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Sechstes
Buch.
Abtheilung.
Abfchnitt.
Zweiter
verigixling_ war. Diefer vielfeitige und feinfühlige MeiPcer ift bis vor kurzem verkannt wordenl):
Weil man das eigenthümliche G auf vielenBildern feines Bruders als] las,
fchrieb man ihm die Aufsenanfichten des vDama zu Amfterdam und ähnliche
Bilder zu, welche charakterifiifche Werke Gerrit Berckheydes fmd: fo in Dres-
den, fo in St. Petersburg, fo in vielen anderen Städten, fo aber felbft 1886
Chfrjljter. noch ein ähnliches Bild in Amfierdam. Job Berckheyde ift als Architektur-
maler hauptfachlich Maler von Binnenräumen, die er mit fefiem und doch
weichem Pinfel wunderbar malerifch darzuftellen, mit zartefiem Helldunkel köfic-
lich zu durchleuchten und mit Figuren von geiftvoll malerifcher Behandlung
Eifrig; lebendig auszuftatten verfieht. Zeuge deffen find feine Binnenanfichten der
1mm. alten Amfierdamer Börfe im Mufeum van der Hoop zu Amfterdam, im Mufeum
zu Rotterdam, in der Galerie Arenberg zu Brüffel und im Stadeffchen Infiitut
Kisrijgslp zu Frankfurt a. M., Zeuge deffen feine fchönen Kirchen-Inneren im Amfterdamer
bilden Reichsmufeum (von 1674) und in der Dresdener Galerie (von 1676) (Fig. 576),
frfätelfilfg Zeuge deffen aber auch noch verfchiedene Bilder feiner Hand, in denen die
Figuren faft eine Hauptrolle fpielen, wie ßiChriftus, im Innern einer Kirche
die Kinder fegnenda (von 1662) und vdas Frühiiück hinter der Bogennifchea
im Schweriner Mufeum, wie in gewiffem Sinne felbft fein wichtiges vAtelier
des Frans Halsa und feine weniger. charakterifiifche DarPcellung der Brüder
Jofephs in Aegypten im Haarlemer Mufeumz). Auch das fchöne Bild des
Amalienfiiftes zu Deffau, welches Wachtfoldaten auf der Strafse neben einem
Thorbogen zeigt3), und das charakteriftifche, weichfarbige Bild der Caffeler
Galerie, welches altes Gemäuer mit einem Thor darftellt, durch welches Schafe
getrieben werden, haben noch faft den gefchloffenen Charakter eines Innen-
bildes. Nur die vWinterlandfchaftx des Berliner Mufeums, in der jedoch der
Bogen der Brücke die Rolle des Thorbogens auf den vorigen Bildern fpielt,
Pceht ziemlich für {ich unter den Werken diefes Meiliers da, unter denen übrigens
fogar eigentliche Sittenbilder im Handel vorkommen.
äerffgil;dc_ Sein jüngerer Bruder Gewit Bercklzeyde, welcher 1638 in Haarlem geboren
wurde und 1698 dafelbfi fiarb, war, wie aus einer Infchrift des HalsTchen
Atelierbildes feines Bruders hervorgeht, ebenfalls Schüler des Frans Hals.
sjiiflfhffjgfDafs er den Rhein hinaufpilgerte, beweifen manche feiner Bilder, wie die
Strafsenanfichten aus Bonn und Köln im Schweriner Mufeum, aus Köln in den
Uffizien zu Florenz und im Rotterdamer Mufeum; und dafs er fxch in Heidel-
Dizäilfer berg aufgehalten, berichtet Houbraken. iAus feiner Heidelberger Zeit Pcammen
beäiirdeäit vielleicht feine bekannten, fchon erwähnten, an die Schule Wouwermans er-
innernden, übrigens nicht durch hervorragende Feinheit ausgezeichneten Bilder,
wie der wRitt zur Jagdi und wder Pferdemarktß in der Dresdener Galerie,
der xRitt zur Iagdr in der Ermitage zu St. Petersburg und drei Bilder in der
Staflfägfder; Galerie Liechtenfiein zu Wien. In der überwiegenden Mehrzahl feiner Bilder
tritt er uns jedoch als Maler Pcädtifcher Anflchten, Strafsen, Plätze. öffentlicher
Seine
Verkennung.
Sein
Charakter.
Seine
Börfen-
bilder.
-5lo;
eben
I) Ganz verkannt z. B. noch in Waagerfs Handbook, ed..Crowe, London 1874, p. 509-
und noch mehr in Crowe's Anmerkung dafelbilz, p. 509.
2) Vgl. auch Tlz. Le-uin, Düffeldorfer Äusflzellung 1886, S. 6.
3) Abgebildet in der Zeitfchrift fqb. K. 1879 bei S. 386. Von G. Müller ebenda S. 388,
weil der Meifler verkannt wurde, tür das Werk eines gleichnamigen anderen Künülers erklärt.