Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Sechstes 
Buch. 
Abtheilung. 
Zweiter Abfchnitt. 
und Wärme und kommt Meiftern wie Maes und Metfu nahe. Sein frühftes 
Sei? 21T" bekanntes Bild, vdie Kartenfpielerr von 1648 bei Herrn Beer in Berlin, welches 
"iPrfwfÄ: der Verfaffer 1883 auf der Ausilellung aus dem Berliner Privatbefltz fah, zeigte 
135mm den Meifter, warm und fein wie es war, von einer guten Seite! Sein letztes 
Bild, welches einen Trödler darftellt, dem der Tod naht, befindet {ich in der 
i" München, Münchener Pinakothek. Es trägt die Jahreszahl 1668 und gehört zu den 
trüberen und verblafeneren Bildern des Meifters. Frifcher und kräftiger iPr die 
valte Spinnerina von 1654 in derfelben Sammlung, vorzüglich die vKeffel- 
i" Alßlsbmg- fchmieder von demfelben Jahr in der Augsburger Galerie. Seine betten Bilder 
gehören überhaupt den fünfziger und dem Anfang der fechziger Jahre an: fo 
das nette Bild des Knaben mit der Maufefalle von 1660, das leuchtende Bild 
der drei Frauen von 1661, und das ruhige, warme Bild des Mannes am Feuer- 
Amüigrdam, heerd von 1664 im Amiterdamer Reichsmufeum, in dem man Brekelenkam 
überhaupt am beften kennen lernen kann; fo verfchiedene Bilder Brekelenkams 
i" Säigm" in der St. Petersbunger Ermitage, in der Schweriner Galerie, im Berliner, im 
in  Braunfchweiger, im Stockholmer, im Liller Mufeum. Durchfchnittsbilder des 
inmDrfijfie" Meilters befitzen z. B. noch die Dresdener Galerie, die Bamberger Galerie und 
einige englifche Sammlungen; befonders gut ilt die walte Frau beim Frühftückcr 
im Stafford Houfe zu London. 
Neben allen diefen Meiftern kommen für die Leidener Schule noch haupt- 
fächlich zwei eigenartig bedeutende, unter {ich freilich fehr verfchiedene Maler 
Die Schüler in Betracht, welche beide Schüler des zum Holländer gewordenen Leipziger 
N.Knupfers.MCinfeI'S N. Knupfer (oben S. 568) genannt werden: Jan Steen und Arie de 
Vois. Ob Knupfer, der nach Kramm einmal im Haag gewohnt haben foll, fie 
hier unterrichtet, 0b er auch in Leiden einmal eine Werkflatt gehabt oder 0b 
{ie ihn in Utrecht aufgefucht hatten, läfst {ich nicht entfcheiden. 
Jan Steen. Weitaus der bedeutendfte von ihnen ift f7a1z Steen 1), in manchen Beziehungen 
der bedeutendfle aller holländifchen Sittenmaler überhaupt. Holländifche vSittenu 
Kunäiixgieß und wUnfittene im eigentlichen Sinne des Wortes hat keiner fo bewufst, fo 
fchneidig, fo draftifch gemalt wie er. Er ift wirklicher Humorift, ja manchmal 
Satiriker. Er führt uns auf holländifche Volksfefie und Kinderfeite, auf Hoch- 
zeiten, in die Schule, in die Küche, in ehrbare und liederliche Wirthshäufer, 
in Krankenzimmer junger Damen, die, worüber der Blick, mit dem fie 
ihren jungen Arzt anfehen, oft keinen Zweifel läfst, nur vaus einem Punkte zu 
kurirenn find; er macht uns mit Charlatanen, Dirnen, Spielern, Trinkern, 
aber auch mit luftigen Muflkern, braven Handwerkern und biederen Bürgern 
bekannt; er führt uns in realiftifch-{innbildlichen Darftellungen das ganze nichtige 
Thun und Treiben der Menfchen, die Folgen der Trunkfucht und der Un- 
mäfsigkeit oder fprichwörtliche Wahrheiten vom Schlage des aWie ge- 
wonnen fo zerronnena, des nWas nützt Licht und Brill, wenn die Eul' 
nicht fehen willu, oder des aWie die Alten fungen, fo pfeifen die jungem 
vor Augen. Er ergötzt uns durch Mufik, Tanz, Spiel und die harmlofen 
Freuden kindlicher Fefte; aber er erfchreckt uns auch durch die Vorführung 
Catalogue III (1833) p. 
Weßrlzeene, Jan Steen. 
I) 7alm Smillz, 
Nummern.  7'. van 
1-69; Suppl- 
Haag 1856. 
473' 
516; 
im 
Ganzen 
320
	        
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