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Buch.
Sechstes
Abtheilupg.
Zwveiter Abfchnitt.
Wir müffen uns, um dem älteften von ihnen gerecht zu werden, daran
erinnern, dafs gerade nach Amfterdam einige Antwerpcner Meifter diefer Art
übergefiedelt waren: fo Gillis van Coninxlool) (oben S. 90_96), fo David
Vinckboons (oben S. 401), fo Jacob und Roelant Savery (oben S. 402), fo Gillis
d'Hondecoeter (oben S. 574). Es darf uns daher nicht Wunder nehmen, dafs
uns in Paulus zum Hillzgrzerf, einem 1595 oder 1596 wahrfcheinlich zu Amfter-
Sein Leben. dam geborenen, fpäteftens 1651 dafelbft geflorbenen Künitler, ein MeiPcer mit
Seins Bildervlämifchen Anklängen entgegentritt. Seine feltenen Bilder, wie xdie Schlacht
bei Nieuwpoortr und vdie Abdankung der Söldner zu UtfCChtn von 1627 im
Amüädam, Amfterdamer Reichsmufeum, denen {ich der früher Vinck-Boons zugefchriebene
wAusritt des Prinzen Moritz zur Jagdu ebendort anreiht Y), und die nAbdankung
in Utrecht. der Söldnera im Utrechter Mufeum, erinnern in einigen Beziehungen an den
Brüffeler P. Snayers (oben S. 491), in anderen an den nach Haarlem über-
geiiedelten AmPcerdamer Esaias van de Velde (oben S. 621), ohne jedoch einen
von ihnen an Kraft und Lebendigkeit zu erreichen.
ägääecf Als Schüler des Frans Hals haben wir Pieter Cuddr, den eigentlichen
Amiierdamer Vertreter des vGefellfchaftsftückese der Halslfchen Schule fchon
Sein Schüler oben (S. 605) kennen gelernt. Als Amlterdamer Schüler Coddesii) haben wir
Signet hier aber lIVzYZeuz Comelzlvs Dzgfjicr (Dußerj einzureihen. Um 1600 wahrfcheinlich
zu Amfterdam geboren, ift er dort fchon 1625 als fertiger Künftler nachweisbar
und fpäteftens 1641 geitorben. Er iß ein lebendiger Erzähler, aber ein etwas
wüfter, wenn auch tonvoll farbiger Maler. Beglaubigte Bilder feiner Hand fleht
man in der Kgl. Gemäldegalerie und bei Herrn Geh. Commerzienrath Zfchille
zu Dresden, in der Ermitage zu St. Petersburg und im Mufeum zu Stockholm.
Ein in manchen Beziehungen verwandter Meifter war Pieter Polier, der
Sein Leben Vater des berühmten Thiermalers Paul Potter. Pieter Potter wurde um 1587
zu Enkhuizen geboren, ifl: 1628-1629 als Glasmaler in Leiden nachweisbar,
fcheint fich dann aber in Haarlem unter Frans Hals weitergebildet zu haben.
Kuigxiläife Als Sittenmaler, Stillebenmaler und Landfchaftsmaler der HalsTchen Schul-
seinzeiändeirichtung, aber vkräftiger in der Behandlung, körniger im Auftrage 4) als J. A.
HalsTchen Duck (oben S. 605), tritt er uns hier 1631 in Amfterdam entgegen, wo er,
Richtung wenn er {ich auch 1647 vorübergehend im Haag aufhielt, anfafüg blieb und
um 1655 ftarb. Bilder diefer Art des Meiüers find vdie Strohfchneideru des
vnn 1629, Amfterdamer Reichsmufeumsa, die wTriktrakfpielera von 1629 in der Kopen-
wn 1631. hagener Galerie, die nWachtüubea von 1631 im Rudolfinum zu Prag, das
von 1632, Soldatenftück von 1632 bei Herrn Werner Dahl in Düffeldorf, eine Landfchaft
von 1631-111it Räubern von 1637 bei Herrn Semeonow in St. Petersburg, ein vjunger.
von m0. Cavaliem von 1640 beim Grafen Schönborn- in Wien. Ihnen fchliefsen {ich die
S,äfi1ß'f,n_ fein empfundenen, in bräunlichen Ton aufgelöften, an diejenigen des Pieter
I) Dafs Gillis von Coninxloo gegen Ende feines Lebens nach Amfierdam überüedelte, wo er
am 4. jan. 1607 begraben wurde, ift erß vor kurzem bekannt geworden: N. de lfaever in Oud Hol-
land III. (1885), p. 33 ff.
2) Brediu." Amfierdamer Katalog von 1887 zählt fechs Bilder feiner Hand.
3) Neuefte briefliche Nachrichten von Abr. Bredius. Vgl. des Verfaffers großen Dresdener
Katalog 1887, p. 489-490.
4) Bade, Studien, S. 167.