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Sechstes Buch.
Abtheilung,
Zweiter Abfchnitt.
(Fig. 612). Unter den vier bezeichneten, feinen, fiimmungsvollen Bildern der
letzteren befindet flch eins mit der Jahreszahl 165 3, alfo aus dem zwanzigflen
Lebensjahr des Meifters; aus demfelben Jahre befitzen übrigens auch die Er-
mitage zu St. Petersburg, in der er überhaupt gut vertreten ifl, und die Pefter
ltzrftfhäf" Galerie Bilder feiner Hand. Seine Bilder von 1690 in der Wiener Akademie
( 112331221152) dagegen zeigen, wenn {ie echt lind, wie hart und kalt er gegen Ende des Jahr-
hunderts geworden war.
Während Willem van de Velde d. J. den Schwerpunkt feiner Thätigkeit
nach London verlegte, blieb fein Zeitgenoffe Ludolf Baclelzuyfen 1), der im Sommer
Baä1i3fen_ 1633 2) zu Emden geboren und am 12. November 1708 zu Amfterdam begraben
Sei" Lebe" wurde, der Stadt feiner Wahl, in der er Schüler Allaert von Everdingens,
ääiljielärfäfvielleicht auch Hendrik Dubbels" gewefen war, getreu und wurde, da er, dem
Zeitgefchmack nachgebend, feine Seebilder durch befondere Vorgänge, wie
seißfeiljtffß" Schlachten, Stürme, Schiffbrüche, intereffant zu machen verfland, zu einem ihrer
Lieblingsmaler, der mit Beftellungen überhäuft wurde und zahlreiche Bilder
hinterliefs. Leider urtheilt die Nachwelt weit weniger günflig über feine Bilder,
als die Mitwelt es that. Mit den Seeftücken Vliegers, Dubbels", Capelles, Veldes
verglichen, find die feinen bunt, kalt, blechern, ohne jeden feineren künft-
lerifchen Reiz. Nur felten einmal gelingt ihm in feiner fpäteren Zeit noch
ein guter Wurf. In feiner früheren Zeit ift er malerifcher, zarter, frifcher; es
ift bezeichnend für feinen Stylwechfel, dafs die Bilder feiner Frühzeit neuerdings,
ffjgälägl- auch wenn f1e echt bezeichnet und datirt fmd, von den Befltzern felbft
Seggfdgrrührf" bezweifelt worden fmd; fo fein Bild von 1662 im Brüffeler Mufeum, fo fein
in lläjlrjixgfgknä? Bild von 1658 in der Sammlung Weffelhoeft zu Hamburgil), die, da {ie zugleich
ein Bild des Meifters von 1695 befitzt, befonders lehrreich für die Kenntnifs
der Entwicklung Backhuyfens ift Seinen in allen Sammlungen Europas reich-
lich erhaltenen Gemälden im Einzelnen nachzugehen, kann nicht unfere Aufgabe
Siiinirläägregr fein. Erwähnt fei nur, dafs das Amfterdamer Reichsmufeum, einfchliefslich der
dam. Sammlung van der Hoop, acht bezeichnete Bilder feiner Hand befitzt, unter
ihnen als Befonderheit fein etwas trocken vorgetragenes Selbftbildnifs von 1701,
unter ihnen auch Hauptbilder feiner Hand, wie das feingeftimmte, jedenfalls
frühe vHarlemermeera, ndie Einfchiffung des Rathspenfionärs Johann de Wittu
und die Anficht des Y. Befonders reichlich und charakteriftifch ift Backhuysen
ferner im Haager Mufeum, im Louvre zu Paris, in der National Gallery zu
'London, in der kaiferlichen Galerie und in der Galerie Liechtenftein zu Wien,
in der Kopenhagener und in der Schweriner Galerie vertreten. Die letztere
befitzt unter 11 Bildern des Meifters noch eins feiner allerfpäteften, den vHafen
von Amfterdamu von I707.
Die Hauptmeifter der Amflerdamer Seemalerei haben wir damit kennen
gelernt. Auf einige weniger bedeutende Künftler, welche {ich an fxe anfchliefsen,
müffen wir noch einen flüchtigen Blick werfen.
Jan Blanker Der {trengeren älteren Richtung der Seemalerei gehören an: 32m Blankerlzq
hof.
1) falm SVIziIh, Catalogue VI (1835) p. 401-458 und 508; Suppl. (1842) p. 777-785;
185 Bilder. Radirungen: Barzffrk a. a. 0., p. 264-285. Weigel, Suppl. p. 192-200. 15 Blatt.
2) Oud Holland III (1885) p. 50 und 60.
3) W. ßode, Sammlung Weffelhoeft, Wien 1887, p. 37.