Buch.
Fünftes
Dritter Abfchnitt.
hatte, als Sohn reicher Eltern, faft alle Länder Europas bereiPr und gehörte zu
den vielfeitigft gebildeten Künftlern feiner Zeit. Doch arbeitete er haupt-
fachlich in München, Prag und Wien, und feine Arbeiten befchränkten fich
auf Blätter in kleinem Mafsftabe, Zeichnungen für die graphifche Reproduction
und eigentliche Miniaturen im mittelalterlichen Sinne, denen er zu erneutem
Seißgrftu- Modeglanze verhalf. Seine archäologifchen und landfchaftlichen Reifefkizzen
verwerthete er befonders in einem grofsen, reich illuflrirten geographifchen
Werke, welches, mit einem Texte des Canonicus G. Braun verfehen, I5 72 bis 1618
Seintflxrixnia- in Köln erfchien 1). Eine köftliche Miniatur feiner Hand aus demfelben Stoffgebiete
in Brüffel. befitzt die Bibliothek der Herzöge von Burgund zu Brüffel in dem aufs feinfte
durchgeführten Blatte, welches eine Anficht Sevillas darftellt und neben feinem
Namen die Jahreszahl 1573 trägt. Sein Hauptwerk auf dem Gebiete der
in Wien. Miniaturmalerei aber befitzt die k. k. Hofbibliothek zu Wien in dem römifchen
Mefsbuch (Missale romanum), welches er in den Jahren 1582-1590 ausgeführt
hat. In der figürlichen Formengebung an Franz Floris, in der Miniatur-Technik
an Giulio Clovio (oben Bd. II, S. 35!) fich anlehnend, beherrfcht er hier be-
fonders das landfchaftliche, thierifche und Stillleben-Beiwerk, wie das Gefammt-
gebiet der Ornamentik mit erPtaunlicher Sicherheit und unerfchöpflichem Er-
fmdungsreichthum. vIn der That ift es nicht möglich, {ich von dem Reichthum,
der Mannichfaltigkeit und der Farbenpracht diefes Manufcripts eine Vorftellung zu
machen, ohne es gefehen zu haben. Es ift als die reiffte Frucht feiner vielfeitigen
Bildung anzufehencm?) Der andere Antwerpner, welcher vornehmlich in Deutfch-
B.Sprang8l'. land arbeitete, war Bart. Sprzzngcr 3) (1546 bis nach 1608) 4). Urfprünglich
durch Jan Mandijn gebildet (oben S. 61, Anm. 4), dann durch einen längeren
Sein Leben. Aufenthalt in Italien zu einem Hauptvertreter des manierirten Italismus geworden,
wurde er 1581 ials Röm. Kais. Majestet Conterfetterr, 1584 als xK. Majestet
Cammermalerc in Prag angeftellt und entwickelte hier als Maler und Radirer
Sein Sxil. eine fruchtbare Thätigkeit. Die gezierte F ormengebung der Nachahmer Cor-
reggids ift ihm in Fleifch und Blut übergegangen. Wenn wir jedoch feine
Seiirfewlfilrfer zahlreichen Bilder in der kaiferl. Galerie zu Wien, die ftatt aller genügt, um
ihn kennen zu lernen, betrachten, fo werden wir in der Fefiigkeit feiner Urn-
riffe, in der trefflich verfchmolzenen Glätte feiner Modellirung, in der gefchickten
Anordnung feiner Gruppen doch einen Meifter erkennen, der genau wufste und
völlig konnte, was er wollte. Die vier mythologifchen Hochbilder mit halb-
lebensgrofsen Figuren und die auf Marmor gemalte Darftellung Apollons und
der Mufen zeigen ihn ganz in feinem F ahrwaffer. Die feinen kleinen Dar-
zmge!) aber, welcher 1602 Kammermaler Kaifer Rudolfs II. wurde und bis weit ins neue Jahrhundert
hinein lebte, war auch nach den archivalifchen Quellen fein Sohn. yacob Schlager, Materialien zur
öfterr. Kunitgefchichte im Arch. f. öfter. (fiefeh. 1850, S. 690 u. 733.
I) Civitates orbis terrarum in aes incisae etc., colloborantibus Francisco I-Iohenbergio chalco-
graphico, et Georgio Hoefnagel. Coloniae ab anno 1572 ad 1618. VI. Bände fol. Man vgl.
Ed. Fätis a. a. O., p. 98-116.
2) G. F. Waagen: Die vornehmften Kunfldenkmiiler in Wien, Wien 1867, II, S. 66-69.
3) Eine ausführliche Lebensbefchreibung fchon bei K v. Mander a. a. O., II, p. 20-51.
4) Sein Sterbejahr wird verfchieden angegeben. In den Wiener Hofakten kommt er, was auch
Aiegel a. a. O., S. 31, überfehen hat, im Jahre 1608 zum letzten Male vor, Schlager a. a. O. S. 758.