holländifche Malerei
I7. Jahrhunderts.
Maler des Nordens
Holland.
861
fehener Mann, der 1584 zu Zwolle geboren war, in feiner Jugend Italien
bereifie, dann aber in feine Vaterfiadt zurückkehrte, wo er 1662 Pcarb, war ein
tüchtiger Künftler. Doch haben {ich nur Handzeichnungen von ihm erhalten,
die ihn anfangs unter dem Einfluffe des Frankfurter Römers Elsheimer (f.
fpäter unter demjenigen der Meifter vom Schlage Avercamps (f. u.) zeigen.
Von feinen Kindern erfter Ehe widmeten Gerard und Harmen, von feinen
Kindern dritter Ehe Gefina und lVlofes fich der Kunfi. Sein Sohn Harmm Tlgjggjig.
Tcrborclz (geb. um 1619, geft. vor 1677) und feine Tochter Gejina Terborrlz T2223]
(163311690) waren, wie ihre zahlreich erhaltenen Handzeichnungen (diejenigen
des erfteren datirt von 1640-165 3, diejenigen des letzteren, die {ich in der
Regel durch grofse Farbenfreudigkeit auszeichnen, datirt von 1653-1674)
beweifen, mehr gefchickte Dilettanten, welche das Bedürfnifs fühlten, alles was
{ich ihren Blicken darbot, mit dem Kreideftifte, mit der Feder oder mit dem
Pinfel und Wafferfarben auf's Papier zu bannen, als eigentliche Künfiler. Gemälde
ihrer Hand haben {ich nicht erhalten. [Vlofes Ter Bare]; dagegen, der um Tälßfiäh_
1638 geboren wurde, aber fchon 1667 als Offizier im Seekrieg gegen die
Engländer fiel, hätte, wie feine ausgezeichneten Kreideftudien, meift Köpfe auf
blauem Papier, beweifen, ein feinem grofsen Bruder Gerard ebenbürtiger
Künftler werden können, wenn ein feindliches Schickfal ihn nicht fo früh dahin-
gerafft hätte.
Mit Gerard Terborclz dem eigentlichen, bekannten Gerard
haben wir uns daher allein noch zu befchäftigen. Sein Geburtsjahr, welches Gebfriisgahr.
nicht, wie früher angegeben wurde, 1608, vielmehr, da fein Vater fich erft
1613 zum erften Male verheirathete, frühefiens 1614 fein kann, wird von der
holländifchen Forfchung neuerdings auf 16171) feftgefetzt. Sein erfier Lehrer Unifiych,
war fein Vater in Zwolle. Die Zeichnungen feines Knabenalters von 1625, Zeifzäfgge"
1627, 1629, 1631 zeigen ihn noch im wefentlichen unter deffen Einflufs; 1632 E1323"
befand der junge Gerard {ich in Amfterdam; bei Welchem Meifter, iPc nicht
bekannt; doch bald {iedelte er nach Haarlem über, wo Pieter Molyn d. ä. Lfgijgit
(oben S. 623) fein Lehrer wurde und Frans und Dirk Hals (oben S. 590 i" Haarlem-
u. 601), fowie die Schüler des letzteren, ihn mächtig beeinfiufsten; 1635 ift er
in Haarlem nachweisbar; er trat in diefem jahre der dortigen St. Lucasgilde
beii); in demfelben Jahre hielt er {ich aber auch, wie ein Brief feines Vaters Aufägiälalt
an ihn, Houbrakeifs Nachricht beftätigend, darthut, in England aufll). Die i" Päläljlmi-
Zeichnungen aus diefer Zeit, von denen die xOffiziere auf dem Eifeu von 1632 Zäilfshrähilztgejjl
im Berliner Cabinet hervorgehoben feien, zeigen ihn theils noch unter dem Zeit-
Einfiuffe Avercamps, theils fchon unter demjenigen der Schule des Dirk Hals
(Duck, Palamedes); doch machen {ich in Blättern, wie der {Marktfcene am
Abende von 1634 im Rotterdamer Mufeum auch Einflüffe feines Lehrers
I) Weshalb es gerade 1617 fein mufs, ifi: uns nicht ganz klar geworden. Bade im Nachtrag
zu {einen Studien (S. 614) hält es den Kindheits-Zeichnungen Terborch's feit 1625 gegenüber für
etwas zu fpät angefetzt. Doch bleiben z. B. Bredius im Amfterdamer Catalogus 1887 p. 166 und
Illoes a. a. O. dabei, er fei 1617 geboren.
2) Van der Willzgen, Les artißes de Haarlem ed. 1870 p. 352.
3) Der Brief iß: in deutfcher Ueberfetzung abgedruckt von Bredius- in Tlzodi: Kunftfrennd
a. a. O. Spalte 230.