Die holländifche Malerei
I 7. Jahrhunderts.
Schule.
Amflerdamer
Die
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1663 iP; die nGCiSSClung Chrifiiu in der Darmflädter Galerie datirt: eins der Daäifgäter
letzten Bilder des Meiiters, voll erhabener Ruhe, voll milden Lichtes bei Galenev
heller Gefammtfarbung. Ihm fchliefst {ich die grofse ßRückkehr des ver-
lorenen SOhDCSu in der Ermitage zu St. Petersburg an, ein Bild, in dem {ich Emiätfg; zu
alle charakteriftifchen Züge der letzten Malweife des Meifters grofsartig SI-blsfgfrs-
vereinigen.
Radirt hat Rembrandt in diefer letzten Periode feines Lebens nicht mehr Qijüifltlfgif,
fo eifrig, wie in früheren Jahren. Doch ifl das erft 1661 radirte Bildnifs des des Memm"
Coppenol (B1. 175) die gröfste und am forgfaltigiten ausgearbeitete Bildnifs-
radirung des Meifters, gehören religiöfe Blätter wie vder heilige Franzr
(B1. 78) von 1657, vdie Samariterinr (B1. 45) von 1658, vPetrus, den Gicht-
brüchigen heilende (B1. 66) von 1659 zu feinen fchönfien und geifireichiien
Schöpfungen diefer Art; und dafs er felbft zur Mythologie in diefer Zeit noch
einmal in der Abficht, weibliche Reize künfllerifch zu verkörpern, zurückkehrte,
beweift fein Blatt vJupiter und Antiopee von 1659.
Ein eigentliches Greifenalter War Rembrandt fo wenig befchieden, wie ägffjjjrfät:
Rubens; wie diefer iiarb er 63 Jahre alt. Am 8. Oktober 1669 wurde er in
Amiterdam begraben. Zu allen Schickfalsfchlägen mufste er noch erleben,
dal's fein Sohn Titus ein Jahr vor ihm, kurz nachdem er fich verheirathet hatte,
itarb. Wahrlich, an Enttäufchungen hat es Rembrandt in der zweiten Hälfte
feines Lebens fo wenig gefehlt, wie an voll pulfirendem Glücke in deffen
erfter Hälfte. Seine Kunft aber haben die wechfelnden Erfahrungen feines
Lebens vertieft. Wie viel Grofses, Wahres, Ergreifendes die Malerei des ger-
manifchen Nordens jener Zeit auch gefchaffen hat, ohne Rembrandt würde
fie ihrer tiefiien, eigenartigften, packendfien Lebensäufserungen entbehren.
Rembrandts Eigenart zog Schüler in grofser Anzahl in feine Werkftatt; 1112x525"
und diefe wufsten Anfangs in der Regel fo gut auf feine Art, die Dinge zu
fehen, einzugehen, dafs ihre Werke noch nicht überall wieder von den feinen
gefondert fmd. Eine Subjektivität in der Farbenempfindung bei realiftifcher
Formenfprache läfst fich leichter anempfmden und nachahmen als eine Sub-
jektivität in der Formenauffaffung. Rembrandts Schüler und Nachahmer blieben
daher, je enger fie fich an ihn hielten, defto mehr vor eigentlicher Manirirt-
heit bewahrt, machten aber fpäter, da der Rembrandtismus eben feiner Sub-
jektivität wegen die Alleinherrfchaft in Amflerdam nicht lange behaupten
konnte, faft alle der wieder glatter, kühler, akademifcher werdenden Zeit-
firömung ihre Zugefländniffe. Wie mächtig er aber auch diejenigen feiner
Zeitgenoffen in feine Bahnen mit fortrifs, welche niemals in feiner Werkftatt
gearbeitet haben, zeigen gleich einige Meifler, die früher, in der Regel zu Alters-
feinen Schülern geflellt wurden, aber vielmehr als unter feinem Eintlufs ihm Regiiiiggrliirs
parallel entwickelte Altersgenoffen anzufehen llIlCl. "läiäaliläim
Der eine von ihnen, Yan Livens (Liewlzsz), 1607 geboren, war Leidener, Jan I-ivens.
Wie Rembrandt, war, nachdem er zunächit bei joris van Schooten in Leiden
in der Lehre gewefen, Mitfchüler Rembrandfs bei Lafiman in Amfterdam,
Gefchichte d. Malerei. III. 45