Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

Die holländifche Malerei 
Jahrhunderts, 
Die Amfierdamer Schule. 
679 
ländifchen Meiiter und einen der gewaltigften und eigenartigften Künftler aller 
Zeiten und Völker kennen zu lernen- 
Die Gröfse Rembrandts, des ausgefprochenen Lieblingsmeifters der zweiten 
Hälfte des 19. Jahrhunderts 1), beruht natürlich zunächlt, wie diejenige aller 
bedeutenden Maler, auf feiner Fähigkeit, die Welt der Erfcheinungen mittels 1382232331: 
meifterhafter Handhabung des in Farbe getauchten Pinfels auf die Fläche zu 
bannen. Aber das ift doch eben nur die Vorausfetzung jeder grofsen Leiftung 
auf dem Gebiete der Malerei. Das Geheimnifs feines Welterfolgs liegt erltlich Gehlgänifs 
darin, dafs er, ohne rechts oder links zu blicken, die Natur mit feinen eigenen wiifirftssl 
Augen und daher, wie Phidias, wie Jan van Eyck, wie Michelangelo, wie Dürer e e! ogs. 
es gethan hatten, auch mit den Augen feiner Zeit und feines Volkes anfah, 
fodann darin, dal's er mit echten Künftleraugen begabt war, welche die Natur 
zwar mit packender, allen fofort fühlbarer Wahrheit, zugleich aber doch anders, 
tiefer, weihevoller anfahen, als die Augen gewöhnlicher Sterblicher, ferner in 
der Vielfeitigkeit, faft könnte man fagen Allfeitigkeit feines Stoffgebietes, durch 
welche er allen feinen holländifchen Zeitgenoffen überlegen war, endlich in der 
Meifterfchaft, mit welcher er feine Behandlungsweife auch den technifchen Ge- 
fetzen einer Kunft, welche die Welt fich in mittels des Pinfels auf die Fläche 
gebrachten Oelfarben fpiegeln läfst, anzupaffen verftand. 
Der Technik der Oelmalerei entfprechend, fieht Rembrandt, mehr vielleicht Seigeltfälälten- 
als irgend einer der grofsen Meifter, die dies fchon vor ihm gethan, die Welt 
der Erfcheinungen nicht in Umrifslinien, fondern in Farbeniiächen, fieht er mehr 
als irgend einer feiner Vorgänger die Farben in der Natur nicht in jener fcharfen 
Sonderung, wie fie im Malkaften neben einander liegen, fondern in ihren zarten 
Uebergängen und in ihrer hauptfachlich durch das Licht und den Schatten 
bedingten Abtönung, macht er daher mehr, als irgend ein anderer Künftler es 
vor oder nach ihm gethan, die Poefle des Helldunkels zum Leitftern feiner HeläjiäkeL 
Kunft. Daher verfchmäht er auch für die bekannteften biblifchen Gegenftände 
alle hergebrachten, auf der alten italifirenden Umrifsmanier beruhenden Compo- 
fltionen, ordnet er vielmehr feine Gruppen und Geftalten ftets zunächft dem 
Bedürfnifs feiner Lichtwirkungen entfprechend an und erzielt er gerade dadurch 
immer neue, eigenartige, von felbft auch in ihrer Linienwirkung geiftvoll wirkende 
Compofitionen; daher beachtet er, ein fo tiefes Verftändnifs für die Formen- 
qui forment Poeuvre de Rembrandt. Paris 1824.  (Th. Wilson): A defcriptive cataiogue of the prints 
of Rembrandt. London 1836.  Clzarler Blanc: L'oeuvre complet de Rembrandt. Catalogue rai- 
fonne de toutes les eaux-fortes du maitrre et de {es peintures. Paris 1854.  C. H. Middlßlvn. A 
deicriptive catalogue of the etched work of Rembrandt. London 1878.  Fr. Seym. Haden: Rem- 
brandts etched work. London 1879.  Charles Blaue: Ifoeuvre complet etc. Ouvrage comprenant 
1a reproduction de toutes les eftampes du maitre. Paris 1880.  Eug, Dutuit: L'oeuvre complet 
de Rembrandt. Paris 1883.  A. D. de Vries in Oud Holland I. (x883), p. 292-310: Aanteke- 
ningen naar anleiding van Rembrandfs etsen,  Dr. Stniter und W, Bade im Repertorium IX. 
(1886), p. 253-26 5: Rembrandts Radirungen.  In Vorbereitung fürs Repertorium ein Auffatz über 
denfelben Gegenftand von A. Yordrzn, der die Güte hatte, ihn im Voraus dem Verfaffer zur Einiicht 
zu fchicken.  
I) Der Baron Guftav Rothfchild in Paris übernahm vor Kurzem zwei Bildniffe von Rembrandts 
Hand für 700,000 frcs.  Für ein Blatt feiner Radirmxgen, dasjenige des Dr. Tholinx, wurden in Eng- 
land vor Kurzem 37,750 frcs. bezahlt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.