Buch.
Fünftes
Dritter Abfchnitt.
eingehen. Im Gegenfatze zu feinem Vater, den die Deutfchen den vBauern-
brueghela, die Niederländer den vViezen Brueghelr, die Franzofen wie drölea
nennen, fuhrt er allgemein den Beinamen des wHöllenbrueghelr. Doch erfcheint
diefer nicht gerade glücklich gewählt, da keine echten Höllenbilder feiner Hand
bekannt lind, vielmehr derartige DarPtellungen feines jüngeren Bruders Jan ihm
KäiE-elglaggfr vielfach mit Unrecht zugefchrieben werden. K. v. Mander fagt nur von ihm:
bEf lernte bei Gillis von Koningslo und copirte fehr hübfch viele Sachen feines
Vaterse; und damit ift feine Charakeriftik in der That ziemlich erfchöpft.
Seinem Stile nach von feinem Bruder Jan wefentlich unterfchieden, tritt er uns
als ein zahmerer Nachahmer, ja, manchmal als Copift feines Vaters entgegen,
jedoch gar nicht immer als ein fo fchwacher Meifter, als Welcher er verfchrieen
War, ehe man bemerkte, dafs Bilder, die mit ßP. Brueghelr bezeichnet l) f1nd
und ein fpäteres Datum als 1569, das Todesjahr feines Vaters, tragen, von
Sein Leben. feiner Hand herrühren müffen. Geboren war P. Brueghel d. 1564 zu Brüffel.
Er zog aber nach Antwerpen zurück, wo er 1585 als Meifter in die Gilde trat
Seine Bilder und 1637 oder 1638 ftarb. Aufser den fchon genannten Gemälden, die vielleicht
auf ein Urbild von der Hand feines Vaters zurückgehen, wie das ficher bei der
dem Neapler Bilde nachgebildeten Darftellung des Gleichniffes von den Blinden
inLi 33:15h und Lahmen in der Galerie Liechtenftein der Fall ift, lind von feinen Werken
Rein. zunächft noch die volksreichen und landfchaftlich bedeutenden Darftellungen der
Kreuztragung Chrifli zu nennen, die er im Anfchlufs an das erwähnte Wiener
i" dägntlfü" Bild feines Vaters malte. Die Uffiziengalerie in Florenz befitzt ein Exemplar
iänAlflägirrf von 1599 2), die Berliner Galerie ein folches von 1606, das Antwerpener Mufeum
wen. eine Wiederholung von 1607. In Italien fleht man ferner in der Galerie Mansi
in Lucca, zu Lucca vier frifche, kräftige, in lebhaften Localfarben prangende Genrebilder
feiner Hand, welche eine Gaftitube, einen Bauerntanz, ein Leihhaus und ein
Bohnenfeft darftellen und alle vier feinen Namen und die Jahreszahl 1620 tragen.
in Narbonne, Ihnen fchliefst ein Bauerntanz im Mufeum zu Narbonne flch an. Gut ift auch
in Wien. die Winterlandfchaft mit Schlittfchuhläufern (von 1601) in der kaiferl. Galerie
zu Wien 3), und charakteriltifch find die wSieben Werke der Barmherzigkeita in
der Galerie Harrach dafelbft 4). Weniger fympathifch und frifch lind die Dar-
m Prellungen der vGerichtsftuber von 1615 im Königsberger, der iDorfkirmefsa von
fjjffjßiäf 1616 im Augsburger und der wlämifchen Sprüchwörterr im Haarlemer Mufeum.
gärßlriljliägl Unfer Meifter hatte einen 1589 geborenen und 1608 als Meiftersfohn in die
Antwerpener Gilde eingezeichneten Sohn 5), der ebenfalls Peter hiefs und Maler
wurde. Von diefem P. Brueghel III. könnten einige der auch für feinen
Vater zu fchwachen und aus deffen Stil herausfallenden, aber doch echt be-
zeichneten Bilder fein, wie z. B. das genannte Bild der Augsburger Galerie von
1616; doch ift es bis jetzt nicht möglich, feine Werke aus dem übrigen Schulgut
auszufondern.
I) In feinen fpäteren Bildern zeichnete er bereits BREVGHEL.
2) Nicht 1589, wie der Katalog angiebt.
3) Vgl. G. F. Waagen, Kunßdenkmäier in Wien (Wien 1866, I, S. 129.
4) G, F. Waagen (a. a. 0., I. S. 324) hatte entfchieden recht, diefes
fondern dem jüngeren P. Bmeghel zuzufchreiben.
5) F. 7, v, d, Branden a. a. 0., p. 441.
alten,
dem
nicht
Bild