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Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Zweiter Abfchnitt.
kleinen Speifefaal das ganz akademifche vGebet Salomon's um Weisheitu. Sein
Semäräild" Beftes hat doch auch Flinck auf dem Gebiete der Bildnifsmalerei geleifiet.
Einzelbildniffe und Studienköpfe feiner Hand von grofser Frifche giebt es aus
den verfchiedenften Jahren feines Lebens; das frühfie dem Verfaffer bekannte
ift vDas junge Mädchen in der Tracht einer Schäferin von 163614 im Braun-
fchweiger Mufeuml); das fpätefie, Welches er gefehen, ift der vmännliche Studien-
_Königslberg. kopfe von 1656 im Königsberger Mufeuin. Dazwifchen fallen datirte und be-
m 5231286 zeichnete Bildniffe z. B. von 1637 in der Ermitage zu St. Petersburg, von
i" 1212,31; 1639 in der Dresdener Galerie, von 1641 im Louvre zu Paris und im Mufeum
TUBQEEQ: zu Berlin, von 1643 in der Dresdener Galerie, von 1651 in der kaif. Galerie
Amßlfrdanh zu Wien, von 1652 im Amfterdamer Reichsmufeum. Ein fchönes Doppel-
Rottijdalm bildnifs feiner Hand von 1646 befitzt das Rotterdamer Mufeum. Flincks
Sciääim Hauptwerke aber find feine Schützen- und Regentenfiücke im Reichsmufeum
Reägm zu Amfterdam. Die 1642 gemalten ßvier Vorfteher der Kloveniersfchützena
imügfnkigep am Tifch mit buntgemufierter Decke fiehen noch ganz im Banne der
15352;; Rembrandffchen Kunfi; freier von ihr ift fchon die vKorporalfchaft des
mufeum. Hauptmanns Albert Bast von 1642, ein Bild von grofsartiger Anordnung der
Schützen auf Treppenfiufen und von vortrefflicher breiter Behandlung bei
warmem Tone; das eigentliche Hauptbild des Meifters aber ifi das 1648 ge-
malte an Velazquez vLanzem (oben S. 269) erinnernde gewaltige vSchützenfefta
zur Feier des weftfalifchen Friedens; es ift fehr malerifch in der Anordnung, fehr
lebendig, von fait plaftifcher Wirkung in den Modellirungen der einzelnen Köpfe,
fehr warm und leuchtend in dem gleichwohl nur wenig unmittelbaren EinHufs
Rembrandts mehr zeigenden Tone.
Ferlglijflnd Ferdinand B0! war nach der neueften F orfchung fünf Jahre jünger, als man
Ssilällaääi" bisher annahm. Er war nicht 1611, fondern erfi 1616 in Dordrecht geboren,
ftudirte unter Rembrandt in Amfterdam und blieb in diefer Stadt auch anfaffig.
Er fiarb dafelbft im Juli 1680. Seine Entwickelung ging im allgemeinen der-
jenigen des Flinck parallel; doch find die Werke der beiden Meifier fehr
wohl von einander zu unterfcheiden. Bol bevorzugte rundlichere Typen und
malte glatter, weicher und wärmer als Flinck. Auch von feiner Hand haben
flch weit mehr Bildniffe, als Gefchichtsbilder erhalten; aber in feinen Gefchichts-
bilclern tritt uns feine Stilentwickelung am deutlichfien entgegen; fie fich zu
sifl"jaäüjf' vergegenwärtigen, genügen fchon feine nicht datirten Bilder des Braunfchweiger
Qfjiäf Mufeumsß) Die bezeichnete Darfiellung der nackt auf ihrem Lager ruhenden
Braut des Tobias, welcher diefer zugeführt wird, Rimmt nicht nur dem Gegen-
ftande nach mit der fog. wDanaea Rembrandts in der Ermitage zu St. Peters-
burg (vgl. oben S. 691 u. 69 3) überein, fondern nähert {ich auch der Behandlung
nach Rembrandt in der auffallendfien Weife. vPyrrhus und Fabritiusq hingegen
ift fchon durch feine Uebereiniiimmung mit Bol's fpäterem gleichen Bilde im
Amfierdamer Rathhaufe (jetzigem Schloffe) als ein Werk der Spätzeit des
Meifters beglaubigt; und in der That zeigt diefes Bild, zeigen vMars und Venuse
im "Repertoriumq
-264.
demfelben Jahre ein wjunger Manna im Privatbefltz. Vgl. R. Bergau
Riegef: Bemerkungen über fle in feinen Beiträgen II (1882) S. 257-
I) Von
S. 108.
2) Vgl.