holländifche
Malerei
Jahrhunderts.
Schule.
Delfter
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fchlechte kennen zu lernen. Wir ftehen bei Nennung diefes Namens freilich 2222516522132;
fofort vor der Streitfrage, ob der Figurenmaler und der berühmte Architektur- 11531611115
maler Hendrik van Vliet eine und diefelbe Perfon findl). Houbraken?) unter-
fcheidet den Hiftorien- und Bildnifsmaler Willem zimz der Vlie! (geboren zu Vgälrlexliilnzä"
Delft 1584, geftorben dafelbil: 1642), deffen Bildniffe man z. B. im Brüffeler
Mufeum und in der Galerie Liechtenftein zu Wien kennen? lernt, von feinem
Neffen Hendrik zum Vliet, von dem er ausdrücklich berichtet, dafs er das Däfäfdäßnre
Bildnifsmalen bei lVlierevelt gelernt habe, aber dafs feine Architekturftücke feinen
Bildniffen vorzuziehen feien. Von diefem Wiffen wir jetzt, dafs er Hendrik Cor-
nelzfz zum Vliet hiefs, 1611 oder 1612 zu Delft geboren war und am 28. Oct. 1675
dafelbft begraben wurdeß). Die Sache läge alfo fehr einfach, wenn die Delfter
Urkunden nicht aufserdem noch eines Hmelrzß Willemfz van der Vliet oder
van Vliet, alfo eines Sohnes jenes Willem, eines Vetters des Hendrik Cornelifz 21:31,2)
van Vliet erwähnten, der 1632 der Gilde beitrat und fpäteftens 1650 Ptarb4). d" Vliet-
Von diefem letzteren rühren nach. der Ueberzeugung des Verfaffers das vH van
der Vliet ano 16471: bezeichnete Bild eines luftigen Soldaten mit feiner Familie
in der Kopenhagener Galerie und das rH. van der Vliet 165m bezeichnete Sitten-
bild wßdie Nähterine im Vorrath des Berliner Mufeums herä). Das einzige läigslifllfhäfs
eigentliche Bildnifs, welches in Frage fleht, ein recht tüchtiges weibliches Bildnifs "a" Vliet
von 1671 im Haarlemer Mufeum, rührt dann natürlich von dem erit 167 5 geftor-
benen Hendrik Cornelifz van Vliet her ö), von dem ja fchon Houbraken berichtet,
dafs er als Bildnifsmaler Schüler Mierevelfs, hauptfachlich aber Architektur-
maler gewefen fei. Architekturbilder feiner Hand haben {ich denn auch in giemflfääle",
der That in beträchtlicher Anzahl erhalten: fchöne, feingellimmte Bilder weifs- dfjnlihift-
getünchter holländifcher Kirchen von aufserordentlicher Klarheit und Feinheit
der malerifchen Perfpective, von höchftem Reiz des Helldunkels und der im
ganzen kühlen Farbenftimmung. Sie gehören nach denen Emanuel de Witte's
(oben S. 767), der, wie erwähnt, vorübergehend auch in Delft thätig war, zu
den gefchätzteiten und vollendetften Bildern diefer Art. Bezeichnete Architektur-
bilder van Vliets befinden fich in der Akademie zu Wien (ihrer vier), in den lungen-
Mufeen des Haag, zu Stockholm, in der Kunflhalle zu Hamburg, bei Herrn
Landfchaftsmaler G. Oeder zu Düffeldorf, im Amfterdamer Reichsmufeum (von
1654), im Schweriner lVlufeum (von 1659), in der Sammlung Speck-Sternburg
des Leipziger Mufeums (von 1659), im Amalienftift zu Deffau (von 1663) und
im Rotterdamer Mufeum (von 1666); nicht bezeichnete z. B. im Berliner Mufeum
und in der Münchener Pinakothek.
i) Die Frage wird von Sclzlie im grofsen Schweriner Verzeichnifs von 1882, S. 667, offen
gelaffen, von den Verfaffern des Berliner Verzeichniffes von 1883, S. 510, aber entfchieden bejaht.
2) Ed. 1753 I, p. 121.
3) Obreerfs Archief IV, p. 11. Vgl. Bredius, Amßerdamer Catalogus 1886, p. 84.
4) Oäreezfx Archief I, p. 6, 27, 44.
5) Warum follte Hendrik Willemfz van der Vliet auch nicht zu Anfang 1650 noch gelebt
haben können? Houbralcezz nennt den Vater diefes Meißers ausdrücklich van der Vliet, im Gegen-
{atze zu dem Architekturmaler van Vliet; und der junge Hendrik Willemfz wird wenigflens in Olwremk
Archief I, p. 6 auch noch van der Vliet genannt, wie diefe Bilder bezeichnet fmd. Hendrik
Cornelifz aber zeichnete Rets van Vliet.
6) Es iß; auch van Vliet, nicht van der Vliet bezeichnet.