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Sechstes
Buch.
Abtheilung.
Zweiter Abfchnitt.
Bauernitube in der Kopenhagener Galerie; 1656 gehört er im Haag zu den
Mitbegründern der Confrerie; 1668 floh er Schulden halber aus diefer Stadt 1).
Lebensgrofse fittenbildliche Halbfiguren feiner Hand find das vBildnifs einer
alten Fraua von 1648 im Berliner Mufeum und die ähnliche vGarnwinderine
in der Dresdener Galerie. Kleine, für ihn befonders charakteriflifche Sitten-
bilder in Binnenrätimen mit fehr ausgeprägtem Helldunkel find vdie Nätherine
im Berliner Mufeum, wein Alter am Kohlenfeuera und nein lefender Alter bei
einer Oellamper in der Dresdener Galerie, xdie Bauern beim Kartenfpiela in
der Caffeler Galerie, vrauchende Bauerne und nzechende Bauernu in der kaif.
Galerie zu Wien. Schwach ift fein grofses F amiliengruppenbild im Haarlemer
Mufeum. Pieter Verelft ift an feinen goldgelben Fleifchtöneh und feiner weichen,
faft wolligen Pinfelführung leicht erkennbar.
Ihren Hauptglanz aber erhielt die Haager Schule in der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts durch Kajßar Nezfclzer. Diefer wurde 1639 in Heidelberg
geboren, kam nach dem Tode feines Vaters mit feiner Mutter noch als Kind
Sein Leben. nach Arnheim, wo er feinen erften Unterricht erhielt, wurde zu feiner weiteren
Ausbildung zu Gerard Terborch, dem grofsen Meifter, den wir erft fpäter
kennen lernen werden, nach Deventer gefchickt, reifte nach Frankreich, WO er
fich 1659 in Bordeaux verheirathete und einige Jahre anfaffig blieb, kehrte dann
aber nach Holland zurück und liefs {ich im Haag nieder, wo er fchon 1662
als Mitglied der Malerinnung genannt wird 2) und 1684 ftarb. Als Künitler ifl
vKuiftiwfgik er zunächft Schüler Terb0rch's und als folcher Sittenmaler vornehmerer Art
und Maler von Bildniffen fittenbildlichen Zufchnitts in kleinerem Mafsftabe. Von
dem breiten, freien, flüffigen Stil Terborchs ging er, ohne ihn jemals ganz zu
verläugnen, anfangs mehr in die innerhalb eines warmen, leuchtenden Helldunkels
fein ausführende Richtung der beften Zeit des Frans Mieris über und malte
Sittenbilder aus dem Leben der höheren Stände, welche zu den fchönften,
feinPcen und geiftvollften ihrer Art gehören; fpäter wurde er von der vornehmen
Welt, die im Haag. anfäffig war oder den Haag befuchte, hauptfachlich als
Bildnifsmaler innerhalb der gefchilderten Richtung in Anfpruch genommen; und
er wurde hierdurch allmählich manierirter, baufchiger im Sinne der Barockzeit
und ihrer Trachten, kälter in der Farbe, leerer im Ausdruck, ohne feiner, forg-
fältigen Durchführung untreu zu werden.
Seinefrühen Bilder feiner Hand aus dem Jahre feiner Niederlaffung im Haag (1662) ,
Biiii" fmd das gute, lebendige, ausnahmsweife lebensgrofse Bruitbild eines protefian-
iii-icättiiiiri: tifchen Predigers im Rotterdamer Mufeum und ider Schleifen in der Turiner
Seine Bilder Pinakothek. Vom Jahre 1664 an kann man feine Entwicklung vortrefflich in
innbiieeäiiif der Dresdener Galerie verfolgen, die neun Bilder feiner Hand befitzt: uCiiC
kranke Dame mit ihrem Arztrc von 1664, wder Brieffchreiberr, die viingende Dame
mit dem Lautenfpielere und ndie Dame beim Ankleidenu, alle drei von 1665,
fowie die am Klavier flehende Dame, welche den Gefang eines fitzenden Herrn
begleitet (Fig. 624) von 1666 fmd Meifterwerke der holländifchen Sittenmalereit
elegant in der Haltung, fein im Ausdruck, leicht und doch fehr ftofflich in der
A, Brediu: im Berliner Verzeichnifs 1883 S. 490-491.
Obrenfs Archief IV p. 150. A. Bredizz: in Oud Holland
1337: