764
Sechstes
Buch.
Abtheilung.
Abfchnitt.
Zweiter
älgßgfäeäfjf Sein Sohn llVillmzz zum de Velde d. 311), der ältere Bruder Adriaens (oben
S. 746), der Schüler feines Vaters, nach deffen Zeichnungen er vielfach malte
und zugleich wahrfcheinlich Simon de Vliegers, der ihn die Pinfelführung lehrte,
Sein Leben- war 1633, wahrfcheinlich noch in Leidenü), geboren, kam aber früh mit feinem
Vater nach Amfterdam, wo er {ich 1657 verheirathete, und fiedelte fpäter
nach England über; wenn er vorübergehend auch noch einige Male in Amfterdam
auftaucht, fo behielt er, feit er Hofmaler des Königs von England geworden
war, doch feinen Wohnfitz in London. Er flarb 1707 zu Greenwich. Willem
van de Velde d. J. hat Seeftücke jeder Art gemalt. Auch feine heften Bilder
Seine Kunß find aber nicht feine xSchiffe auf bewegtem Meeren, fondern feine rWindftillenr.
weife. Zu Jan van de Capelle verhält er fich ähnlich wie Ruisdael zu Hobbema. Er
fafst das atmofphärifche Leben über den nordifchen Meeren, das durch einen
weichen, duftigen Nebelschleier gefehene, gedämpfte aber fich überall hin ver-
breitende Sommerfonnenlicht noch weicher, noch feinfühliger auf, als Jan van
de Capelle; feine Lüfte fmd noch klarer und heller, feine Schiffe (Jan van de Capelle
hat wirklich grofse Seefchiffe auch nur ausnahmsweife gemalt) find genauer ge-
fehen und forgfaltiger wiedergegeben. Man hat ihn den vRaphaela der See-
malerei genannt. Weitaus die meiften feiner Bilder beünden fich in England; doch
find auch die holländifchen Sammlungen noch reich an Bildern feiner Hand.
Seine Bilde, Die vierzehn Bilder des MeiPters in der National Gallery zu London genügen,
ihn bewundern zu lernen. Seine Sturmbilder flnd auch hier nicht die beften;
Lcmdom das dunkle, wildbewegte Seeftück von 1673 z. B. ift fchwer in der Farbe
und etwas wollig in den Wellen. Dafs ihm aber auf diefem Gebiete
gelegentlich ein guter Wurf gelang, beweifen das Sturmbild aus der
PeeYfchen Sammlung mit feiner kalt blaugrauen, aber fein geftimmten See,
feinem dunkel bewölkten Himmel, feinen über den Bug der Fifcher-Smack
im Vordergrunde hereinbrechenden Wellen, und das helle, klare, frifche
Sturmbild aus der Sammlung Farnborough. Ihnen ftehen freilich auch hier
"die aMeeresftillene als die eigentlichen Meifterwerke gegenüber. Wie fein
grau ift das ftille Waffer, in dem {ich die fchlaff an den Maften klappenden
Segel fpiegeln, auf dem Bilde von 1657! Wie golden ftrahlt das Sonnenlicht
am leichtbewölkten Himmel auf dem malerifchen Küftenbilde von 16611 Wie
fein, klar und kräftig fchimmern Meer und Himmel auf dem kleinen Seeitücke,
welches zum älteften Beftande der National Gallery gehört (N. 149). Prächtig
ift auch das Bild mit der einen Kanonenfchufs abfeuernden Fregatte, dem leicht
bewegten, graugelben Waffer, dem fonnigen Dünenküftenfireifen, prächtig das
Bild des Strandes von Scheveningen mit der reichen Statfage von der Hand
Adriaen van de Velde's, prächtig das Bild mit dem weifsen Sandftreifen im
Vordergrunde, dem falutirenden Kriegsfchiff, der weichen, halb fonnigen, halb
im Dulwich nebligen Zuyderfee-Stimmungl Auch im Dulwich College ift der Meifter, wenn
Conegm auch nur mit drei Bildern, vorzüglich vertreten. Die Bilder in Hamptoncourt
fcheint er nach Zeichnungen feines Vaters gemacht zu haben. Die grofsen
englifchen Privatfammlungen aber find voll von Bildern der beften Art des
I) 7Min Snzitlz Cafalogue: VI (
331 Bilder.
2) Vgl. Oud Holland IV (1886)
508;
SuPPL