Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch. 
Sebhstes 
Abtheilung. 
Zweiter Abfchnitt. 
zeugenden Ausdruck zu verleihen. Von einigen Schwankungen abgefehen, 
erreicht diefe KunPcweife des Meifiers ihren Höhepunkt im Jahre 1654. 
Dann wirkt der Druck der äufseren Verhältniffe in der That einige Jahre 
lähmend auf fein Schaffen zurück; während des letzten Jahrzehnts feines Lebens 
aber findet er {ich felbft wieder und führt noch einige feiner grofsartigften 
Schöpfungen aus. 
Eägrgägizff; Von feinen Selbfibildniffen aus diefer Zeit fei nur das grofse prachtvolle 
 Bild von 1650 im Fitzwilliam Mufeum zu Cambridge hervorgehoben. In blankem 
Stahlpanzer über purpurrotem Wamms hat der Künftler {ich hier dargeftellt; 
aber feine Züge find unverkennbar. Von feinen, in der Regel als Rabbiner 
i" Dresden- bezeichneten Greifenbildniffen befitzt die Dresdener Galerie ein Hauptexemplar 
von I654, welches Rembrandts grofsartig breite Malweife diefer Zeit, die man 
auch feine vbuttrige oder knetende Manierv genannt hat, feine jetzt mehr auf 
malerifch prächtige Erfcheinung, als auf ftrenge Bildnifsähnlichkeit gerichtete 
Auffaffung und feine tiefe, fatte, volle Farbenglut in deutlichfter Ausprägung 
in I-ßndon- zeigt. Ihm fleht ein ähnliches Bild aus den fünfziger Jahren in der Londoner 
i" sgäiä"s' National Gallery nahe. Befonders reich ift die Ermitage in St. Petersburg, die 
mit ihren 36 echten Bildern Rembrandts überhaupt die reichfie Galerie an 
 Werken feiner Hand ift, an Bildniffen des Meifters aus diefer Zeit. Aus dem 
gefegneten Jahre 1654 befitzt fie aufser zwei Greifenbildern der gedachten Art 
noch die Bildniffe drei alter Frauen; aufserdem, ganz {tudienartig aufgefafst, 
wein junges Mädchen bei der Toiletter und weine junge Magd mit dem Befenr, 
Stociixholm, die Rembrandt, wie ihr Bild von 1651 im Stockholmer Mufeum zeigt, drei 
Jahr früher fchon einmal gemalt hatte. Aus noch früherer Zeit, dem Jahre 
imcßgjgvftch 1645, befitzt das Dulwich College bei London eine Studie nach einem im 
Fenfter liegenden IOjährigen Mädchen von der Hand des Meifters. Bode macht 
üiifiäätgikig_ mit Recht darauf aufmerkfam, dafs Bilder diefer Art, befonders das {ittenbildlich 
gehaltene Bildchen der Dame am Putztifch, die nächften Vorbilder für Meifter 
lfrggeälrjgf; wie N. Maes und P. de Hooch waren. Als Studie ift auch der wSpeerträgera 
Iössmcalfeh der Caffeler Galerie von 1655 anzufehen. 
Biäjfffrleltjon Dafs Rembrandt um diefe Zeit, da es mit feinen Vermögensverhältnifien 
Iößillnßhöiö zufehends bergab ging, aber auch wieder anfing, Bildniffe auf Beftellung zu 
 malen, beweifen z. B. die Bildniffe eines bejahrten Ehepaares von 1655 in der 
Storiliholm, Galerie zu Stockholm, das grofse Bild einer jungen Dame im Lehnftuhl von 
 in der Ermitage zu St. Petersburg und das ähnliche Bildnifs aus dem- 
Kopeiljjagerhfelben Jahre in der Kopenhagener Galerie; vor aller Dingen aber die leider 
DieowAna- nur im Bruchftück erhaltene XAUHtOYTIlG des Dr. Deymanr von 1656 im 
dilmifgyiifiiii Amfterdamer Reichsmufeum. 1) Das Bild ift zum gröfsten Theile verbrannt, 
von 1656 und das erhaltene Stück zeigt unangenehme Uebermalungen; aber es ifl doch 
als Bruchfiück noch von ergreifender Wirkung. Befonders wirkungsvoll ift 
das erhaltene Stück des von vorn gefehenen Leichnams. Befonders intereffant 
aber ift uns die Thatfache felbft, dafs Rembrandt {ich 1656 noch einmal 
l) A. Bredius' Catalognls von X887 
erfolgte Wiederündung des Bruchßückes 
danken ift. 
p. 148 erkennt an, dafs die erft 
den Nachforfchungen W. [Jodelv 
vor Kurzem in England 
und  P. Riclzfer: zu
	        
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