Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

560 
Sechstes 
Buch. 
Abtheilung. 
Zweiter 
Abfchnitt. 
biblifchen oder fittenbildlichen Darftelltingen: felbft das fcharfe Helldunkel des 
römifchen Naturalifien wollte er feinen Gemälden diefer Art nicht vorenthalten; 
aber er fuchte es beffer zu begründen, indem er flch die Vorgänge, welche er 
Sljif;  darftellte, einerlei 0b dies wahrfcheinlich war oder nicht, vorzugsweife bei Nacht 
Nachmückß- und bei Kerzenbeleuchtung abfpielen liefs. Von den Italienern erhielt er daher 
Beifiäg den Beinamen vGherardo dalle nottir. 
reiggfen Erhalten haben f1ch mindeitens 150 Oelgemälde feiner Hand. Seine reli- 
Bilm giöfen Bilder, welche ohne jede geifiige Weihe, ja ohne jeden Verfuch, die 
Charaktere zu vertiefen, nur an der äufseren, fittenbildlichen Handlung haften 
bleiben, pflegte er nicht mit feiner Namenszeichnung zu verfehen. Berühmt 
ijisllä-agräiän fmd befonders feine Darftellungen des Heilandes vor Pilatus beim Herzog von 
Hvufß), Sutherland (Stafford Houfe) in London (hier das eigentliche für den Marchefe 
i" Sfjkägfeß" Giufiiniani gemalte Original), in der Ermitage zu St. Petersburg, in der kaifer- 
 31331;: lichen Galerie zu Wien und im Louvre zu Paris. Ihnen fchliefsen fich Gemälde 
in Berlin, an, wie idie Befreiung Petfia im Berliner, vdie Ungläubigkeit- des Thomasr 
,ni,gaifj,fgi;ij im Madrider, wChriftus und Nikodemtlse im Darmftädter Mufeum. Das Berliner 
 Bild vEfau verkauft fein Erfigeburtsrechtr wirkt völlig wie ein Sittenbild. Es 
ift befonders charakteriftifch für die Art, wie Honthorft das Kerzenlicht ver- 
Seigreolfigflns- Werthete. Unter feinen eigentlichen lebensgrofsen Sittenbildern, in denen er 
Simnbilder fein Beftes und Charakteriftifches geleiftet, linden {ich bezeichnete und datirte 
Werke genug, um ihre Stellung in feiner Lebensgefchichte erkennen zu laffen. 
Das frühite von ihnen, wenn die Jahreszahl richtig gelefen wird, das Bild der 
in Paris. blau gekleideten Lautenfpielerin von 1614 im Louvre zu Paris, gehört noch feiner 
italienifchen Zeit an. Aus der erfien Zeit nach feiner Heimkehr, dem Jahre 1622, 
fiammt das aufdringliche, unfchöne, aber ungemein charakteriftifche lebensgrofse 
in Dresden. Bild der Dresdener Galerie (Fig. 5 53), welches einen Zahnarzt darftellt, wie er bei 
Kerzenlicht einem Bauern in Gegenwart feiner Angehörigen einen Zahn auszieht. 
inljjgjätgifl- Eine Wiederholung diefes Bildes befitzt die Galerie Liechtenfiein in Wien. 
in Bfjäiglgilen, Im nächften Jahre, 1623, folgten der xVerlorene Sohne der Münchener Pinakothek 
und das hübfche, kräftige Bild des fröhlich fein Glas erhebenden Spielmanns 
Amniejdam. im Amfterdamer Reichsmufeum. Befonders viele feiner befien Sittenbilder hat 
Honthorft 1624 mit Namen und Jahreszahl bezeichnet: z. B. adas Pufffpielr 
mifljläißlilj im Berliner Mufeum, vdas Concertr im Louvre zu Paris, den vBonvivantr und 
in Sä-ufgers- wdie Sängera in der Ermitage zu St. Petersburg. Den Bildern diefer Art 
iiäiDSaßrläijfarjrgi fchliefsen auch xdie MuflkCfK im Schweriner, der wLautenfpielere im Darm- 
in Florenz, ftädter Mufeum, ßdas Abendeffenr in den Uffizien zu Florenz und einige Bilder 
Tcläxfgf" im Braunfchweiger Mufeum fich an. Eine 1624 in Utrecht gemalte Erinnerung 
an Italien aber ift die grofse, helle, glatte, durch ihr Utrechter Gelb charak- 
in Leipzig. teriftifche Schäferfcene in der SpeckTchen Sammlung des Leipziger Mufeums, 
die übrigens noch zwei Halbügurenbilder feiner Hand befitzt. 
mägzjzgL _Weniger glücklich, als in feinen Sittenbildern, war er natürlich in feinen 
ngä- mythologifchen Darftellungen, von denen der vSilem im Louvre zu Paris und 
in  ßCeres, ihre Tochter Proferpina fuchendx, in der Münchener Pinakothek immer- 
hin noch feiner Eigenart entfprechen, wogegen die mit feinem Namen und der 
inhfgirjqfn-Jahreszahl 1650 verfehene ßDiana, von Nymphen gefchmücktx in der Kopen- 
hagener Galerie unerquicklich manierirt erfcheint.
	        
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