Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

804 
Buch. 
Sechstes 
Abtheilung. 
Zweiter 
Abfchnitt. 
lichem Charakter konnte fich auf diefem Boden nicht entwickeln. Mufste die 
Gäräggfer Wittwe des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, als fie feit 1647 das Huis 
im Haßz- ten Bofch zum Andenken an ihren Gemahl errichten und ausfchmücken liefs 
(oben S. 461, 475, 561, 586, 587) doch zu Antwerpener, Haarlemer und Utrechter 
Meiiiern ihre Zuflucht nehmen, um den Hauptfaal ihres Waldfchlöfschens mit 
Gemälden von einigermaßen decorativem Schwunge gefchmückt zu erhalten. 
Wir haben bereits gefehen, dafs Jordaens und van Thulden hier neben Hont- 
horii, Soutman, de Bray, de Grebber und Cefar van Everdingen malten. Der 
Gemäldefchmuck des Huis ten Bofch ift als Ganzes daher eins der wichtigften 
erhaltenen Denkmäler gefammtniederländifcher Verfuche auf dem Gebiete monu- 
mentaler Wand- und Deckenmalerei; mit der Haager Schule als folcher aber 
hat er nichts zu thun; und von einer Haager Schule im eigentlichen Sinne des 
Wortes kann überhaupt kaum die Rede fein. Gleichwohl liefsen fich doch auch 
manche tüchtige Maler der verfchiedenfien Richtungen dauernd im Haag nieder. 
Kafpar Netfcher von Heidelberg feierte hier, wie wir fehen werden, feine 
Triumphe, und felbfl Meifier wie Paul Potter von Enkhuifen, den wir fchon 
unter den Amfterdamern kennen gelernt, und wie Jan van Goyen von 
Leiden, den wir in der Leidener Schule befprochen haben, malten ihre 
befien Bilder im Angeficht des vBofche. Unter den im Haag geborenen 
Meiftern aber ragen eigentlich nur die Bildnifsmaler in felbfländiger Be- 
deutung hervor. 
Dsi; Iiajäif Gleichwohl befafs der Haag eine uralte St. Lukasgilde. Ihr älteftes erhaltenes 
gude. Gildenbuch flammt fchon von 1487. Sie bePcand damals aus Malern, Bild- 
fchneidern, Glafern und verwandten Handwerkern; und gegen 200 Jahre ver- 
trugen die Maler {ich in ihr mit den Handwerkern; erii um die Mitte des 
17. Jahrhunderts war es auch den Haager vKunftmalerm fo in Fleifch und 
Blut übergegangen, etwas Befferes zu fein, als ihre übrigen Gildenbrüder, dafs 
Iie aus wGrootsmoedichheyte 1), wie es heifst, befchloffen, aus der St. Lukas- 
gilde auszutreten. Sie gründeten unter dem Namen der vSchilders-Confreryea 
1656 einen neuen, eigenen Verband, aus dem {ich 1682 eine vAccademie van 
de Teycken-Conite entwickelte. 
Dälgääger Wenden wir uns nun zunächfi den Haager Bildnifsmalern zu, die, wie 
maler. gefagt, faft allein den Anfpruch erheben können, eine bedeutende einheimifche 
Kunft in's Leben gerufen zu haben, fo fehen wir uns am Anfang des 17.Jahr- 
hunderts zunächft zwei namhaften Künfilerfamilien gegenüber: den Ravefteyns 
und den Mytens.  
Johannes Der Stammvater der erfteren, Yalzamzes (Yem) zum Razrzjjiejln 2) ift um 157 5 
Ravelmaenyn. im Haag geboren und 1657 dafelbft geftorben; 1598 wurde er Meifier der 
Sein Leben. alten Gilde, deren Dekan er 1636 war; er erlebte aber noch die Gründung 
der vconfreriee, der er gleich 1656 mit Anthony und Arent van Ravefteyn, von 
dem der letztere wahrfcheinlich fein Sohn war, beitrat. Die Thatfache, dal's 
in der Lifie der Gründer der Confrerieii) alle drei als Wohl unterfchiedene 
Obreerfs Archief IV, p. 45. 
Obreenk Archief II, p. 261, 
ObreenÄv Archief IV, p. 59- 
2353 
30a 
341 
691 
707
	        
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