Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

holländifche 
Die 
des 
Malerei 
Jahrhunderts. 
Die 
Schule. 
Haarlemer 
645 
Pieter Molyn's ausgegeben und als folcher Pieter Molyn d. j. genannt. Da 
aber Pieter Molyn nach der Haarlemer Urkundenforfchung gar keinen Sohn 
Namens Pieter hatte 1), wogegen Pieter Mulier Vater und Sohn urkundlich be- 
glaubigte Künftler fmdi), da ferner Houbraken felbft an anderer Stelle den 
Meifler Pieter Molier nennt 1') und da eine anfcheinend wohl unterrichtete 
italienifche Quelle4) ihn ausdrücklich als Pieter Mulier bezeichnet, fo wird man  
von feiner Benennung als Pieter Molyn d. j. in Zukunft beffer abfehen. 
Pieter Mulier, genannt vil Cavaliere Tempeftar foll 1637 in Haarlem ge- Sein Leben. 
boren, aber früh nach Italien gegangen fein, wo er {ich und feine Malweife voll- 
kommen italifirte. Er lebte in Rom, in Genua, wo er wegen des Verdachtes,  
feine Gattin ermordet zu haben, lange Jahre im Gefängnifs fafs, und fchliefslich 
in Mailand, wo er 1701 ftarb. Seine in bräunlich glühender Tonart breit und Sein Stil- 
Hott, aber auch ganz decorativ gemalten, übrigens durch befondere Licht- 
Wirkungen und atmofphärifche Erfcheinungen wirkfam gemachten Landfchaften  
mit bald hiftorifcher, bald idyllifcher Staffage fchliefsen fich nicht einmal an 
diejenigen Pouffins an, fondern folgen ganz der äufserlichen, mehr fpielenden, 
landfchaftlichen Richtung der eigentlichen Italiener feiner Zeit. Nördlich der ääiläficäilg: 
Alpen find feine Bilder ziemlich felten, wenngleich doch z. B. die Dresdener Alpen. 
Galerie, das Braunfchweiger Mufeum, die kaiferl. Galerie zu Wien, die Pefter 
Galerie, die Galerie Liechtenftein zu Wien und das Breslauer Mufeum jedes 
mehrere Bilder feiner Hand befitzen. In den beiden zuletzt genannten Samm- 
lungen ift er fogar mit xCawagliere P. Tmnpqffnr bezeichneten, von 1696 
und 1701 datirten Bildern vertreten. Südlich der Alpen ift er in den meiften füüilälznfs" 
Sammlungen zu finden: befonders in den Privatfammlungen der römifchen 
Grofsen. Die meiften Bilder feiner Hand aber find in einem der Gemaldefale 
der Ifola Bella im Lago maggiore vereinigt. 
Der dritte diefer Meifter, Pfau van Mkkelen, in deffen Vater wir einen tüchtigen  
Haarlemer Architekturmaler kennen lernen Werden, war 1649 in Haarlem ge- 
boren und fiarb 1716 zu Caffel. Er war ein ftiliftifcher Landfchafter jener durch 
Cafp. Dughet beeinHufsten Glaubeffchen Richtung. Bezeichnete Bilder feiner 
Spätzeit (von 1714 und 1715) fleht man im Schlofse zu Schleifsheim; zwei 
andere in der Dresdener Galerie. Auch einige Radirungen feiner Hand fmd 
bekannt. 
Im Anfchlufs an die Landfchafter haben wir nun zunächPc einige Haar- Die Thier- 
lemer Künftler kennen zu lernen, welche Landfchafter, Thiermaler und fitten- 33213112: 
bildliche Figurenmaler zugleich waren, das Hauptgewicht aber auf die Thiere Schule" 
legten, fo dafs f1e in der Regel zu den Thiermalern gerechnet werden. Die 
einen von ihnen ftellten vorzugsweife Rinder, Ziegen, Schafe mit ihren Hütern 
in ihrer landfchaftlichen Umgebung dar, die anderen hauptfächlich Pferde, die 
f1e natürlich im DienPce der Menfchheit, alfo in Bildern des Strafsen- und Stall- 
verkehrs, in Jagdftücken und in Gefechtsfcenen zur Anfchauung brachten. 
1) Van der Willzlgen a. a. O. p. 226. 
2) Van der Willigm a. a. O. p. 229. 
3) Houbraken ed. 1753 II p. 750. 
4) Mufeo Fiorentino III (x756) p. 281.
	        
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