Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

Die holländifche 
Malerei 
Jahrhunderts. 
Schule. 
Delfter 
823 
war.1) Nachdem er feine Lehrzeit beendet, kehrte Mierevelt, der fich fpäter 
auch van Miereveld nannte, nach Delft zurück, wo er im Juni 1641 ftarbfl) 
Zeitweilig lebte er aber auch im Haag, Wo er 1625 der Gilde beitratß) In Delft 
gründete er eine grofse Werkftatt und Schule der Bildnifsmalerei. Die Zahl der wäfllätitt 
aus ihr hervorgegangenen Bildniffe foll er, nach Sandrart, felbfl auf 10,000 an- 
gegeben haben. Ht diefe Zahl auch ohne Zweifel ftark übertrieben, fo giebt f1e 
uns doch eine ungefähre Vorftellung von der Fruchtbarkeit des Meifters und 
feiner Schule. Die Bilder feiner Werkftatt Wurden und werden dabei, wie die- 
jenigen der Werkltatt des Lukas Kranach in Wittenberg und des P. P. Rubens 
in Antwerpen, oft genug als eigenhändige Arbeiten des Meifters in den Handel 
gebracht, und die Grenze der wEchtheita ift auch hier nicht immer leicht zu 
ziehen, jedenfalls noch keineswegs immer gezogen worden. In den Bildern, die 
wir als unzweifelhafte Werke feiner eigenen Hand anfehen dürfen, tritt Miere- Sei" A"- 
velt uns als durchaus gediegener, fcharf beobachtender, treu und forgfältig in 
verfchmolzener Modellirung, in ftofflicher Behandlung und in fchlichter, kühler 
Färbung ausführender Künftler entgegen. Im ganzen blieb er fich während 
einer mehr als fünfzigjährigen künfllerifchen Thätigkeit felbft getreu; doch 
werden dem aufmerkfamen Beobachter gewiffe Stilwandlungen auch bei ihm 
nicht entgehen. In feinen früheren Bildern iit er kalter, ftrenger, härter, fleifer, 
in feinen fpätereil freier, Weicher, wärmer, tonvoller. Selbftverftändlich hat 
Mierevelt auch vSchützen- und Regentenftückeß gemalt, doch können wir nur 
zwei von ihnen nennen. Das Schützenftück, welches die Jahreszahl 1611 neben Schsgiiizzn- 
Mierevelfs voller Namensinfchrift trägt, hängt im Rathhaufe zu Delft. Es iPc üüfäxo" 
ein würdiger Vorläufer, freilich aber auch nur ein Vorläufer der fünf Jahre 
fpäter entftandenen berühmten Bilder eines Ravelieijn im Haag und eines Frans 
Hals in Haarlem. Ganz eigenhändig fcheint er es, wenn wir feine Infchrift 
richtig verftehen 4), übrigens nicht gemalt zu haben. Von dem Regentenftück, Reggae]? 
deffen wir gedenken müffen, ifl es vollends beglaubigt, dafs Michiels Sohn Pieter ßüßä von 
es nach deffen Zeichnung ausgeführt hat?) Es ift eine jener ßAnatomiencc, wie I U. 
wir fie in der Amfterdamer Schule zur Genüge kennen gelernt haben: die 1617 
gemalte Darftellung der anatomifchen Vorlefung des Doctor Willem van der Meer. 
Das aus I9 Geftalten beflehende Bild hängt fehr dunkel im Krankenhaufe (Gatt- 
huis) zu Delft; fo viel der Verfaffer fehen konnte, fchien es jedoch frifch und 
natürlich in der Anordnung, der Farbe und im Ausdrucke der Köpfe zu fein.  
Weitaus die meiften Werke Mierevelfs find Einzelbildniffe. Mit ihnen verforgte Segiäfigiiiääßl- 
er die entfernteften holländifchen Städte  eine Anzahl befindet {ich z. B. im 
Rathhaufe zu Kampen  und vor allen Dingen das ganze Haus Nassau- 
Oranien. Das ältefte von ihnen, Welches bekannt ifl, befindet {ich im Befitze von 159m 
I) Eine nAnbetung der Hirtena feiner Hand befindet {ich im Berliner Mufeum. 
2) Obreenh" Archief VI p. 24. 
3) Obreznir Archief III p. 263. 
4) vMichael Mierevelt delineavit ac perfunctarie pinxit A. 161m, Die Lesart 
Archief IV p. 311, Anm. ü! nicht ganz richtig. 
5) C, Vasmaßr in der Zeitfchrift f. b. K. VIII (1373) S. I3 (mit Holzfchnitt).  
I p. 73.  Oäreelfs Archief VI p. 310-313. 
in Obreen): 
L'Art 1877 

	        
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