Malerei
holländifche
Die
des
Jahrhunderts.
Schule.
Leidener
Die
773
fecit 1741i bezeichneten Violinfpieler in Dou's Art, welcher von Schlie
wohl mit Recht für ein Werk unferes Meifters angefehen wird. Die Zeit
des felbftändigen Empündens und Schaffens war vorüber. Ob folch ein
MeiPcer einmal Ger. Dou oder ob er die Rachel Ruyfch nachahmte, war
fchliefslich gleichgültig.
Die
Leidener
Schulß l)-
Leiden war zu Anfang des I7. Jahrhunderts nächft Amfterdam die gröfste Leiylqrfs
und reichfte Stadt Hollands. Ihre 1575 gegründete Hochfchule nannte eine Begägltlltälilg.
Reihe der bedeutendfien Gelehrten der Zeit, wie Hugo Grotius, Rene Descartes,
Salmafius und Scaliger die ihren. Die alte Stadt an einer der Rheinmündungen
wurde zu einem Mittelpunkte der europäifchen Wiffenfchaft. Zu einem Mittel-
punkte holländifcher Kunü war f1e fchon im fechzehnten Jahrhundert durch den
grofsen Maler und Kupferßecher Lucas von Leyden (oben Bd. II p. 5 30_5 35),
den gröfsten holländifchen Meiiter feiner Zeit, geworden. Lucas aber ftarb
fchon I5 33; und in den letzten beiden Dritteln des I6. Jahrhunderts mufste
Leiden die Führerfchaft auf dem Gebiete der Malerei an Städte wie Amfter- klägääaältf
dam, Haarlem und Utrecht abtreten. Erft zu Anfang des I7. Jahrhunderts
wurden in Leiden wieder einige der gröfsten Meifter Hollands geboren.
Rembrandt war Leidener, wie wir bereits gefehen haben (oben S. 678). Leiden
hat alfo den unbefirittenen Ruhm, zwei Jahrhunderten die gröfsten holländifchen
Meifier, zugleich Künftler, deren Leifiungen der ganzen Welt gehören, gefchenkt
zu haben. Auch Jan van Goyen, der bahnbrechende Landfchafter der neuen
Zeit, war Leidener; und Leidener waren Dou, Metsu, die Mieris, Jan Steen und
die anderen Sittenmaler, welche die eigentliche Leidener Schule des I 7. Jahr-
hunderts bildeten.
Es mufs nämlich fofort hervorgehoben werden, dafs Rembrandt, der an- Ryjälßglllät
gehende Grofsmaler, und van Goyen, der Landfchafter, den Boden ihrer Vater- "äiyän
ftadt doch nicht günftig genug für ihre neuen Beitrebungen fanden und aus- Lßliii?:e;fr-'
wanderten, fo dafs nur die durch Rembrandts frühe Leidener Kunftübung in's
Leben gerufene, bald fo gut wie ganz auf s fittenbildliche Gebiet übergegangene
Schule der Klein- und Feinmalerei IlCh an der Stätte ihres Urfprungs erhielt
und eigenartig fortbildete.
Auch die Leidener Kunft des I7. Jahrhunderts zerfallt daher im Wefent- dähäääiäsir
lichen in eine vor- und in eine nach-Rembrandffche Epoche, jedoch mit der Künli; des
Befonderheit, dafs die letztere hier fchon 1631 beginnt und, von den Leifiungen iliihäiäii?
vereinzelter MeiPrer auf anderen Gebieten abgefehen, {ich nur noch als Schule
Cler Sittenmalerei bis tief in's I8. Jahrhundert hinein fortfetzt.
Die Leidener Meifter des I7. Jahrhunderts vor und bis zu Rembrandts
frühem Auftreten und baldigem Verfchwinden vom Schauplatz feiner Vater-
I) ffan janxz Orlers: Befchrijving van Leiden. Leiden X614 und 1641. Aör. ßredius:
DE boecken van het LeidTche St. Lucas Gilde, in Oöreerfs Archief V, p. 172-259. Derjfelbe:
Kunitenaars voorkomende in het Album Studiorum der Academie te Leiden, Oöreenü- Archief V,
p. 268-284.