Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Sechstes Buch. 
Abtheilung. 
Abfchnitt. 
Zweiter 
der Caffeler Galerie (Sammlung Habich) beweifen, in noch höherem Mafse von 
Ph. Wouwerman, als von feinem eigentlichen Lehrer abhängig iPt. 
Woääjlirljjarh Zur Betrachtung Ph. Wouwermaifs, des grofsen Pferdemalers, Sittenmalers 
und Landfchafters, der in feiner Art einzig unter den Künfilern der Welt da- 
Pteht, gehen wir nunmehr über. Pizilzßs Wouzuawizazz hatte im Mai 1619 zu 
Sein Leben. Haarlem das Licht der Welt erblickt. Er war Schüler feines Vaters Paulus 
jooften Wouwerman, von dem nichts weiter zu berichten ift, dann aber auch 
des Landfchafters Jan Wijnants, den wir bereits (oben S. 641 ff) kennen gelernt 
haben. Dafs übrigens auch Andries Both und Pieter van Laer den Meifler 
beeinflufst haben, ift augenfcheinlich. Schon 1645 gehörte Philips dem Vor- 
Pcande der Gilde feiner Vaterftadt an. Im September 1668 Pcarb er in ihr. 
SmQZQLiBL Die Gemälde Philips Wouwermans find getreue Spiegelbilder der auf das 
reichfte und buntefte belebten nordwefieuropäifchen Landfchaften jener Tage. 
Segggaßgjgfl- Seine reizvoll malerifchen Landfchaften, welche uns bald die Dünengegenden 
feiner engeren Heimat, bald die weiten, von Hügeln begrenzten Flufsthäler 
der benachbarten Landftriche, bald auch eigentliche Berghöhen und Felfen- 
thäler veranfchaulichen und manchmal mit den Spuren einer verfeinerten Lebens- 
führung, Schlöffern, grofsen Gärten, Brunnenanlagen ausgefiattet find, manchmal 
uns in entlegene Einöden, zum Haufe des Scharfrichters in den Dünen, zur 
Bergfchmiede in den Felfen oder an den von Fifchern belebten Meeresfirand 
Sffiüflnggä- führen, bilden aber in der Regel nur die Hintergründe feiner aufserordent- 
vgllifslggäh lich mannichfaltigen, buntbewegten Lebensbilder, in denen Vorgänge jeder 
SeirwPfel-dß- denkbaren Art, fobald nur Pferde in ihnen anzubringen find, fein, geift- 
 reich und lebendig veranfchaulicht werden. Da fehen wir Reifende in Wagen 
mit rothem Verdecke über den Sandweg rollen, da fehen wir Karrner am 
Wirthshaufe halten, da fehen wir einen Reiter vor elender Strohdachhütte mit 
armen Landleuten fprechen; da wird uns bald das bunte Treiben in einem 
herrfchaftlichen Gafthoffialle oder das Leben vor einer vielbefuchten Huffchmiede 
 am Kreuzwege oder die Rafl einer Gefellfchaft von Reitern und Reiterinnen 
am Brunnen veranfchaulicht. Auch an räuberifchen Ueberfällen, an Zufammen- 
ftöfsen von Wagen, deren Gefpanne in einander gerathen lind, an Zigeuner- 
lagern und Duellfcenen fehlt es nicht. Befonders aber liebt Wouwerman 
jagdftücke und Soldatenftücke. Jagdgefellfchaften von berittenen Herren und 
Damen fehen wir {ich vor dem Schlofspark mit Roffen, Hunden und Falken 
zum Aufbruch rüften, oder wir fehen fie in wilder Hetze den Hirfch oder das 
Reh durch das weite Thal, mitten durch einen Flufs hindurch, felbfi mitten 
durch bewohnte Ortfchaften, Anhöhen hinan und hinab verfolgen, auch wohl 
den Bären und den Wilden Eber erreichen, oder, reich mit Beute beladen, am 
Abend heimkehren und unter der Halle des Schloffes von der Hausfrau und 
den lVlägden empfangen werden. Am meiften aber zieht doch das Soldaten- 
leben den Meifter an. Reitergefechte zwifchen Türken und Chriften oder nur 
zwifchen chriftlichen Kriegern gehören zu feinen Lieblingsdarftellungen. Fürchter- 
lich ift der Anprall; gefallene Pferde und Menfchen winden flch am Boden; 
aus nächfter Nähe fchiefsen die Hauptperfonen auf einander; hoch ragt die 
Fahne aus dem Gefecht empor; aber Pulverdampf und Rauch hüllen den 
ganzen Mittelgrund ein. Im Hintergründe ragt ein Caflell oder eine alte Burg- 
Philips 
Wouwerman. 
Sein Leben.
	        
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