Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

Die 
Malerei 
niederländifche 
Hälfie 
der zweiten 
des 
Jahrhunderts. 
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Wege weift: kühn und lebendig in den Umriffen, frifch und plaftifch in der Sein Stil. 
Modellirung des goldwarmen Fleifches mit freilich etwas bläulichen Schatten, 
voll und feurig in der Behandlung der blühenden Farben; und in der That 
iPc es, fchon weil Meifler wie Rubens und Jordaens zu ihm in die Schule ge- 
fchickt wurden, wahrfcheinlich, dafs er keineswegs der rohe Meiftei" war, als 
welcher er hier und da verfchrien worden ift. Beffer durch beglaubigte Werke 
eingeführt tritt uns der andere diefer Meifter, der Rubens Lehrer wurde, Ofto vafgge". 
mm Vem (latinifirt Vaenius genannt), entgegen. Er war 1558 als Sohn des Sein Leben. 
Bürgermeifters von Leiden geboren und erhielt eine vornehme und gelehrte 
Bildung, wie fle feinem Geburtsftande entfprach. Im Jahre 1572 enttloh er mit 
feinem confervativen Vater feiner der Sache der Freiheit ergebenen Vaterftadt, 
fetzte darauf in Lüttich unter Lampfonius feine fchon in Leiden begonnenen 
Kunftftudien fort und vollendete diefelben fpäter in Rom unter Fed. Zuccaro 
(oben S. 12). Nach feiner Heimkehr wurde er I-Iofmaler des Landvogts 
Alexander Farnefe, fiedelte jedoch nach deffen Tode, 1592, nach Antwerpen 
über, wo er 1593 als MeiPcer in die Gilde aufgenommen wurde und über ein 
Vierteljahrhundert anfäffig blieb. Im Jahre 1620 aber ernannten der Erzherzog 
Albrecht und die Infantin Ifabella ihn zu ihrem Hofmaler in Brüffel, und hier 
ftarb er 1629. Otto van Veen ifl im Wefentlichen ein Vertreter des Italismus Sein Stil. 
in der Malerei; wenn er auch zu gefchmackvoll war, um alle Sprünge des 
Manierismus mitzumachen, fo war er doch nicht eigenartig genug, um {ich zu 
einem neuen Stile hindurchzuarbeiten; nur leicht und leife klingt in der Natür- 
lichkeit feiner Formen und Bewegungen und in der Frifche feiner im Ganzen 
etwas bunten Farben die Vorahnung der befferen Zeit hindurch. Gewiffenhaft, 
verfiändig und vornehm ifl: er immer; aber die Flauheit, die mit diefen Eigen- 
fchaften verbunden fein kann, macht ihn uns langweilig. Seine Bilder find in Seineßildei 
Belgien keineswegs felten. In der Genter Kathedrale befindet {ich noch feine Gentfn 
Auferweckung des Lazarus, die manches Schöne enthält, in der Andreaskirche 
zu Antwerpen fein Martyrium des heiligen Andreas; befonders reich an Bildern Antwerpen. 
{einer Hand fmd des Antwerpner und das Brüffeler Mufeum; dort betrachte Brüffel, 
man zum Beifpiel die Berufung des Apoftels Matthäus, hier die Vermählung 
der heiligen Katharina. Doch befltzen auch andere Sammlungen (Wien, Wien, 
Amßerdam, Braunfchweig) Hiftorien-Bilder des Meifters, und in der Louvre- 1212351118111. 
Galerie zu Paris befindet fich das intereffante grofse Porträtftück, auf dem er gäviilsßig, 
{ich felbft und feine ganze Familie dargeftellt hat.  
Während eine Reihe diefer Antwerpner Meifier aus anderen Gegenden fßtäxgizsäzlta 
der Niederlande in die Scheldeftadt eingewandert waren, fehen wir, umgekehrt, werpner. 
auch einige Antwerpner von Geburt den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit ins 
Ausland verlegen. Von Denzjx (Dzbnys) Calvaert ift fchon (oben S. I6) die D. Calvaert. 
Rede gewefen, weil diefer Meifter als Bolognefer Schulhaupt ganz zum Italiener 
geworden war. Dagegen haben uns hier noch zwei Antwerpner Figurenmaler 
zu befchäftigen, welche eine bedeutende Rolle im deutfchen Kunftleben jener  
Tage fpielten. Der eine von ihnen, 35017-1 f G801?!) H "Ffnag"! (1545 biS 113011 IÖIS l), Joiiägilffcf" 
fei 
E. 
I?)   Mzmder (I. p. 334 u. 339) fcheint {ich geirrt zu haben, als er annahm, diefer Meiiter 
1600 gefiorben und alfo, als er fein Schilderboek herausgab, nicht mehr am Leben gewefen. Vgl. 
Fitrlv: Les artistes belges ä Yätranger (Bruxelles 1357) I, p. II6. Der Meifter Hoefnzzge! (Hauf-
	        
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