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Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Zweiter Abfchnitt.
vGefellfchaft junger Leuten beim Baron Steengracht in Haag. Durch Bylert
im Utrecht'{chen Sinne beeinflufst erfcheint dagegen fein vSchäferftückr,
welches 1884 vom Berliner an's Osnabrücker Mufeum abgegeben wurde. Seine
Seinäiäild" eigentliche Stärke aber liegt in feinen lebensgrofsen Bildniffen. Die 1653 ge-
malte junge Frau mit ihrem Töchterchen an der Hand in der Dresdener Galerie
gehört an überzeugender, fchlichter Bildnifsähnlichkeit, an Klarheit der Zeich-
nung und der Färbung und an Liebenswürdigkeit des Ausdruckes zu den
fchönften Bildnifsftücken der ganzen holländifchen Schule. Nicht ganz fo fein,
aber immer noch tüchtig genug, {ind fein Damenbildnifs von 1660 im Haar-
lemer Mufeum, fein männliches Bildnifs von 1666 und fein weibliches Bildnifs
von 1668 im Amfterdamer Reichsmufeum. Einzig unter feinen Werken aber
ift die frifche, kräftige, leuchtende, an Cuyp erinnernde Landfchaft mit Jägern
und Hunden von 1665 im Befitze des Herrn Semeonow zu St. Petersburg.
Eine eigenthümliche Stellung im Rotterdamer Kunftleben, theils als Figuren-
maler, theils als Landfchafter, theils als Thier- und als Stillebenmaler ländlicher
Sa(ä3gn_ Art, nimmt fodann Cornelzlr Safilevevz (Zachtleven) ein. Diefer, ein Sohn Her-
Sein Leben. mann Saftlevens des Aelteren, über deffen Kunftweife wir nicht unterrichtet {ind,
uäägulrfgg: ein älterer Bruder des bekannten zur Utrechter Schule übergegangenen Land-
zang- fchafters Hermann Saftleven (oben S. 579) wurde 1606 zu Rotterdam geboren
und {tarb dafelbPt 1681. Urfprünglich ein Schüler feines Vaters, liefs er {ich
bald durch Adr. Brouwer (oben S. 509) und David Ryckaert (oben S. 516)
beeinHuffen, bildete neben Sittenbildern der Art Brouwers oder Ofiades eine
befondere Art von halbfittenbildlichen Darftellungen aus dem Hirtenleben und
dem bäuerlichen Hof-, Stall- und Stubenleben aus und gewann einen bedeuten-
den Einflufs auf feine Umgebung. In der Durchführung feiner malerifch' an-
geordneten einfachen Motive ift er aufserordentlich forgfältig; befonders das
Glänzen blanker Meffingeimer weifs er vortrefflich wiederzugeben; fein Hell-
dunkel ift in feinen befien Bildern von feinftem Reize, fein Gefammtton in der
Sitijligäden Regel kühl-grau-braun. In feiner fpäteren Zeit wird er breiter im Vortrag,
kräftiger, wärmer, goldener im Ton. Eins feiner früheften bekannten Bilder
{tellt einen Maler, wahrfcheinlich ihn felbft, in feiner Werkftatt dar und befindet
{ich im Louvre zu Paris. Es trägt die Jahreszahl 1629 neben feiner Namens-
zeichnung. Die Karlsruher Kunfthalle befitzt eine an Brouwer erinnernde
Bauseiiläigop nchirurgifche Operationr feiner Hand von 1636. Aehnliche .Bilder find: wDie
haarigen mufikalifchen Bauernr und xdas Innere' einer Bauernhütter in der Dresdener,
ifowie die beiden feineren und kleineren Darftellungen in der Schweriner
Galerie. Beim Freiherrn von Mecklenburg befindet fich ein Hühnerflall feiner
Hand von 1638, dem die Stallbilder in der Dresdener und in der Pefter Galerie
{ich anfchliefsen. Von 1639 befltzt das Stockholmer Mufeum von Saftlevens
Hand eine wirkungsvolle, reich mit Menfchen, Vieh und Gefäfsen gefchmückte
braune Landfchaft mit grünblauer Ferne unter hellblauem Himmel. Neben
ihr iPt das merkwürdige Hiobsbild der Karlsruher Kunfihalle zu nennen. Die
Jahreszahl 1642 trägt des Meifters xBauerngefellfchaft vor einer Wirthfchaftu
im Amfterdamer Reichsmufeum; die Jahreszahl 1652 feine vLandfchaft mit
Ausftellung.
Berliner
Verzeichnifs