728
Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Abfchnitt.
Zweiter
Seliglägllsfls Als Bildnifsmaler verfügt van der Helfi über die denkbar gröfste und an-
maler- genehmite vPorträtähnlichkeitr, über eine feltene Gabe, feine Gemälde gewählt
und doch ungezwungen malerifch anzuordnen, über eine freie und breite, zu-
gleich aber auch weiche, die einzelnen Pinfelftriche gefchickt verfchmelzende,
alles einzelne, wie befonders die Hände, forgfältig durchbildende Malweife und
über einen klaren, hellen, manchmal die Einzelfarben kühl betonenden, in der
Regel aber doch von leichtem, angenehmem, warmemlrlelldunkel getragenen
Gefarnmtton. Unmittelbar neben Rembrandt gefehen, kann er manchmal ver-
hältnifsmäfsig hart und kalt erfcheinen; aber man mufs nicht Rembrandt, fon-
dern die Natur neben ihm fehen, um ihn lieb zu gewinnen.
Sälflflgfüfne" Wie eng er {ich Anfangs an Elias anfchlofs, beweifen feine früheflen Bilder: das
Amifgam Regentenftück von 1637 im Walenweeshuis zu Amfterdam, das männliche Bildnifs
Rotlgzigm- von 1638 im Rotterdamer Mufeum und felbst noch das grofse herrliche Schützenftück
Reääglien- von 1639 im Amfterdamer Reichsmufeum. Etwas Schöneres als diefes letztere
von 1637. Bild hat der Meifter nie wieder gemalt; ein lebendiger und geifivoller angeord-
Scääitänk netes Schützenftück giebt es überhaupt nicht. Links die Schützen, welche in
voirfüfäag die Luft knallen, rechts die Lanzenträger auf der Treppe, in der Mitte die
theils fltzenden, theils ftehenden Führer mit dem Hund zu ihren Füfsen, alles
das ift fo leicht und natürlich und doch malerifch fo wirkfam aneinandergefügt,
in fo hellem, warmem, leuchtendem Tone gemalt, dafs es Kenner und Laien
533131„ entzückt. Das gegenwärtige Amfterdamer Rathhaus birgt noch zwei fchöne
Riga Schützenftücke des Meifters, eins von 1655, eins von 1656. Im Amfterdamer
Reichsmufeum aber befinden {ich noch feine berühmte Schützenmahlzeit von
1648 und ein Regentenfiück von 1657, zu dem flch die kleine Skizze im Louvre
schifiljen_ zu Paris beündet. Die Schützenmahlzeit von 1648 (Fig. 601) ift an Lebendig-
mahläij_von keit der Anordnung, "an Freiheit der Bewegungen, an Individualität der Köpfe,
der Hände, der Gefialten, an Flüffigkeit und Sorgfalt der Ausbildung neben
den grofsen Schützenmahlzeiten des Frans Hals das Hauptbild cliefer Gattung;
doch wirkt es felbft dem van der HelPffchen Bilde von 1639 gegenüber einiger-
mafsen kalt in den wahr, aber etwas unvermittelt nebeneinanderftehenden Farben.
Regaft1n_ Das Regentenftück von 1657 ift wieder viel tiefer und wärmer in denFarbe,
"üfäsxo" viel geiftreicher im Helldunkel. Ein intereffantes, echtes, echt bezeichnetes
Schützenflück (Verfammlung von Notabeln vor dem Schützenhaufe zu Dordrecht)
Säiinagtijljrgi" van der Helfts in kleinem Mafsftabe befitzt Herr Conful Ed. F. Weber in Hamburg,
(Weber). eine grofse Wiederholung von fremder Hand das Amfterdamer Mufeum.
"rinäzlfs Aufserordentlichen Reiz verftand der MeiPcer auch in Familiengruppenbilder
55113122211"- hineinzulegen. Seine Bilder diefer Art lernt man am heften in der Ermitage
SI-bflfgrs- zu St. Petersburg (Fig. 602) kennen, die drei köfiliche lebensgrofse Fami-
lienbildniffe feiner Hand befitzt, eins von 1647, eins von 1652, eins ohne Jahres-
zahl; das unter dem Namen wdie Vorfiellung der Braute bekannte Bild von
1647 ift wieder ein wahres Meifterwerk. Die Eltern, denen ein junger Mann
feine Braut zuführt, fxtzen im Garten. Ihr jüngerer Sohn fteht mit drei grofsen
jagdhunden neben ihnen. Amoretten und Genien bringen einen vhifiorifcheni
Zug hinein. Diefen Bildern fchliefsen fich Doppelbildniffe des Meifters von
grofser Pracht und Vornehmheit an: das prächtigße und vornehmße ift das-
jenige eines Ehepaares von 1661 in der Kunfthalle zu Karlsruhe; köftlich aber