Fünftes
Buch.
Dritter
Abfchnitt.
ärieriasgäa- Bildniffe zugefchrieben l.) Auch radirt hat Heemskerk und Zeichnungen für den
Kupferftich geliefert, und er verdient alles in allem eine aufmerkfamere Betrachtung,
als ihm in der Regel zu Theil wird." Gröfseren Weltruf als er hat fein Mit-
Am. Mor. fchüler bei Scorel: Anton Mar (Antonio Moro), von feinem Gute wmz Dfßllüßßrc
zubenannt, den wir, obgleich er faft ausfchliefslich Bilclnifsmaler war, fchon an
Sein Leben. diefer Stelle befprechen müffen. Er war im erften Viertel des Jahrhunderts
zu Utrecht geboren, trat 1547 der Lucasgilde zu Antwerpen bei, war nach
diefer Zeit noch viel auf Reifen, wie er 1550 in Rom auftauchte und im
folgenden Jahrzehnt als Hofmaler Philipps II. in Madrid und Liffabon, aber
auch in London, Brüffel und wiederholt in feiner Vaterftadt Utrecht nachweisbar
ift, liefs fich fchliefslich aber dauernd in Antwerpen nieder, wo er zwifchen
1576 und 1578 ftarb 2). Anton Mor gehört zu den vornehmften und gefeiertften
Sein Stil. Bildnifsmalern feiner Zeit. In feinen Jugendbildern noch braun in den Schatten
und flüchtig in der Behandlung, arbeitete er {ich in feiner mittleren Zeit zu
einem eigenen, durch zarte, forgfaltige, aber niemals ängftliche Modellirung,
durch {toffliche Behandlung der Stoffe, durch lebenswahre, aber fchlichte, das
Individuelle nicht allzufcharf betonende Charakteriftik und eine gefunde, warme
Farbengebung ausgezeichneten Porträtflile hindurch, um in feiner Spätzeit kälter,
blaffer und trockener zu werden. Als Bildnifsmaler des I6. Jahrhunderts behielt
er aber Pcets den verfchmolzenen Vortrag und die kräftige Behandlung des
SeirwBilderBeiwerks im Koftüm. Seine Bilder hier aufzuzählen ift unmöglich. Befonders
iiiirdrid, zahlreich flnd fie in den englifchen Sammlungen, im Madrider Mufeum, in der
ägifäjkaiferl. Galerie zu Wien. Dann folgen die Mufeen zu Brüffel und zu Caffel,
Perßrggläg, die Eremitage zu Petersburg und das Louvre zu Paris. Mit des Meifters Namen
ibezeichnet fmd z. B. das treffliche Doppelbildnifs von 1544, welches ihn als un-
Berlin, mittelbaren Nachfolger des Scorel zeigt, im Berliner Mufeum, das fchöne
Parma, Fürftenbildnifs von 1557 in der Galerie von Parma, das männliche Bildnifs mit
Paris. der Uhr von 1565 im Louvre, das ausgezeichnete Porträt eines kräftigen
Dijäfify Mannes von 1568 in Ditchley Park (Oxfordshire) 3) und das feine Bildnifs des
Brüffel, Malers Hub. Goltzius (oben S. 72) von 1576 im Brüffeler Mufeum, Welches
immer noch warm im Ton und forgfaltig in der Durchführung des Einzelnen,
felbit der Barthaare, ift, obgleich es aus des Meilters allerletzten Jahren flammt.
Frühe Daten ohne Namensbezeichnung tragen dagegen das einfach behandelte
Wien, Prachtbild des Cardinals Granvella von 1549 in der kaiferl, Galerie zu Wien,
das Bildnifs eines Mannes mit Handfchuhen in der Hand, von 1550, in der
Petersburg, Eremitage zu St. Petersburg und die feinen Bildniffe Sir Henry Sidney's und
Petworrh, feiner Gemahlin von I5 5 3 in Petworthri). Dann folgt der gröfste Theil der
Madrid, zahlreichen fpanifchen Hofbilder des Madrider Mufeums und das Selbftbildnifs des
Florenz, Meifters von I 558 in den Uffizien zu Florenz. Aus den fechziger und fiebziger
Ant. Mor.
1) Das g-rofse, früher für Holbein ausgegebene Familienftück im Caffeler Mufeum jedoch, welches
von einigen Seiten Heemskerk zugefchrieben worden, Hi, wie Eifenmann dem Verfaffer mittheilt, nun-
mehr mit Scheibler als ein Werk Scaref: erkannt worden, deffen Namen es auchfiim neuen Caffeler
Katalog führen wird.
2) F. v. d. Branden a. a. 0., p. 277-
3) F. Waagen, "Preasures of Art III, p. 133.
4) G. F. Waagen, Treasures of Art III, p. 41.