652
Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Abfchnitt.
Zweiter
Entwicklungsgang zu vergegenwärtigen. Die Bilder feiner frühen Zeit find
noch fefter und fchwerer im Farbenauftrag, brauner und wärmer, im Ganzen
ebenfalls fchwerer im Gefammtton als die fpäteren. Dies zeigen in der Dres-
dener Galerie z. B. wdie Kärrner am Wirthshausx, die man früher wegen ihres
braunen Goldtons einmal dem Andries Both zufchrieb, und adie Reiter vor
der Bauernhüttev, deren Echtheit man auch wegen ihrer fchwereren Behandlung
einmal nicht anerkennen wollte. Etwas freier behandelt ift fchon die Land-
fchaft mit dem roth bedeckten Wagen im Hintergründe, welche das Mono-
gramm aus P. H. und L. zufammenfetzt. Das S tritt fchon in der irPredigt
Johannes des TällfCfSK hinzu, die gleichwohl an ihrer feften Behandlung und
ihrem warmen Tone noch als Werk der Frühzeit, wenigftens der Uebergangs-
zeit des Meifters zu erkennen ift. Dann folgen in langer Reihe die Meifter-
werke feiner beften Zeit mit dem ausgebildeten Monogramme, hell, klar und
filbern im Tone, leicht, zart und frifch in der Behandlung. Wir nennen nur
den berühmten vGafthofsftallv, das vReitergefecht mit der brennenden Wind-
mühlen, die uHirfchjagd am Fluffev, das vFeldlager am Fluffev. Seiner noch
freier, aber auch flüchtiger werdenden letzten Zeit fcheinen dagegen z. B. Bilder
wie die uFifcher am Flufsftrandv, die wPferdefchwemme unter dem Caftellev,
der uUeberfall beim Flufsübergangev anzugehören. Es ift unmöglich, an diefer
Stelle auch nur einen einigermafsen vollftändigen Ueberblick über die nahezu
Haägiggder 800 erhaltenen Bilder des Meifters zu geben 1). Als fein Hauptwerk in der
in säyerers-Ermitage zu St. Petersburg gilt die grofse Hirfchjagd aus der Sammlung
inmäiffel, Choifeul. Von feinen etwa zwanzig Bildern in der Caffeler Galerie find z. B.
die wReifenden mit Packpferden am Wafferc, das ßftallende Pferdv, die ßKorn-
in München, ernten (Fig. 57 5) zu nennen; von feinen zwanzig Bildern der Münchener Pina-
kothek heben wir die uPlünderung eines Dorfesr, die Winterlandfchaft, die
uPferdetränker und udie Hirfchjagda hervor. Von feinen zwölf oder mehr
in Paris, Bildern im Louvre zu Paris verdient der Umzug des vBoeuf grasa befonders
Am-nilldam! genannt zu werden. Von feinen ebenfovielen Bildern im Amfterdamer Reichs.-
im Haag, mufeum ift wieder eine uHirfchjagdv das feinfle. Im Haager Mufeum ragen
unter neun Bildern feiner Hand ein mächtiges Schlachtftück durch feine für
den Meifter ganz ungewöhnliche Gröfse, der ßHeuwagenß durch die Feinheit
in London, feiner landfchaftlichen Stimmung hervor. In der Londoner National Gallery
war der Meifter bis 1871 gar nicht vertreten. Seit aber in diefem Jahre feine
fünf fchönen Bilder aus der Sammlung Peel für fie erworben wurden und fpäter
andere hinzukamen, kann man ihn auch in ihr gut kennen lernen. Würdig
war er von jeher im Buckingham Palace und im Dulwich College vertreten;
aber auch die meiften anderen grofsen englifchen Sammlungen befitzen mehrere
Salälfufgen Bilder feiner Hand. Eine gröfsere Anzahl von Bildern feiner Hand findet {ich
gigägf noch im Madrider Mufeum, im Stockholmer Mufeum, im Städeffchen Inftitut
zu Frankfurt a. M., in den grofsen Wiener Sammlungen, vor allen in der
Galerie Liechtenftein, und in der Galerie Arenberg zu Brüffel.
Philips Wouwerman hatte zwei jüngere Brüder, die Maler waren. Der
1) 707m Smith, Catalogue Vol I, {S29 p. 199-358, 522, 1842 (Suppl. p. x37-
Bilder des Meißers. Achtzig Bilder des Meifiers {lach ff. Moyreau, Paris 1737, unter
vOeuvres de Phpe Wouvermens (sie) I-Iollandoisu etc.
-273) 791
dem Titel: