Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 1)

Fünftes 
Buch. 
Abfchnitt. 
Dritter 
kräftig in den Localfarben, leuchtend und warm im Tone, manchmal von 
geradezu packender Mächtigkeit des Gefammteindrucks. Da Kaifer Rudolf H. 
eine Reihe feiner Gemälde erworben, fo erklärt es {ich, dafs fie noch heute am 
Siifewäiläer befien in Wien zu Pcudiren iind. In der kaiferl. Galerie diefer Stadt tritt er 
uns von feiner phantaftifchen Seite in der I5 59 warm und kräftig bei noch 
altmodifch hohem Horizonte gemalten Darftellung des Streites des Fafchings 
mit den Faften entgegen, zeigt er {ich uns von feiner idyllifch gemüthlichen 
Seite in der Darftellung eines {tädtifchen Kinderfpielplatzes von 1560, als kraft- 
vollen Sittenfchilderer in den Darftellungen der Bauernhochzeit und des auf 
dem Baume ertappten Knaben, als bibelfeften Erzähler von Gefchichten des 
alten und des neuen Teftamentes in den Darftellungen des babylonifchen Thurm- 
baues und der Kreuztragung Chrifti von 1563. Diefe letztere ilt in ihrer Art 
eine grofsartige Leiftung. Wohl an 200 Perfonen und zahlreiche Roffe kommen 
hier für {ich und als Ganzes zu kräftig abgerundeter Geltung; die Landfchaft 
mit der Stadt links im Hintergrund, dem hohen Felfen im Mittelgrunde und 
dem Calvarienberge oben rechts ift originell gedacht und breit und warm durch- 
geführt, zeigt übrigens im Baumfchlag deutlich die blaugrüne, fein-getupfte 
Manier, durch welche Peter fich von feinem Sohne Jan Brueghel, der fchon 
den büfchelweis-zufammenfaffenden vBaumfchlage liebt, unterfcheidet. Wie ge- 
waltig als Landfchafter P. Brueghel war, zeigt uns diefelbe Sammlung aber in 
ihrer grofsen, klaren, von dem Gegenfatze der fchweren Wolkenfchatten rechts 
zu dem das Ganze durchglühenden Sonnenlichte beherrfchten Gebirgslandfchaft, 
der eine bevorzugte Stelle in der Gefchichte der Landfchaftsmalerei zukommt. 
Kaum minder kräftig und landfchaftlich bedeutend ift die von 1567 datirte 
Darfiellung eines Alpenpaffes mit reicher, hiftorifcher StaHage, die erft im Neubau 
der Wiener Galerie zur Aufhängung kommen foll. Auch die Galerie Liechten- 
Seine Bilder ftein in Wien befitzt einige Bilder des Meifters. Aufserhalb Wiens bewahrt z. B. 
in Neapel, das Neapler Mufeum die von I5 58 datirte treffliche Darfiellung des Gleich- 
niffes von den Blinden und Lahmen (Fig. 444) und eine Allegorie auf die 
inDarmftadr. vKetzereiw von feiner Hand, die Darmftädter Galerie aber befitzt in ihrer fein 
durchgeführten Landfchaft mit der Elfter auf dem Galgen 1), welche das Datum 
1568 trägt, ein echtes Werk der letzten Lebenszeit des Meiflers, dem {ich 
in Florenz. noch die Landfchaft mit dem Bauerntanz in den Uffizien zu Florenz anreiht 
Zwgäfäglffße Die zahlreichen Gemälde, die ihm in anderen Sammlungen zugefchrieben werden, 
{ind von mehr oder minder zweifelhafter Eigenhändigkeit 2); zum Theil {ind es 
offenkundige Werke feines Sohnes, P. Brueghefs des jüngeren. Doch müffen 
gleich hier noch einige Gemälde genannt werden, deren Originale in der Regel 
auf P. Brueghel d. ä. zurückgeführt werden, obgleich es fchwer ift, diefelben 
gifggiägli nachzuweifen. Hierher gehört die fchreckliche Compofition des Triumphes des 
Todes, deren bezeichnetes und von I 597 datirtes Exemplar im Grazer Mufeum 3) 
fchon diefes Datums wegen von der Hand des jüngeren fein mufs, während 
von den beiden anderen Exemplaren, im Madrider Mufeum und in der Galerie 
I) K. v. Mander a. a. 0., I, p. 189. 
2) Ueber Bilder im Antwerpener Privatbefltz Max [Vaofes a. a. 
3) Vgl. Yof. Wajller im Repertorium V (1882), S. 411-413. 
117"
	        
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