Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Sechstes 
Buch. 
Abtheilung. 
Zweiter Abfchnitt. 
Sälfnglläiäe" Pieter Molyn und Es. van de Velde's geltend. Sein früheftes bekanntes Ge- 
Käzßijarne mälde, die iiTriktrak-Spieleribin der Kunfthalle zu Bremen, {teht ebenfalls auf 
z" Bremen- dem Standpunkte der Schule des Hals. Es erinnert an P. Codde (oben S. 605). 
Sein mit reichem Stilleben ausgeftattetes Bild vBefuch einer alten Frau beim 
l"häferiiljlf' ATZtCK von 1635 im Berliner Mufeum zeigt in {einer farblofen graubraunen 
Stimmung in dem im Lichte vollen und kräftigen, in dem Schatten leichten und 
flüchtigen Farbenauftrag {ogar den Einflufs des Frans Hals felbft. Am deut- 
lichften tritt diefer freilich erit {ehr viel fpäter, als Terborch {ich ausnahmsweife 
einmal in einer lebensgrofsen {ittenbildlichen Halbfigur verfuchte, in dem ißFifcli- 
händlCfK von I669 bei Herrn Paftor Glitza in Hamburg, zu Tage. Die kleineren 
Bilder des Meiliers im Charakter der Haarlemer Schule gehören den dreifsiger 
Mäzciizer Jahren an. Zu ihnen rechnen wir, Bode folgend, iden Knaben, der feinen 
Iizigißägrrlljsä; Hund reinigtu in der Münchener Pinakothek 1), das fonnige, warm braune Bild 
bejgluiäggn des Scheerenfchleifers und {einer Familie im Berliner Mufeum und vdie Frau, 
sieeigrach: die ihr Kind kämmta beim Baron Steengracht im Haag. 
im wg. Von England aus ging Terborch wieder auf Reifen. Er zog, wie es 
 {cheint 2), durch Deutfchland nach Italien, wo er Tizian's Werke kennen lernte, 
und kehrte, vielleicht durch Frankreich, nach Holland zurück, wo er {ich eine 
 Zeit lang in Amfterdarn aufhieltß) und Bildniffe malte, z. B. dasjenige des 
Bildfäifjießaus Cafpar Barlaeus, jetzt im Senatszimmer der Univerfität, und ein männliches und 
diefer Zeit. ein weibliches Bildnifs, von denen das erPtere neben Terborchs Namen die 
Jahreszahl 1646 trägt, im Privatbefitze zu Leerdam. Um diefe Zeit wirkte 
Rembrandt nachhaltig auf den jungen Meifter ein. 
 Im Jahre 1646 {iedelte er nach Münfter in Weflfalen über, wo er fich, 
Weüfalen- hauptfächlich Bildniffe malend, während der ganzen Zeit des den weftfälifchen 
Frääie"ns_ Frieden vorbereitenden Congreffes aufhielt. Sein Hauptwerk aus diefer Zeit 
Cifxnäroßrfälgiäfiiil die berühmte, {echzig Figuren in kleinem Rahmen zur Geltung bringende 
 DarPiellung des Friedenscongreffes, welches der Marquis of Hertford für 
220,000 F rancs erwarb und deffen Sohn Sir Richard Wallace der National 
Gallery in London zum Gefclienk machte. Das 1648 gemalte köfiliche Bild 
ift ein Wunder an geifivoller Anordnung, an bei aller Feinheit und Ein- 
dringlichkeit freier Breite des Vortrags, an wahrem und doch zaubrifch 
wirkendem Helldunkel, an {chlichten und doch tiefen und {atten Einzelfarben. 
es Copien diefes Bildes beünden {ich in verfchiedenen Sammlungen. Ein ähnliches, 
BildinPai-is. weniger in die Augen fallendes, doch geiftreich behandeltes eigenhändiges Bild 
des Meifters aber befindet {ich im Louvre zu Paris. Es {teilt eine Sonder- 
{itzung der katholifchen geiftlichen Räthe auf dem Congreffe dar. 
ilfggaßrfißelzh Von Münfter nahm der Graf Peüeranda den jungen Meifter mit nach 
Spanien; und hier vollendete das Studium der {o unendlich {chlichten und doch 
zugleich {o unendlich vornehmen und wahren Gemälde des in {einer Art 
einzigen Velazquez die kiinftlerifche Ausbildung Terborch's. Ein Jahr etwa 
I) Die wjungen rauchenden Bauerm derfelben Sammlung, die Bade auch als jugendwerk 
Terborch's gelten liefs, haben fich, nach dem neuen amtlichen Münchener Katalog (1884, S, 83-84) 
als Werk des Michael Sweerts erwiefen. 
2) Oud Holland IV. p. 152. 
3) Oud Holland IV, p. 154.
	        
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