holländifche Malerei des
Die
Jahrhunderts.
Schule.
Amßerdamer
Die
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letzten Jahrzehnts') und feit der Ueberführung einer ganzen Reihe altamiter-
damer Gruppenbildniffe in das neue Reichsmufeum in ein ganz neues Licht
getreten.
Wir fmd jetzt fogar im Stande, die Entwicklung diefes Kunlizweiges in
Amfterdam während des 16. Jahrhunderts zu verfolgen. Corzzelzk xinilmnzlaa Aiflfägliis;
(Tßzmgfen) iPt im Amfierdamer Rathhaus mit einer aus fehr alterthümlich fteifen
Kopfreihen beftehenden Schützenmahlzeit von 1533 vertreten; und ihm fcheint
auch das aus regelrechten Bruflbilderreihen zufammengefetzte, kräftig breit mo-
dellirte, bräunlich getönte Schützenftück von 1557 im Amfterdamer Reichsmufeum
zugefchrieben werden zu müffen i). Von dem Sohne des Jacob Cornelisz van
Ooftzaanen (flehe oben Bd. II., S. 535-536), Dirk Yacobsz, der 1567 in Jaiääilj,"
Amfterdam ftarb, befitzt das Arnfierdamer Reichsmufeum ein Schützenfiück mit
zwei Flügeln von 1529, welches im Mittelbilde 17 Schützenbruftbilder in zwei
regelrechten Reihen darftellt, kräftig, flüffig, in einer dem Scorel verwandten
Technik gemalt, ausgezeichnet durch die lebendig bewegten und modellirten
Hände; dazu ein aus zwölf BruPrbildern beftehendes Schützenfiück von 1563,
welches viel breiter, aber auch zäher in der Modellirung und fchwerer braun
im Ton erfcheint, als das frühere. Gröfsere Freiheit der Bewegung bei
immer noch reihenweifer Anordnung und gröfsere Flüffigkeit der Modellirung
bei immer noch etwas fchwerem bräunlichen Ton zeigen die Schützenftücke
von Dirck Barezztsß), einem 15 34 in Amfterdam geborenen Künftler, der nach 33:53;
1555 als Teodoro Bernardo Schüler Tizians in Venedig war, nach 1562. aber
wieder i_n Amfterdam auftauchte, wo er 1592 itarb. Im Amfterdamer Reichs-
mufeum fieht man von feiner Hand zwei tüchtige, noch unbeholfen angeordnete,
aber gut modellirte und glühend gefärbte Schützenftücke von 1564 und 1566
und das gute, kräftige Brußbild des Herzogs von Alva. Dann folgt Carrzelis Cßrn- ließe]
Ketel, der 1548 in Gouda geborene, 1616 in Amfterdam begrabene Künftler,
deffen wir fchon oben (S. 87) gedacht haben. Er befuchte 1566 Frankreich,
nahm feit 157 3 eine angefehene Stelle als Bildnifsmaler am Londoner Hofe
ein, lebte aber feit 1581 wieder in Amfterdam, wo er viele grofse Schützen-
und Regentenftücke und Einzelbildniffe fchuf. Sein fchon oben erwähntes, mit
feinem Namen bezeichnetes Schützenflück von 1588 befindet {ich jetzt im
Amfterdamer Reichsmufeum. Es ift mit 13 lebensgrofsen ganzen Geftalten
fchon ziemlich lebendig angeordnet, frifch und feit modellirt und hell mit kecken
Lichtern gefärbt, leider nur nicht gut erhalten. Nach Mafsgabe diefes Bildes,
welches, wenn man bedenkt, dafs die frühefte Schützenmahlzeit des Frans Hals
erft aus dem Jahre 1616 ftammt, an kunftgefchichtlichem lntereffe wefentlich
1) Obreerfs Archief 1., 1877-1878, p. 164. Verklaring der fchilderflukken etc. in het werkhuis
te Amfterdam, D, C, Meyer jn; nDe Amßerdamfche Schutterstukken in en buiten het nieuwe
Rijksmuseuma in Oud Holland 111., 108 ff.; IV., 198 HI; 225 ff. Mr. IV. de Raever: nDrie
Amfterdamfche Schildersu in Oud Holland III. (1885) p. 171-208. Aör. Bredius: Catalogus
van het Rijks-Mufeum van Schilderijen. 2. Aufl. Amflerdam 1886; 3. Aufl. 1887. Dazu Abr.
Bredius: Die Meiilerwerke des Rijksmufeum zu Amflerdam. HanffiaenglTches Photogravüren-Pracht-
werk mit fehr beachtenswerthem Text. München, feit 1887.
2) Bredius, Catalogus 1886, N. 167a. Die während des Druckes erfchienene Auflage von 1887
giebt ihm aufser diefem noch ein Schützenflück von 1559.
3) de Vries in TaureYs nChriflelijke Kunftu. XXIV.