Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch. 
Sechstes 
Abtheilung. 
Zweiter Abfchnitt. 
Fraläfläieris "Der dritte im Bunde der grofsen Leidener Sittenmaler ift Fmzzs Mieris 
Sein Em- d. 14.1), der unzweifelhaft Schüler Dou's war, auch in Leiden anfaffig blieb und 
Wigläägäs" hier reiba fchulbildend weiterwirkte, alfo in noch eigentlicherem Sinne als Metfu, 
den wir ebenfowohl zur Amflerdamer Schule hätten flellen können, der Lei- 
dener Schule angehört. Frans Mieris d. Ä. war am 12. April 1635 zu Leiden 
geboren, trat 1658 der dortigen Gilde bei, deren Dekan er 1665 warü), und 
flarb dort am 12. März 1681. Als fein Lehrer wird aufser Dou noch der 
Stoägeigiet. Glasmaler Abraham Toorenvliet genannt. Frans van Mieris war vielfeitiger 
Seine Bilder in der Wahl der Stoffe feiner Sittenbilder als Dou; von den Scenen des 
äiesdgree: bürgerlichen Mittelilandes, die auch er oft genug darflellte, flieg er gelegentlich 
irycäkägeibeeln zum eigentlichen Volksleben hinab, wie in dem bekannten vKeffelrlickere (Fig. 
in iviüeehen: 618) der Dresdener Galerie und in den wBauernfiubena der Münchener Pina- 
mhfgilifn" kothek und der 'Kopenhagener Galerie, weit öfter aber hinauf zu dem Leben 
Seine Bilder der höheren Stände; ja er ift innerhalb der Leidener Schule der eigentliche 
 Hauptvertreter des früher fogenannten ßhöheren Genrerr. Damen in weifsen, 
Stände. gelben oder anderen hellfarbigen Atlaskleidern mit ihrem Papagei oder mit 
ihrer Laute oder mit eleganten Cavalieren beim Frühflück, bei der Mufik oder 
mit dem Künfller, der fie malt, im Atelier, fchmucke Krieger beim Wein, beim 
Bier, beim Tabak, beim Mädchen, alte Gelehrte in ihrem Studirzimmer und 
fijisgfggfr: dergleichen waren feine Lieblingsgegenftände. Sehr oft find feine Darftellungen 
Bild" einzelner Herren und Damen fittenbildlich zugefchnittene beilellte kleine Bild- 
in  niffe, wie das z. B. bei einem r) jungen Manner im Berliner Mufeum, einer jungen 
inbigäbelv blonden Dame in der Ermitage zu St. Petersburg, dem Bildnifs des Grafen 
hagen. Gyldenlöve von 1662 in der Kopenhagener Galerie, den Bildniffen des Künfllers 
  felbft und feiner Gattin von 1662 in der Münchener Pinakothek, den ähnlichen 
im Haag. Bildern der Schweriner Galerie und des Haager Mufeums, dem rKaufmanne 
i" Dmden- der Dresdener Galerie und dem Bildnifs des Florentin Schuyl im Haager 
nmiääzrh Mufeum befonders deutlich zu Tage tritt. Selten malte er hiflorifche oder 
 bilden! allegorifche Gegenflände, wie die ßMagdalenaa von 1674 und vdie Poefieu in der 
iÄnglgiiiffjzfDresdener, xKandaules und Gygesa in der Schweriner Galerie, ßjakobs Trauma 
Amßißdanh im Amfterdamer Reichsmufeum, und in diefen Fällen befleifsigte er fich einer 
härteren, xakademifcherem Vortragsweife, als fie ihm fonft eigen war. Frans 
Seigäjeßfen Mieris d. Ä. ift in feinen beflen Bildern ein Virtuofe der malerifchen Technik, 
wie es ihrer nur wenige gegeben hat. Er verfleht es in feltener Weife, feiner 
erflaunlichen Feinmalerei die malerifche Gefammthaltung nicht zu opfern und 
bei aller aufs Einzelne verwandten Sorgfalt niemals kleinlich zu werden, viel- 
mehr immer eine gefchmeidige, bis zu einem gewiffen Grade breite Pinfelführung 
zu bewahren. Eril in feinen letzten Werken wird er kälter und matter. Weitaus 
am reichlichflen ift der Meifler in der Münchener Pinakothek, in der Dresdener 
Galerie und den Ufßzien von Florenz (er ftand zu dem Grofsherzog von Tos- 
diglgelän cana in nahen Beziehungen) vertreten. Von feinen I5 Bildern der Münchener 
in München, Pinakothek verdienen noch vdas Auiternfrühflücku von 1661, wdie kranke Frau 
mit dem Arztex von 1667, rder kleine Trommler und der kleine Pfeifen) von 
I) Yohn Smitlz, Catalogue 1 (1829) 
2) Obreerfs Archief V p. 247. 
Suppl. (I 342) 
Nummern.
	        
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