798
Sechstes
Buch.
Abtheilung.
Zweiter Abfchnitt.
und Wärme und kommt Meiftern wie Maes und Metfu nahe. Sein frühftes
Sei? 21T" bekanntes Bild, vdie Kartenfpielerr von 1648 bei Herrn Beer in Berlin, welches
"iPrfwfÄ: der Verfaffer 1883 auf der Ausilellung aus dem Berliner Privatbefltz fah, zeigte
135mm den Meifter, warm und fein wie es war, von einer guten Seite! Sein letztes
Bild, welches einen Trödler darftellt, dem der Tod naht, befindet {ich in der
i" München, Münchener Pinakothek. Es trägt die Jahreszahl 1668 und gehört zu den
trüberen und verblafeneren Bildern des Meifters. Frifcher und kräftiger iPr die
valte Spinnerina von 1654 in derfelben Sammlung, vorzüglich die vKeffel-
i" Alßlsbmg- fchmieder von demfelben Jahr in der Augsburger Galerie. Seine betten Bilder
gehören überhaupt den fünfziger und dem Anfang der fechziger Jahre an: fo
das nette Bild des Knaben mit der Maufefalle von 1660, das leuchtende Bild
der drei Frauen von 1661, und das ruhige, warme Bild des Mannes am Feuer-
Amüigrdam, heerd von 1664 im Amiterdamer Reichsmufeum, in dem man Brekelenkam
überhaupt am beften kennen lernen kann; fo verfchiedene Bilder Brekelenkams
i" Säigm" in der St. Petersbunger Ermitage, in der Schweriner Galerie, im Berliner, im
in Braunfchweiger, im Stockholmer, im Liller Mufeum. Durchfchnittsbilder des
inmDrfijfie" Meilters befitzen z. B. noch die Dresdener Galerie, die Bamberger Galerie und
einige englifche Sammlungen; befonders gut ilt die walte Frau beim Frühftückcr
im Stafford Houfe zu London.
Neben allen diefen Meiftern kommen für die Leidener Schule noch haupt-
fächlich zwei eigenartig bedeutende, unter {ich freilich fehr verfchiedene Maler
Die Schüler in Betracht, welche beide Schüler des zum Holländer gewordenen Leipziger
N.Knupfers.MCinfeI'S N. Knupfer (oben S. 568) genannt werden: Jan Steen und Arie de
Vois. Ob Knupfer, der nach Kramm einmal im Haag gewohnt haben foll, fie
hier unterrichtet, 0b er auch in Leiden einmal eine Werkflatt gehabt oder 0b
{ie ihn in Utrecht aufgefucht hatten, läfst {ich nicht entfcheiden.
Jan Steen. Weitaus der bedeutendfte von ihnen ift f7a1z Steen 1), in manchen Beziehungen
der bedeutendfle aller holländifchen Sittenmaler überhaupt. Holländifche vSittenu
Kunäiixgieß und wUnfittene im eigentlichen Sinne des Wortes hat keiner fo bewufst, fo
fchneidig, fo draftifch gemalt wie er. Er ift wirklicher Humorift, ja manchmal
Satiriker. Er führt uns auf holländifche Volksfefie und Kinderfeite, auf Hoch-
zeiten, in die Schule, in die Küche, in ehrbare und liederliche Wirthshäufer,
in Krankenzimmer junger Damen, die, worüber der Blick, mit dem fie
ihren jungen Arzt anfehen, oft keinen Zweifel läfst, nur vaus einem Punkte zu
kurirenn find; er macht uns mit Charlatanen, Dirnen, Spielern, Trinkern,
aber auch mit luftigen Muflkern, braven Handwerkern und biederen Bürgern
bekannt; er führt uns in realiftifch-{innbildlichen Darftellungen das ganze nichtige
Thun und Treiben der Menfchen, die Folgen der Trunkfucht und der Un-
mäfsigkeit oder fprichwörtliche Wahrheiten vom Schlage des aWie ge-
wonnen fo zerronnena, des nWas nützt Licht und Brill, wenn die Eul'
nicht fehen willu, oder des aWie die Alten fungen, fo pfeifen die jungem
vor Augen. Er ergötzt uns durch Mufik, Tanz, Spiel und die harmlofen
Freuden kindlicher Fefte; aber er erfchreckt uns auch durch die Vorführung
Catalogue III (1833) p.
Weßrlzeene, Jan Steen.
I) 7alm Smillz,
Nummern. 7'. van
1-69; Suppl-
Haag 1856.
473'
516;
im
Ganzen
320