Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Sechstes Buch. 
Abtheilung. 
Zweiter Abfchnitt. 
(B1. 3) von 1637, die trotz der Häfslichkeit der Gefialten durch das wunder- 
bare Licht und Schattenfpiel ergreifend wirkende Darftellung von iAdam und 
Evae (B1. I) von 1638, die geifireiche vDarfiellung im Tempelu (B1. 22) und 
der grofsartige, klare vTod der Jungfraur (B1. 70) von 1639, der phantafiifche 
vTriumph des Mardochair (B1. 12) von 1640, die vTaufe des Eunuchenu (B1. 69) 
von 1641, die kleine wAuferweckung des Lazarusr (B1.  von 1642 berühmt. 
Als Sittenbild fei befonders der vSchlittfchuhläufera (B1. 121) von 1640 genannt. 
Seit 1640 regte {ich, zunächft in feinen Radirungen, aber auch die Naturphantafie 
des Meifters. Sogar zur Darftellung wildbewegter wLöwenjagdenr (B1. 86 und 
87) verftieg er {ich 1641. Im vollen Gegenfatze zu ihnen aber fiehen feine 
idyllifchen, Frieden athmenden, fchlicht und wahr aufgefafsten, klar und kräftig 
 radirten landfchaftlichen Blätter vom Jahre 1641: die Anficht von AmPcerdam 
mit feinen Thürmen und Windmühlen (B1. 313), die wStrohdachhütte unter 
Bäumena (B1. 326), die Hütte mit der Heufcheune (B1. 327) und vor allen 
Dingen die berühmte vMühler (B1. 333). 
1153122111125 Am 19.Juni 1642 begrub Rembrandt feine Gattin Saskia und mit ihr 
1642-1656- das ruhige Glück feines Lebens. Erft die (oben 1. Anm. angeführte) neuefte 
Forfchung hat Klarheit in feinen ferneren Lebensgang gebracht. Wieder- 
verheirathet hat er {ich nicht. Der Meifter, welcher um 1640 ein eigenes Haus, 
das er mit Patrizierluxus und Künftlergefchrnack einrichtete, in der Judenbreiten- 
{trafse bezogen hatte, nahm zur Pflege feines 1641 geborenen Söhnchens Titus 
eine Wittwe ins Haus, die ihn jedoch 1649 in Unfrieden verliefs, da er um 
diefe Zeit ein Herzensbündnifs mit feiner jungen Magd Hendrickie Jaghers ge- 
fchloffen hatte, die ihm eine Tochter fchenkte, aber auch von Titus als zweite 
Mutter angefehen wurde, in den Augen der Welt als feine zweite Frau galt 
und {ich fpäter in fchwierigen Verhältniffen der Angelegenheiten des MeiPcers 
thatkräftig und uneigennützig annahm. Die fchwierigen Geldverhältniffe, in 
welche Rembrandt feit ungefähr I6 50 geriet, hatten ihren Grund in der Sammel- 
 wuth des Meifters. Er kaufte zahlreiche Gemälde der berühmteften alten und 
neuen Meifter, kaufte in grofsem Umfange ausländifche Rüftungen, Kleidungs- 
ftücke, Tücher, Geräthe, wie er fle in feinen Gemälden und Radirungen ver- 
werthete, kaufte fogar antike Statuen und Büfien. Er war einer der gröfsten 
(Sammler feiner Zeit. Dabei ging fein Vermögen und dasjenige feiner Frau 
allmählich drauf. Schliefslich mufste er feine Gemälde verpfänden, noch ehe 
er fie gemalt hatte. 1m Jahre 1656 brach die Kataftrophe in aller Form über 
ihn herein. Er mufste fich zahlungsunfähig erklären. Sein Haus und alle feine 
Schätze kamen unter den Hammer. 
133353331: Wir haben zunächft feine Kunft in der Zeit zwifchen den beiden grofsen 
lunaggiffefer Verlufien feines Lebens, dem Verlufie feiner Gattin im Jahre 1642 und dem 
VerluPce feines Vermögens im Jahre 1656, zu verfolgen. Wenn Rembrandt 
auch gerade um die Zeit des Todes feiner Gattin und kurz darauf, wie wir 
bereits gefehen haben, einige durch ihre verfchwommene Behandlung flauer 
wirkende Bilder fchuf, fo erlahmte feine künfilerifche Kraft im Ganzen 
doch keineswegs durch das Unglück, welches ihn betroffen. Er zog {ich jetzt 
ganz in fein Haus, in feine Sammlungen, in feine Werkfiatt zurück und arbeitete 
angefirengter und innerlicher als je. Die ruhige Klarheit der Compofitionen,
	        
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