holländifche
Malerei
jahrhunderts.
Anmflerdanuer
Schule.
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fie auf diefe Weife betonen, unterfcheiden fich einige diefer Meifler wieder
unter fich. Bei Pieter de Hooch ift es, wie übrigens auch bei Maes, ein
feuriges Roth, welches bald im Gewande einer Figur, bald aus einem Teppich
oder Vorhang, bald vom Dach eines Haufes hervorleuchtet und den Grundton der Seim 3m
Bilder beflimmt. In feinen fpäteren Bildern läfst übrigens die Kraft des ein- "mldhmg-
fallenden Sonnenlichts nach, nehmen feine Schatten einen kühleren, bläulicheren
Hauch an, wird feine in feiner beften Zeit bei aller Breite und Leichtigkeit
doch fefte und kräftige Pinfelführung dünner und verblafener. Befonders reich Seinehfildef
iPc er im Amfterdamer Reichsmufeum, einfchliefslich der Sammlung van der Amlgsircdlfgfsl"
Hoop, vertreten; und wenn auch gerade von den Bildern Pieter de Hoochs in mufeum.
cliefen Sammlungen einige neuerdings als vunechta erkannt wurden und anderen
Nleifiern zugefchrieben werden mufsten 1), fo verbleiben ihnen doch mehrere
köfiliche Hauptbilder feiner feinften Art, wie vdie Kellerkammem im alten
Reichsmufeum, und wie die vDame mit dem Brief am Fenftern und vdie Frau
mit dem Kinde auf dem Schoofsee in der Sammlung-van der Hoop. Sehen
wir uns z. B. das zuerfi genannte gröfsere Bild der Sammlung van der Hoop
etwas näher an: Die Dame am Fenfier ifi diefes Mal, wie bei Jan V ermeer,
in Hellblau und Gelb gekleidet. Sie hält ein Hündchen auf dem Schoofs. Ein
Diener, auf den ein zweites Hündchen wartet, bringt ihr einen Brief. Links
fleht die Thür offen. Auf der Schwelle fitzt ein Kind mit einer Peitfche.
Durch die Thür blickt man auf die Gracht mit ihren rothen Häufern, ihren
hohen grünen Bäumen, ihrem fpiegelklaren Waffer. Alles prangt im hellfien
Sonnenlichte. Es ifi auch, landfchaftlich betrachtet, ein Bild allererflen Ranges. indersamnk
In Holland ift der Meifter aufserdem noch vortrefflich in der Sixfchen kfäeifalfff
Sammlung zu Amfterdam und in der Steengrachffchen Sammlung im Haag 112223331"
vertreten. In Frankreich befitzt die Louvrefammlung zwei tüchtige Bilder im
feiner Hand. (Fig. 603.) Befonders gut aber kann man Pieter de Hooch in im Login:
England kennen lernen. Schon in der National Gallery zu London ficht man
drei feiner gröfsten Meiilerwerke. Herrlich ift die Hoffcene von 1658 (533).
In dem weinumrankten rothen Backfteinportal Pceht eine Frau, vom Rücken
gefehen. Eine Magd mit einem Kinde Pceigt die Treppe eines Nebenhaufes
herab. Goldigftes Sonnenlicht von feltener Leuchtkraft belebt den füllen Vor-
gang. Köftlich ift auch die Gartenfcene von 1665. Vorn im Hofe fpricht die
Hausfrau mit ihrer Magd. Ein Herr naht hinten aus dem Garten. Nicht
minder fein ift das Zimmer, in dem zwei Herren am Fenfier fltzen, eine Frau
mit einem Glafe Wein in der Hand vor ihnen fleht. Aber auch in den eng-
lifchen Privatfammlungen ift Pieter de Hooch gut vertreten: im Buckingham Buckffgham
Palace mit drei Bildern, von denen die ßKartenpartier von 1658 und ndie Palace"
Spinnerim hervorzuheben fmd; mit einem befonders fchönen Bilde von 1658 igrijffqgil-
beim Marquis of Bute in London, mit einem oder dem anderen Bilde bei ver- fammhmgen-
fchiedenen anderen der grofsen Sammler. In den nordifchen Galerien kommen
vor allen Dingen fein whäuslicher Tanzr und fein ßhäusliches Concertr in der
1) So das männliche Bildnifs des Reichsmufeums, fo das nmuflcirende Paar" , und vielleicht
fogar die berühmte Scene im Hof eines rothen Backfteinhaufes in der Sammlung van der Hoop. Doch
erklärt ßredizzs (HanffiaengYs Amßerdamer Galeriewerk, Text S. 76) das letztere jetzt für ein Jugend-
werk de Hooch's.