Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

Malerei 
holländifche 
Jahrhunderts. 
Die Delfter Schule. 
831 
von 1630 im Rotterdamer, ein ähnliches Bild von 1632 im Schweriner, eins Seincßilder- 
von 1636 im Braunfchweiger Mufeum erhalten hat. Auch ein dem Dirk Hals 
zugefchriebenes Reiterftück der Bamberger Galerie rührt von ihm her. Be- 
fonders oft kommen feine Bilder im Privatbefitze vor: z. B. eins von 1632 bei 
Herrn Semeonow in St. Petersburg, von 1633 bei Herrn Dr. Schubart-Czermak 
in Dresden, von 1644 in der Sammlung Czernin zu Wien, fünf Bilder mit Jahres- 
zahlen von 1633-1643 aber im fchwedifchen Privatbefitz1). Auch einige Radi- 
rungen feiner Hand find bekannt. 
Wir kommen nun zu den wirklich von Rembrandt beeinHufsten Meiiiern lueläiffrfter 
der Delfter Schule. Zu ihnen haben wir Kam! Fabritizrs, den geiftvollen, Reffgäfllxtgfs 
wahren, eigenartigen Meifter zu rechnen, den wir fchon unter den eigentlichen Fljgifäusi 
Schülern Rembrandts (oben S. 718) befprochen haben; Er war um die Mitte  
des Jahrhunderts in Delft anfäffig und kam hier bei der Pulverexplofion am 
12. Oct. 1684 um's Leben. Können wir auf ihn nicht zurückkommen, fo haben 
wir uns hier um fo eingehender mit feinem grofsen Schüler Yzm Virrmeer (van JßnVermeer- 
der Meer2)) van Delft zu befchäftigenil). Von feinem Leben wiffen wir nicht Sei" Lebe"- 
allzuviel; doch es genügt uns auch zu wiffen, dafs er den 31. Oct. 1632 zu 
Delft geboren wurde, dafs er am 29. Dec. 1653 als Meifter in die dortige 
Gilde trat, in deren Vorftand er 1663 und 1671 genannt wird, und dafs er 
am 15. Dec. 1675 in feiner Vaterftadt zur letzten Ruhe gebettet wurde. Dafs äfiilffg; 
Fabritius fein Lehrer war, ift dem Gedichte zu entnehmen, welches A. Bon ga"? 
auf deffen Tod verfafstei). Auch finden wir in den {ich viel unmittelbarer an 
Rembrandt anfchliefsenden Bildern des Fabritius eine fo überzeugende Zwifchen- 
ftufe zwifchen Rembrandt und Vermeer, dafs wir uns der Anficht, auch der  
letztere müffe in Amfterdam bei dem grofsen Leidener Meifter in der Lehre 
gewefen fein, nicht anfchliefsen. Wohl aber mufs mit Nachdruck darauf auf- 
merkfam gemacht werden, dafs Pieter de Hooch (oben S. 732), deffen Bilder 
noch heute oft mit denjenigen Vermeer's verwechfelt werden, {ich 1655 in Delft 
niederliefs, alfo den jungen, empfanglichen Meifiter, deffen einziges datirtes Bild 
die Jahreszahl 1656 trägt, fehr wohl zu beeiniluffen im Stande war. Jan Vermeer 
ift bekannt als Landfchafts- und Sittenmaler. Seine Vorwürfe find möglichft Seine Sloßä. 
einfach der Natur abgefehen: Strafsen von Delft, Stuben in Delft; in den letzteren 
ein junges Mädchen oder ein Pärchen; dazu wohl einmal ein lebensgrofser Studien- 
Bildnifskopf: das ift Alles. Der aufserordentliche Reiz feiner Bilder, der ihn zu 
einem der im letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts höchft gepriefenen 
und höchft bezahlten Meifter gemacht hat, liegt lediglich in ihrer malerifchen 
Behandlung: in der geiffvollen, freien, leichten, von derber Breite und geleckter lujlägtfß 
Glätte gleich weit entfernten Pinfelführung des Meifters und vor allen Dingen 
I) O. Granberg a. n. O. p. 53-60. 
2) In den Urkunden flets Vermeer genannt. 
3) W. Bürger." Les mufees de 1a Hollande II (1860) p. 67-88.  Chr. Kranzm a. a. O. VI, 
p. 1725-1727.  W. ßürger in der Gazette des Beaux Arts (I866) p. 297 FR, 458 fi, 542 ff. 
 Obrewfs Archief I, 1x45, 56, 69, 78; VI, p. n.  .4. Bredizzr in Oud Holland 111, p. 217-422, 
4) Wir vermögen daraus, dafs Fabritius erPc 1652, Vermeer fchon 1653 Mitglied der Gilde 
wurde, auch nicht mit H. Hawzrd (L'art etc. a. a. O. IV 1881 p, 66-68) zu entnehmen, dal's 
Fabritius, der etwa 8 Jahre älter war, als Vermeer, nicht deffen Lehrer gewefen [ein könne.
	        
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