebenen Bilde, welches einen Offizier darfiellt,
der den ihm von einem Trompeter überbrachten Brief lieft, und vor allen
Dingen mit wder Dame, welche flch die Hände wäfchtr, vortrefflich vertreten.
In der Schweriner Galerie fleht man noch einen ßlefenden jungen Manna und
i" Caffel, einen ßViolinfpieleru von Terborchs Hand. Die Caffeler Galerie befitzt in ihrer
xLautenfpielerinu und ihrem vmuficirenden Paarer zwei anerkannt gute, wenn
auch nicht bezeichnete Bilder des Meifters. Gut ift auch feine wweintrinkende
gfnpäfnlljlj Damer im Städelfchen Inftitut zu Frankfurt a. M. (Fig. 636). Herr Weffel-
mäffrfffrg hoeft befitzt das fchöne Bildnifs des Deventerer Bürgermeiiters Roever von
hiflffflääril feiner Hand. Von feinen Bildern im Louvre ift noch der vOfHzier, welcher
einem Mädchen Geld anbietete, zu nennen; von feinen Bildern in der Ermitage
zu St. Petersburg ragt vor allen Dingen noch das ungemein reizvolle Bild,
Welches einen jungen Herrn darftellt, der einer jungen Dame ein Glas Limonade
bereiten hilft, ragen ferner ßdas Concertr und vder alte Geigenfpielera, noch
in Wien, hervor. Von Terborchs Bildern in den öfterreichifchen Galerien feien ßdie
Apfelfchälerina, welche Bürger dem Jan Vermeer van Delft zufchreiben zu
in Peft. müffen meinte, in der kaif. Galerie zu Wien, der vTrompeterr der Pefier Galerie
inlnnsbruck. und das befonders fchöne und feine männliche Bildnifs im Ferdinandeum zu
enäifcjqzn Innsbruck genannt. In den englifchen Privatfammlungen gehören feine Bilder
keineswegs zu den Seltenheiten. Erinnert fei an die vornehme F amilienfcene
ßMutter und Tochtera und an die Darftellung des Herrn und der Dame, die
ein Glas Wein zufammen trinken, im Buckingham Palace, an das Gefellfchaftsftück
im Stafford Houfe und an das Doppelbildnifs beim Marquis of Bute in London,
Als Terborch's Schüler gilt zunächft Pieter mm Anmzulz"), der 1681 in
vanlääiiädc. feiner Vaterfladt Deventer ftarb, aber von I672 bis nach 1675 in Amfterdam
wohnte. Er war," wie fein Amfterdamer Regentenftück von 1675 und fein
weibliches Bildnifs im Amfterdamer Reichsmufeum, fowie fein männliches Bildnifs
im Breslauer Mufeum beweifen, ein mäfsig gefchickter Bildnifsmaler von grauer
Tongebung und breiter, aber ziemlich Hauer Pinfelführung. Sein Regentinnen-
ftück von I674 im Haarlemer Mufeum ift befonders fchwach, obgleich es deutlich
vernehmliche Anklänge an die Art des Frans Hals verräth.
tefllßägfllsn Als Schüler Terborch's gilt auch Hendrik im Orwr, der in der zweiten
Hälfte des Jahrhunderts zu Zwolle lebte und nette Landfchaften mit Vieh und
Menfchen malte, wie man fie im Mufeum zu Edinburgh und im Privatbefitze
zu Köln trifftQ). Sein grofses Familienflück von 1669 im Amfierdamer Reichs-
mufeum erinnert eher an Terborch. Es ift natürlich angeordnet und aufgefafst,
frifch, keck, doch etwas hart gemalt.
Als Schüler Terborch's gilt ferner Roelof Koefs, der 165 5 zu Zwolle geboren.
I) Bade, Studien S. II2 fetzt ihn allerdings in unmittelbare Beziehung zu Frans Hals.
2) A. Bredius, Catalogus, Amfierdam 1887 p. 125. Vgl. Oud Holland IV p. 157.